Hamburg. Bei dem Projekt geht es um virtuelle Realitäten. Verträge sind bereits unterschrieben. Frederik Braun verrät Einzelheiten.
Im Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt stehen große Neuerungen bevor. Die größte Modelleisenbahn der Welt wächst nicht nur ins Nachbargebäude, wo gerade Südamerika entsteht. Die Modellbauer kratzen jetzt auch am Eingangstor zur Unendlichkeit: Frederik Braun und sein Bruder Gerrit, die das Miniatur Wunderland 2001 gegründet haben, wollen die virtuelle Welt erobern.
Der Plan: Im Speicher L der Speicherstadt soll künftig ein rund 30 Minuten langer Ausflug die Besucher in eine computeranimierte Geschichte eintauchen und real in ihr agieren lassen.
Neue Attraktion in Hamburg: Verträge schon unterschrieben
"Im stillen Kämmerchen haben wir an einer großen Idee für die Zeit nach Corona gearbeitet. Gemeinsam mit dem Europa-Park in Rust (Schwarzwald) haben wir die Idee entwickelt", sagt Frederik Braun. "Es ist einfach nur wow! Es fühlt sich unfassbar gut an, an etwas ganz komplett Neuem zu arbeiten. Letzte Woche haben wir beschlossen, es gemeinsam umzusetzen und die Verträge unterschrieben."
Das technische Knowhow kommt aus dem laut Braun "genauso verrückten" Schwarzwälder Familienunternehmen Mack, das sich mit virtuellen Welten auskennt. Die Geschichte, die die Besucher durchleben können, kommt im Wesentlichen aus Hamburg und wird gerade entwickelt.
Miniatur Wunderlands: Besucher bekommen Hi-Tech-Helm auf
„Wir wollen mit neuester Technik die Grenzen der Naturgesetze aufheben und Erlebnisse mit fantastischen Wesen und überirdischen Perspektiven erzeugen“, sagte Michael Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Parks.
Der Besucher bekommt einen Hi-Tech-Helm auf, zieht Rucksack und Handschuhe an. Im Helm steckt eine Art Brille, die statt Gläser Computerbildschirme hat. Sie starten die Geschichte. Die eingespielten Bilder passen sich den Bewegungen der Person an und umgekehrt, so dass die realen Bewegungen in die computeranimierte Geschichte einfließen.
Neue Attraktion im Miniatur Wunderland im Januar startklar
Im Helm sorgen Kopfhörer für die passende Akustik. Wie in einem Computerspiel an der Konsole werden dem realen Besucher im Miniatur Wunderland virtuelle Hindernisse und Aufgaben begegnen, die er naturgemäß bewältigen will und sich deshalb im realen Besucherraum entsprechend bewegt.
"Möglicherweise schon Ende des Jahres oder realistischerweise vielleicht doch erst im Januar 2022", so Braun, soll die neue Attraktion startklar sein und unabhängig vom Besuch des Miniatur Wunderlandes gebucht und genossen werden können. Wieviel Eintritt das kosten soll, ist noch unklar.
Virtuelle Geschichte soll zum Miniatur Wunderland passen
Auch die Geschichte, die der Computer dem Besucher vorgaukeln wird, ist noch nicht annähernd fertig. Sie solle aber zum Wunderland passen und werde mutmaßlich mit dem Gegensatz von Groß und Klein spielen, hieß es. Im Sommer werde man klarer sehen.
Die gleiche virtuelle Erlebniswelt, die der Besucher in der Speicherstadt betreten können wird, ist dann auch im Schwarzwald offen für Schaulustige. In der Sphäre des Phantasie ist die Wiederholung oder Verdoppelung von Ereignissen kein Problem.
Braun-Brüder hoffen, Mitte Mai wieder öffnen zu können
Auch im klassischen Feld der Miniatur-Eisenbahner geht es zu neuen Ufern. Der Brückenschlag zum Nachbargebäude ist vollbracht, jetzt wird der Speicher L renoviert und die Haustechnik fit gemacht. Dort entsteht Südamerika im dritten Obergeschoss.
Weite Teile davon hat das Hamburger Team bereits im Winter mit gleichgesinnten in Buenos Aires gebaut, die größeren Bauteile sind in Hamburg eingelagert und warten darauf, installiert zu werden. Am Karneval wird noch gearbeitet.
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Auch ein Weltrekord des Miniatur-Wunderland-Teams fiel in die Corona-Zeit. Kein simulierter Massen-Lockdown in der Spur H0, sondern eine gediegene Fahrt mit Gute-Laune-Musik. Im März bereits durcheilte ein Miniatur-Sonderzug Europa von Skandinavien bis Italien und spielte, beladen mit unterschiedlich befüllten Weingläsern auf den Waggons, ein Medley der Gassenhauer von Mozart, Beethoven & Co. "Longest melody played by a model train" heißt die neue Bestmarke, die jetzt im Guinnessbuch der Rekorde vermerkt ist – und Hamburgs Ruhm in der Welt mehren wird.
Im Video: Miniatur Wunderland holt Weltrekord nach Hamburg
Wann das Miniatur Wunderland wieder öffnen wird, ist noch nicht ganz raus. Den rechtlichen Rahmen ausschöpfen wollen die Brauns nicht. "Es muss sich gut anfühlen, für die Besucher, aber auch für uns", sagte Braun. Seine Hoffnung peilt Mitte Mai an. Mit zu normalen Zeiten rund 1,4 Millionen Besuchern im Jahr zählt das Miniatur Wunderland zu den größten Touristenattraktionen der Hansestadt.