Hamburg. Schwere Vorwürfe gegen Mirko Streiber und Alexandra Klein. Diese wiesen die Anschuldigungen intern aber deutlich zurück.
Nach der Affäre um die Soko „Cold Cases“ gibt es erneut Aufregung bei der Hamburger Polizei: Nach Abendblatt-Informationen hat der ehemalige Leiter der Einheit für ungelöste Kriminalfälle, Steven Baack, nun Strafanzeige gegen zwei prominente Funktionäre erstattet – LKA-Chef Mirko Streiber und Kriminaldirektorin Alexandra Klein. Er wirft ihnen schwere Vergehen vor. Auf Anfrage wollten sich Streiber und Klein nicht zu der Strafanzeige äußern. In Polizeikreisen heißt es, dass sie die Anwürfe als völlig haltlos erachten.
In der Strafanzeige, die dem Abendblatt vorliegt, ist von einem „Verdacht der Verfolgung Unschuldiger“ die Rede. Das Opfer der Straftat sei Baack selbst. Hintergrund: Nachdem Baack als Soko-Chef wegen Vorwürfen auf „verbotene Ermittlungsmethoden“ abgesetzt worden war, hatte der damalige LKA-Vize Streiber eine Arbeitsgruppe geleitet, die den Vorgang aufklären sollte. In zwei Berichten dieser Arbeitsgruppe war dann auch von möglichen Straftaten durch Baack die Rede. Die Staatsanwaltschaft sah später aber keine ausreichenden Indizien dafür, dass Baack tatsächlich und vorsätzlich das Recht gebrochen habe.
Baack wirft Hamburger Kriminaldirektorin Nötigung vor
Baack wirft Streiber nun vor, in seinem Bericht entlastende Aspekte bewusst verschwiegen zu haben. Tatsächlich hatte es ein dreistündiges Gespräch zwischen Baack, Streiber und einem weiterem Beamten der Aufklärungsgruppe gegeben. Entlastende Angaben daraus habe Streiber jedoch nicht berücksichtigt, wie Baack damals bereits gegenüber Vertrauten beklagte – er solle offenbar als „Sündenbock“ für Versäumnisse im LKA herhalten. Streiber wies das intern ebenfalls frühzeitig zurück.
Mit Alexandra Klein war Baack vor der Affäre um die Soko eng befreundet. In der Strafanzeige wirft er ihr nun einerseits „Nötigung als Amtsträgerin“ vor, weil sie ebenfalls Mitglied der Aufklärungsgruppe war – und ihn unangemessen unter Druck gesetzt habe. Zweitens habe sie sich als ehemalige Chefin der Soko „Castle“ selbst mutmaßlich strafbar gemacht, weil sie Taten einem Einbrecher zurechnete, obwohl dieser dafür nicht verantwortlich gewesen sein könne. Auch Klein hatte diese Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Für die Prüfung der Strafanzeige sind nun das Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) und die Staatsanwaltschaft zuständig.
Baack inzwischen Schutzpolizist in Hamburg
Baack war nach seinem Rauswurf als Soko-Chef in der Innenbehörde tätig und ist inzwischen Schutzpolizist. Aus seinem Umfeld ist weiter von „großer Enttäuschung“ darüber die Rede, dass er im Stich gelassen worden sei. Streiber und Klein wurden dagegen inzwischen befördert. In Polizeikreisen wird Baack als „tragische Figur“ betitelt. Die nun vorgebrachten Vorwürfe seien teilweise bereits überprüft worden. Ein Komplott gegen Baack habe es nicht gegeben.
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Im Zuge der Affäre untersuchte eine zweite Arbeitsgruppe auch Fehler der LKA-Führung. Das Abendblatt enthüllte unter anderem Dokumente, die mangelnde Aufsicht und Ausstattung der Soko belegten. Im August 2019 wurde der damalige LKA-Chef Frank-Martin Heises schließlich ebenfalls entlassen und Mirko Streiber sein Nachfolger. Der Bericht der zweiten Arbeitsgruppe liegt bis heute im Präsidium unter Verschluss.