Hamburg. Schon am ersten Wochenende nutzten mehr als 270 Kneipen und Clubs die neue Option und ließen nur Geimpfte und Genesene rein.
Kehrt dem „2G-Optionsmodell“ das Leben in die von Corona geplagten Kneipen und Clubs, Restaurants und Diskotheken zurück? Gleich am ersten Wochenende haben jedenfalls überraschend viele Betreiber und Veranstalter in Hamburg ihr Konzept darauf umgestellt und nur noch Geimpften und Genesenen Zutritt gewährt – dafür aber in erheblich größerer Anzahl.
Bis Sonntag um 18 Uhr hätten 272 Einrichtungen den Behörden gemeldet, dass sie die Option nutzen werden, teilte Senatssprecher Marcel Schweitzer mit. „Die 2G-Option ist eine zusätzliche Möglichkeit für Einrichtungen, die unter den 3G-Regeln nur sehr eingeschränkt oder gar nicht arbeiten können. Die Anmeldelage zeigt, dass es hierfür einen Bedarf gibt und dass viele Einrichtungen diese Option für ihr Geschäft nutzen, um mehr Besucherinnen und Besucher empfangen zu können.“
Corona Hamburg: Tanzen ohne Sperrstunde dank 2G
Unter anderem hat sich die Bar „Freundlich & Kompetent“ in Barmbek-Süd für die 2G-Option entschieden – und schon am Sonnabendnachmittag per Facebook ein paar „wichtige Durchsagen“ an ihre Gäste gesendet: „Wir haben krass Bock auf euch“, stand da. Man öffne zwar erst um 20 Uhr, weil man den Nachmittag brauche, um „auf Partymodus hochzufahren. War ja alles sehr kurzfristig.“ Dafür starte man direkt mit „Clubbetrieb und Tanzi Tanzi“.
Am späteren Abend ist das Maximum von 150 Gästen dann schnell erreicht. Und der Ablauf funktioniert reibungslos. Vor der Bar die Kontrolle von Impf- und Personalausweis, dann Check-In mit der Luca-App. Im Inneren ist von Schüchternheit nach der langen Corona-Pause wenig zu spüren: Der gesamte Laden tanzt, die Maskenpflicht wird aber auch weit nach Mitternacht noch eingehalten – wenngleich sich der Sinn der Auflage den Besuchern hier und andernorts nicht ganz erschließt.
Hamburger Kiez setzt auf 2G
Schließlich darf die Maske ja zum Trinken abgenommen werden – ebenso, wie wenn man „einen festen Platz gefunden hat“, wie die Türsteherinnen sagen. Von Abstand kann in engen Läden wie diesem aber dann trotzdem keine Rede mehr sein. Im Zweifel setzen die allermeisten Gäste hier aber nach jedem Schluck den Mund-Nasen-Schutz wieder auf.
Auch die Diskothek „Noho“ am Nobistor setzte sofort auf 2G: „Darauf haben wir alle über 17 Monate gewartet. Ein kleiner Schritt in Richtung Normalität“, jubelten die Betreiber auf der Homepage. „Wir dürfen wieder tanzen und das ganze ohne Abstände im Noho. 2G macht es möglich.“ Überhaupt war der Kiez schon massiv von der neuen Freiheit geprägt: Ob in „Rosi’s Bar“ oder im „Roschinsky’s“, im „Safari“ oder im „Komet“ – überall war 2G angesagt. „Das ist der erste Tag, an dem wir unser Geld wieder selbst verdienen dürfen“, sagte Wirtin Rosi Sheridan McGinnity.
Senat lässt Veranstaltern die Wahl
Wie berichtet, hatte der Senat am Dienstag das „2G-Optionsmodell“ beschlossen. Demnach dürfen alle Betreiber und Veranstalter seit Sonnabend wählen, ob sie nur Geimpften und Genesenen Zugang gewähren, sich dafür aber an viele Beschränkungen, vor allem hinsichtlich der Auslastung, nicht mehr halten müssen – oder ob sie bei dem 3G-Modell bleiben und auch Gäste empfangen, die „nur“ eine negativen Corona-Test vorweisen können.
