Hamburg. Verspätungen und Ausfälle bei der Bahn. 62 Einsätze in Hamburg. Stromausfall in Bremen. Höhere Pegelstände auf St. Pauli erwartet.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte schon am Mittwoch vor dem Sturm- und Tiefdruckgebiet "Klaus" gewarnt, das aus Richtung der Britischen Inseln über Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein gezogen ist. Doch trotz Böen mit Orkanstärke hielten sich die Schäden am Donnerstag in Grenzen.
Das Tempo der zum Teil mit Orkanböen heranrauschenden Front betrug am Donnerstagmorgen bis zu 110 Kilometer pro Stunde (Beaufort Stärke 11) – bis zum Abend ging die Windgeschwindigkeit aber deutlich zurück. Am späten Donnerstag wurden auch die seit dem Nachmittag geltenden Unwetterwarnungen für die Nordseeküste aufgehoben – seit dem späten Abend gelten nur noch Warnungen vor Windböen zwischen 60 und 75 Kilometern pro Stunde (Bft 7 bis 9) – lediglich an der Nordseeküste gibt es noch eine Warnung vor so genanntem "markanten Wetter", in diesem Fall Sturmböen mit bis zu 85 Kilometer pro Stunde (Bft 9).
In den Niederlanden hatte "Klaus" auf seinem Weg gen Elbe bereits für Schäden gesorgt – auch in Hamburg sorgte das Sturmtief für insgesamt 62 wetterbedingte Einsätze, wir die Feuerwehr am Freitagmorgen mitteilte. Vorwiegend ging es dabei um umgestürzte oder entwurzelte Bäume, die Wege versperrten.
Auch die Feuerwehrleute in Schleswig-Holstein waren teils gut ausgelastet: Die Feuerwehr Kiel meldete 60 wetterbedingte Einsätze, in Uetersen im Kreis Pinneberg wurde ein Dach teilweise abgedeckt, dazu kamen ein gutes Dutzend weitere Sturmschäden.
Zugstrecken im Norden gesperrt
Sturmtief Klaus beeinträchtigte auch am Donnerstagabend sowohl den Fern- als auch den Regionalverkehr der Bahn im Norden: Die Strecke Neumünster–Flensburg ist gesperrt, weil sich Gegenstände in der Oberleitung befanden, wie die Bahn mitteilte. Bei den Intercity-Zügen Hamburg–Flensburg–Dänemark komme es zu Teilausfällen. Auch im Regionalverkehr muss weiterhin mit Verspätungen und Ausfällen gerechnet werden, vor allem im Norden Schelswig-Holsteins.
Für die Zugstrecke Hamburg–Hannover konnte die Bahn dagegen eine Teilentwarnung geben. Die Strecke sei wieder eingleisig befahrbar. Auch hielten die Fernzüge wieder in Celle, Uelzen und Lüneburg. Auch die Regionalstrecke Hamburg-Cuxhaven, die wegen Sturmschäden zwischenzeitlich unterbrochen war, konnte am Abend wieder freigegeben werden.
Im Westen Niedersachsens kommt es auch am Abend zu Verzögerungen und Ausfällen, sonst normalisiert sich der Schienenverkehr weitgehend. Schon am Nachmittag war die Strecke im Bereich Deutsch Evern (Landkreis Lüneburg) gesperrt worden. ICE- und IC-Züge wurden umgeleitet und verspäteten sich dadurch um etwa 40 Minuten.
Auf der Strecke Hamburg–Berlin sorgte eine Oberleitungsstörung in Bad Wilsnack für Verspätungen. Auch an der Nordsee gab es Beeinträchtigungen im Bahnverkehr. Intercity-Züge von und nach Norddeich Mole verkehrten in Richtung Rheinland erst ab Leer (Ostfriesland) und in Richtung Hannover erst ab Oldenburg.
Umgestürzte Bäume wurden zudem für die Strecken Lübeck–Puttgarden und Rendsburg–Kiel gemeldet.
Baum stürzt auf Umspannwerk – Stromausfall in Bremen
In Bremen-Nord ist die Stromversorgung großflächig ausgefallen, nachdem ein massiver Baum im Sturm auf ein Umspannwerk gestürzt war. „Wir sind vor Ort mit dem Energieversorger“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Donnerstag. Bis zum Abend konnte der Abend aber behoben werden.
Sturmtief „Klaus“ hatte am Mittag Fahrt in der Region aufgenommen. „Mit dem Wind hat die Einsatzlage deutlich zugenommen.“ Ein umgestürzter Baum stoppte auch einen Regionalzug zwischen Bremen-Burg und -Vegesack. Alle Passagiere blieben unverletzt.
Sturmböen decken Dach in Uetersen ab
Heftige Sturmböen haben in Uetersen (Kreis Pinneberg) eine Dachhaut auf einer Fläche von mehr als 150 Quadratmetern abgedeckt. Die Feuerwehr rückte aus, um den Bereich rund um das zweigeschossige Gebäude zu sichern, da Dachpappe auf die Straße Großer Sand herabzufallen drohte.
Unterstützt durch eine Dachdeckerfirma, zerschnitten die Einsatzkräfte die aufgedeckte Dachpappe und warfen sie Stück für Stück von dem Gebäude.
Kieler Minister warnt: "Jetzt erst recht zu Hause bleiben"
Der Umweltminister Schleswig-Holsteins, Jan Philipp Albrecht, sitzt in seinem Büro im 14-stöckigen Gebäude des Ministeriums Kiel und warnt: "Wenn das eigene Büro anfängt zu wackeln, ist das auch nicht ohne". Er mahnt, man möge zu Hause bleiben.
