Hamburg. Ärzte empfehlen den Impfstoff von Johnson & Johnson. “Hinz und Kunzt“ begrüßt die Corona-Pläne, doch die Lieferung macht Probleme.
Die Obdachlosen in Hamburg sollen mit dem Impfstoff des amerikanischen Herstellers Johnson & Johnson gegen das Coronavirus geimpft werden. Nach Abendblatt-Informationen sind das die auch von Ärzten empfohlenen Pläne für diese schützenswerte Gruppe. Der Vorteil bei Johnson & Johnson ist, dass es nur einer Spritze bedarf, um den vollen Impfschutz zu erlangen. Wie ein führender Impfarzt dem Abendblatt sagte, komme diese Qualität der Zielgruppe entgegen.
„Wenn man Biontech oder Astrazeneca verwendet, muss nach sechs oder zwölf Wochen die zweite Dosis geimpft werden. Das könnte bei Obdachlosen schwierig werden. Man kann sich schwerlich darauf einigen, dass man sich in sechs Wochen an diesem oder jenem Ort irgendwo in Hamburg wieder trifft.“ Auch ist das Handling des Impfstoffes von Biontech sehr aufwendig. Die mobilen Teams, die derzeit zum Beispiel Pflegebedürftige in ihren Wohnungen impfen, haben zwar Erfahrung damit. Doch genaue Terminabsprachen und Kühlketten sind hier planbar.
Obdachlose impfen: Das sagt "Hinz und Kunzt"
Bei Obdachlosen sei in dieser Hinsicht nicht immer von einer Zuverlässigkeit auszugehen, sagte auch Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter beim Straßenmagazin „Hinz und Kunzt“. Die Sozialbehörde bestätigte die Pläne. Man werde nach Eingang der Lieferungen von Johnson & Johnson entscheiden, wie verfahren werde.
Das Serum von Johnson & Johnson wird in den kommenden Wochen in Hamburg erwartet. Bis Juni sollten rund zehn Millionen Dosen nach Deutschland kommen. Derzeit gibt es allerdings einen Lieferstopp in die Europäische Union, weil das Mittel in den USA wegen möglicher Nebenwirkungen vorerst nicht eingesetzt wird.
Lieferstopp bei Johnson & Johnson
Karrenbauer begrüßte die Pläne, Obdachlose mit nur einer Spritze zu immunisieren. Auch unter Obdachlosen gebe es wie sonst in der Bevölkerung einige, die eine Impfung ablehnten. Andere würden sie herbeisehnen. Das sei eine persönliche Einstellung. Für einige Verkäufer von „Hinz und Kunzt“ sei das Geschäft wegen des Lockdowns komplett eingebrochen. Andere, vor allem vor Supermärkten, verkaufen wie bisher.
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Schwierig sei nach wie vor die Situation in den Großunterkünften. Sobald es wärmer werde, erwartet Karrenbauer wieder deutlich mehr Obdachlose sichtbar im Stadtbild. Viele, die auf der Straße leben, nutzen die Unterkünfte nur als Notlösung, weil sie Angst vor Aggressionen haben und „die eigene Situation dort gespiegelt“ bekommen, was sie psychisch sehr belaste. Deshalb hätten Wohnungslose, die derzeit dezentral in Hotels untergebracht seien, auch Bedenken, in eine Dauerunterkunft von Fördern und Wohnen zu wechseln. Dort müssten sie ebenfalls mit Schicksalsgenossen zusammenleben.