Theoretisch können alle Anbieter auch von Tag zu Tag ihr Modell wechseln – je nachdem, ob sie gerade eine geschlossenen Gesellschaft bewirten oder offen für alle Gäste sein wollen. Wichtig ist nur, dass die Teilnahme am 2G-Modell elektronisch gemeldet wird unter http://www.hamburg.de/zwei-g-zugangsmodell-anzeige. Eine gesonderte Genehmigung ist dann nicht mehr erforderlich.
„Die meisten meiner Gäste sind geimpft"
Obwohl der Senat seine Entscheidung eine Woche zuvor angekündigt hatte, war einigen Betreibern die Vorbereitungszeit dann doch zu kurz. „Die meisten meiner Gäste sind geimpft und warten nur darauf, dass sie wieder drinnen sitzen können“, sagte Andreas Neumann, Geschäftsführer der Gaststätte „Hardy’s“ in Hoheluft-West.
Er werde aber erst im Oktober auf 2G umstellen, wenn alle seine Mitarbeiter geimpft sind – das ist in dem Modell nämlich ebenfalls Vorschrift. Mit dem neuen 2G-Modell könnten dann mehr als doppelt so viele Gäste in der Fußball-Kneipe Platz finden. Auch die legendäre Kiezkneipe „Zum goldenen Handschuh“ kündigt im Schaufenster an, im Oktober auf 2G umzustellen.
Nicht alle Veranstalter von 2G überzeugt
Doch längst nicht alle Betreiber sind von dem neuen Konzept überzeugt. So will Martin Ramsauer, Inhaber der Gaststätte „Fasan“ in Hoheluft, bei dem bisherigen 3G-Modell bleiben: „Wir machen weiter so wie bisher.“ Der Gastwirt findet, die Politik gebe nun die Verantwortung an andere ab. „Warum sollen wir entscheiden, wer rein darf und wer nicht? Ich finde, jeder sollte selber entscheiden, ob er sich impfen lassen möchte oder nicht.“
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So sehen das auch die Betreiber der „Bullerei“ im Schanzenviertel, Patrick Rüther und Tim Mälzer. Sie schreiben zum Thema 2G: „Für uns eine Entscheidung, vor der der Senat sich drückt. Sie kann Clubs, Kneipen und Diskotheken einen so lang ersehnten Hauch von Normalität ermöglichen. Für uns bedeutet sie die Ausgrenzung von Gästen. Nichtgeimpften, Nichtdurchgeimpften, Schwangeren, manchen Allergikern und anderen.“ 3G funktioniere seit Monaten gut, daher bleibe man dabei, zumal viele Reservierungen unter diesen Bedingungen getätigt worden seien. Mälzer und Rüther betonen dennoch, dass sie beide geimpft seien.
In Astor Film Lounge gilt weiterhin 3G
Auch in der Astor Film Lounge HafenCity am Sandtorkai gilt weiterhin 3G. Über eine eventuelle Umstellung auf 2G sei noch nicht entschieden. Ebenso in den Hamburger Kinos der Cinemaxx-Kette: „Weiterhin gilt bei uns die 3G-Regelung“, heißt es auf der Homepage.
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Bezirksämter und Polizei haben am Wochenende in verschiedenen Stadtteilen die Einhaltung der Corona-Regeln kontrolliert. Größere Verstöße wurden lediglich auf dem Kiez festgestellt. Dort mussten eine Bar am Hans-Albers-Platz, sowie zwei Clubs, auf der Reeperbahn und der Großen Freiheit, schließen, weil sie sich nicht an die Auflagen, teilweise die neue 2G-Regel, gehalten hatten.
Corona: Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg gestiegen
So wurden Verstöße durch das Personal oder umgeimpfte und nicht genesene Personen festgestellt. Die Betreiber müssen mit einem Bußgeld rechnen.
Unterdessen ist die Sieben-Tage-Inzidenz minimal angestiegen. Lag sie am Freitag noch bei 87,1, stieg sie bis Sonntag auf 89,6. In den Krankenhäusern werden 112 Covid-Patienten betreut, darunter 43 auf Intensivstationen – diese Daten wurden seit Freitag nicht aktualisiert.