Hamburg. Die Aktion „Kleben für Hamburger Kulturschaffende“ ist erfolgreich gestartet. Die Macher hoffen auf 100.000 Euro Erlös.

Es ist inzwischen ein Ritual: Jeden Tag karrt Michael Kukemüller mit einem Rollgitterwagen die Kartons vom Büro seines Arbeitgebers Juststickit an der Hein-Hoyer-Straße zum Kiosk mit angeschlossenem Paketshop an der Reeperbahn/Ecke Davidstraße. Der Mann mit Vollbart und Mütze verschwindet fast hinter den gestapelten Boxen.

Drin stecken Panini-Alben, Klebebilder und eine sehr kreative Idee namens „TeamHamburg“. Geklebt werden können mehr als 200 Persönlichkeiten der Hansestadt – von A wie Künstler Michel Abdollahi bis Z wie Sänger Rolf Zuckowski. Der Gewinn aus den Verkäufen der Sticker und Alben fließt an Hamburger Kulturschaffende, deren wirtschaftliche Not durch die Folgen der Pandemie immer größer wird.

Panini: Auch am Wochenende wurden Kartons gepackt

Entwickelt haben das Projekt Oliver Wurm und Alexander Böker, die mit ihrer Firma Juststickit bundesweit mehr als 50 Panini-Alben produziert haben. Mit der Kollektion „Hamburg sammelt Hamburg“ fing 2009 alles an, am Ende verkauften die Unternehmer 1,5 Millionen Tütchen mit 7,5 Millionen Bildchen.

Die Begeisterung, die derzeit rund um das Charity-Album „Team Hamburg“ in der Stadt herrscht, haben jedoch beide noch nicht erlebt. Auch dank Solidaritätsappellen von Künstlern wie Udo Lindenberg und Unternehmern wie den Miniatur-Wunderland-Chefs Frederik und Gerrit Braun in den sozialen Netzwerken gibt es einen regelrechten Ansturm. In wenigen Tagen gingen mehr als 1400 Bestellungen ein.

Etliche Seniorenstifte unter den Bestellern

„Das ist der totale Wahnsinn“, sagt Böker. Auch am Wochenende packte das Team Kartons, um der Flut von Bestellungen Herr zu werden. Neben Kindern, die mit ihren Eltern sammeln, waren auch etliche Seniorenstifte unter den Bestellern. 500.000 Sammeltütchen und 50.000 Alben druckten die Macher zum Start. Und nach dem erfolgreichen Auftakt sind Böker und Wurm optimistisch, dass sie das ehrgeizige Ziel von 100.000 Euro für die Kulturschaffenden erreichen können.

Doch so sehr sich die beiden auch über jede Bestellung freuen, so sehr hoffen sie, dass die Panini-Fans in den nächsten Tagen verstärkt die Kioske aufsuchen. Denn auch diesen kleinen Läden, die ebenfalls unter der Pandemie leiden, hilft jeder Kunde. Und Wurm und Böker würden etwas entlastet.

Hamburger Promis tragen obligatorische Masken

Der Clou der Aktion: Auf den Stickern tragen die Hamburger Persönlichkeiten die obligatorischen Masken, die Porträts in den Alben sind dagegen maskenfrei.

Udo als Panini-Sticker: Auch Udo Lindenberg unterstützt das Album.
Udo als Panini-Sticker: Auch Udo Lindenberg unterstützt das Album. © Juststickit | JUSTSTICKIT

Beteiligt an der Aktion ist auch MenscHHamburg­. Der 2011 gegründete Verein akquirierte zunächst vornehmlich Spenden für das jährliche Benefiz-Fußballspiel „Kicken mit Herz“ des UKE. Inzwischen organisiert und unterstützt MenscHHamburg Projekte wie den Welttrinkgeldtag oder „Moin moin Refugees“, eine Aktion zugunsten von Flüchtlingen, die in der Hansestadt eine neue Heimat finden wollen.

Unterdessen haben die Macher die ersten Nachrichten von Sammlern erreicht, dass sie ihr Album vollgeklebt haben. Wer ein vollständiges Album vorweisen kann, nimmt an einer Verlosung teil.

Alben und Bilder wird es weiterhin zu kaufen geben.

Zu gewinnen gibt es ein Gemälde von Udo Lindenberg, viele Karten für Konzerte und Sportveranstaltungen (sobald diese nach der Pandemie wieder möglich sind) bis zu einem Fotoshooting mit TV-Talker Markus Lanz, der sich auch als Fotograf einen Namen gemacht hat.

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Alben und Bilder wird es noch bis mindestens Mai zu kaufen geben. „Einsteigen lohnt sich also noch. Jedes Tütchen hilft“, sagt Böker. Förderanträge können Kulturschaffende auf der Seite www.juststickit.de stellen. Eine unabhängige Jury wird entscheiden, wer wie viel Geld bekommt.

Andere Großstädte wollen ähnliche Aktionen starten

Inzwischen haben sich mehrere deutsche Großstädte bei Böker und Wurm mit der Frage gemeldet, ob sie eine ähnliche Solidaritätsaktion auch für sie entwickeln könnten. „Das würde uns aber endgültig überfordern“, sagt Wurm mit Blick auf die fast im Minutentakt eingehenden Bestellungen. Denn auch dies ist eine Erkenntnis der Macher: Panini-Sammler sind freundlich, aber ungeduldig. Trifft die Bestellung nicht einen Tag später ein, rufen sie an.