Großer Ast stürzt auf Hausdach in Rahlstedt
Nun macht sich der Sturm auch in Hamburg deutlicher bemerkbar. An der Stolpmünder Straße in Rahlstedt ist durch den Sturm ein mehrere Meter langer Ast auf ein Hausdach gestürzt. Die Feuerwehr ist bereits vor Ort, befreit das Hausdach und zerlegt den Ast. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Verbindung Hannover–Buchholz unterbrochen
Wegen eines Baumes im Gleis ist die Zugstrecke Hannover–Buchholz zwischen Hodenhagen und Soltau gesperrt. Das teilte das Bahnunternehmen Erixx mit. Züge aus Buchholz wendeten deshalb in Soltau, Züge aus Hannover in Hodenhagen.
Von der Sperrung betroffen ist die Linie RB 38. Ein Busnotverkehr soll eingerichtet werden. Es kommt zu längeren Verspätungen.
Hochbahn fährt mit reduzierter Geschwindigkeit
Die Hamburger Hochbahn hat gegen 15 Uhr die Geschwindigkeit der U-Bahnen, die oberirdisch und auf Strecken mit vielen Bäumen unterwegs sind, vorsorglich herabgesetzt. Die Züge verkehren vorübergehend nur mit maximal 40 km/h. Dadurch könne es zu Verspätungen kommen, teilte das Unternehmen mit.
Feuerwehr muss Bäume und Gebäude sichern
Gegen 14 Uhr verzeichnete die Hamburger Feuerwehr ein gutes Dutzend sturmbedingte Einsätze. Am Küperstieg in Tonndorf lösten sich Metallplatten einer Lüftungsanlage, an der Holsteiner Chaussee in Schnelsen mussten Äste von der Fahrbahn entfernt werden.
Sturm weht Plane in Oberleitung der Bahn in Hamburg
Eine vom Sturm in Hamburg in eine Oberleitung gewehte Plane hat kurzfristig für eine Streckensperrung und Behinderungen im Zugverkehr gesorgt. Die Plane sei zwischen Rothenburgsort und Brooktorkai davon geweht. Das Problem sei aber schnell behoben worden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage. Die Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und Harburg sei wieder freigegeben.
Derweil stürzte zwischen Pinneberg und Elmshorn ein Baum auf die Gleise. Die Nordbahn Eisenbahngesellschaft stellte ihren Betrieb auf der Strecke vorübergehend ein. Auch diverse Regionalzüge der Deutschen Bahn fielen aus. Um 14.11 Uhr wurde die Strecke wieder freigegeben. Es kommt aber noch zu Folgeverspätungen.
Höherer Wasserstand auf St. Pauli erwartet
Nach der Vorhersage des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vom Donnerstag wird das Nachthochwasser in Dagebüll und Hörnum auf Sylt (beide Kreis Nordfriesland) um etwa einen Meter höher als das normale Hochwasser auflaufen. Für Hamburg (St. Pauli) werden 75 Zentimeter bis ein Meter mehr Wasser erwartet.
DWD-Experte: "Bleiben Sie zu Hause"
Das Wetter in Hamburg wird heute bei Temperaturen von sechs bis elf Grad stürmisch, regnerisch und grau. Wie die Auswirkungen von "Klaus" sein werden, ist noch unklar. Der DWD warnte vor Wind mit Tempo 70 bis 90 an Alster und Elbe, teilweise könne die Geschwindigkeit über 100 Kilometer pro Stunde liegen.
Deutsche Bahn wappnet sich für Sturm
Die Deutsche Bahn hat sich bereits gewappnet und vorsorglich Spezialzüge mit dazugehörigem Personal aktiviert, das möglicherweise reißende Oberleitungen schnell reparieren kann. Auch muss der Konzern darauf eingestellt sein, dass Bäume auf die Gleise krachen könnten. Man solle am besten zu Hause bleiben, sagte ein DWD-Sprecher mit Blick auf den Sturm.
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Fähren an der Nordsee fallen aus
Auch die Fähren an der Nordsee sind betroffen. Hier gibt es weitere Informationen dazu. An der Ostsee wird der Sturm dann später erwartet – aber nicht minder heftig. Bis zu 10 Beaufort sind möglich. Die Wyker Dampfschiffs-Reederei hatte bereits angekündigt, dass am Donnerstag die Verbindungen zwischen Schlüttsiel und den Halligen ausfallen.
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Weiterer Sturm am Wochenende steht bevor
Der Deutsche Wetterdienst warnte derweil vor einem weiteren Sturm am Wochenende. Das neue Tief ziehe voraussichtlich am Sonnabend mit Windstärke von 8 bis 9 über das Land. Betroffen seien dann auch die Mitte und der Süden. „Es bleibt weiterhin ruppig“, sagte ein DWD-Meteorologe am Donnerstag.
Ursache für die derzeit kräftigen Winde ist eine sogenannte Westwetterlage. Dabei ziehen Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge vom Nordatlantik über Skandinavien nach Osten und beeinflussen mit ihren Ausläufern auch Deutschland. Sie bringen neben Wind auch Regen und Schauer. Vor allem am Sonntag wird es dadurch ungemütlich: Denn bei Tageshöchsttemperaturen von vier bis neun Grad gehen die Niederschläge in Graupel und Schnee über.