Hamburg. Nach sieben Monaten gibt es wieder kompletten Präsenzunterricht an den Schulen. Das letzte Wort haben aber die Eltern.

Die lange Zeit des Wartens ist vorbei: Vom kommenden Montag, dem 31. Mai, an sollen alle Schülerinnen und Schüler in den kompletten Präsenzunterricht nach Stundenplan an die Schulen zurückkehren. Das bedeutet: Nach sieben Monaten ganz ohne oder mit stark eingeschränktem Unterricht in der Schule kehren die Kinder und Jugendlichen wenigstens für gut drei Wochen in die Klassen zurück, ehe die Sommerferien beginnen.

„Ich freue mich, dass die niedrigen Infektionszahlen jetzt weitere Spielräume für Hamburgs Schülerinnen und Schüler eröffnen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD), der zugleich warnte: „Wir wollen vorsichtig bleiben: Alle Hygienemaßnahmen bleiben in Kraft. Das gilt insbesondere für die umfangreiche Testpflicht, die Maskenpflicht und die Pflicht zum regelmäßigen Lüften der Klassenräume.“

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Präsenzunterricht wieder in allen Fächern

Der Unterricht soll wieder in allen Fächern stattfinden – also auch in Sport und Musik. Auch das Schulschwimmen in den Grundschulen soll wieder anlaufen. Allerdings gelten für diese Fächer besondere Hygieneregeln und Einschränkungen.

Auf die Schulen kommen wegen der Kurzfristigkeit der Ankündigung zahlreiche organisatorische Aufgaben in den kommenden Tagen zu. Alle Beteiligten – Kollegien, Eltern und die Kooperationspartner der Ganztagsangebote – müssen eingebunden werden. Mit den Caterern müssen Vereinbarungen über die Essenslieferungen geschlossen werden. In begründeten Einzelfällen sollen Schulen auch am Montag und Dienstag der kommenden Woche noch nicht den kompletten Regelunterricht wieder aufnehmen müssen. Das Ziel ist jedoch, dass spätestens am 2. Juni an allen Schulen der Unterricht nach Stundentafel in allen Klassenstufen wieder stattfindet.

Präsenzpflicht bleibt weiter ausgesetzt

Erst seit dem 17. Mai sind alle Schülerinnen und Schüler in den Wechselunterricht zurückgekehrt, lernen also etwa zur Hälfte in der Schule. Zuvor galt dieses Angebot nur für die Grundschulen sowie die Abschlussklassen. Rabe sieht sich mit dem letzten Öffnungsschritt im Gleichklang mit weiteren Bundesländern. Auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen werden die Schulen wieder in den kompletten Präsenzunterricht gehen oder haben das bereits getan.

Die Präsenzpflicht – also die Pflicht zum physischen Schulbesuch – bleibt weiterhin ausgesetzt. Das bedeutet, dass Eltern entscheiden können, ob sie ihr Kind in die Schule schicken oder es beim Homeschooling bleibt. Damit soll besonderen gesundheitlichen Risiken in Familien Rechnung getragen werden. Klassenfahrten bleiben in diesem Schuljahr verboten. Die Schulen können aber Tagesausflüge in die nähere Umgebung organisieren, wobei Hygieneregeln und Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten sind. 

Hamburger Einwohnerzahl neu berechnet

Basis für die Entscheidung des Senats sind die weiterhin rückläufigen Infektionszahlen. Am Mittwoch sank die Inzidenz, die angibt, wie viele Ansteckungen pro 100.000 Einwohner es binnen sieben Tagen gab, von 37,3 auf 31,3 ab – der niedrigste Wert seit dem 5. Oktober. Anfang April hatte er noch bei 160 gelegen. Hauptgrund für den aktuellen Rückgang: Mit 76 neuen Corona-Fällen wurden 114 weniger verzeichnet als vor einer Woche.

Einen minimalen Einfluss hatte zudem, dass die Stadt für ihre Berechnungen eine aktuellere Einwohnerzahl zugrunde legt: Ab sofort gilt der Stand vom 31. Dezember 2020, als exakt 1.904.444 Hamburgerinnen und Hamburger in der Stadt gemeldet waren. Zuvor war mit einer Einwohnerzahl von 1.899.160 gearbeitet worden. Die Auswirkungen sind allerdings gering: Galt bislang, dass ab 950 Neuinfektionen in sieben Tagen der Inzidenzwert 50 überschritten wird, ist das künftig erst ab 953 der Fall.

Lage in den Hamburger Kliniken entspannt sich

Aufgrund der sinkenden Fallzahlen hatte sich auch die Lage in den Hamburger Krankenhäusern zuletzt deutlich entspannt. Am Mittwoch stiegen die Zahlen leicht an: Mit 129 Covid-19-Pa­tienten wurden drei mehr stationär behandelt als vor Pfingsten. 62 von ihnen (plus zwei) mussten intensivmedizinisch betreut werden. Neue Todesfälle gab es nicht. Wie die Sozialbehörde mitteilte, sind zudem keine aktiven Corona-Fälle unter den Bewohnerinnen und Bewohnern der Hamburger Pflegeeinrichtungen bekannt.

Vor dem Hintergrund der sich positiv entwickelnden Infektionslage in der Hansestadt forderte die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft „zeitnah weitere Öffnungsschritte“. Außer den Schulen müssten jetzt auch die Kitas wieder in den Regelbetrieb mit regelmäßigen Tests unter Einhaltung der Hygieneregeln übergehen, so Fraktionschef Dennis Thering. „Zusätzlich fordern wir den rot-grünen Senat auf, bereits jetzt die Öffnungen der Innengastronomie, Hotels, der Fitnessstudios und ähnlicher Einrichtungen für geimpfte, genese und getestete Bürgerinnen und Bürger unter strengen Hygienevorschriften vorzubereiten und bereits ab spätestens kommender Woche zuzulassen. Die Hamburgerinnen und Hamburger haben in den letzten Tagen erneut gezeigt, dass es durch Disziplin und Einhaltung der Maßnahmen zu sicheren und geordneten Öffnungen kommen kann.“ Jetzt gelte es, Stück für Stück zur Normalität zurückzukehren.

Beratung über weitere Schritte am Freitag

Der Senat will am morgigen Freitag in einer Sondersitzung über mögliche weitere Schritte beraten, die dann vermutlich vom 2. Juni an gelten werden. Für diese dritte Stufe der Öffnung hatte der Senat in Aussicht gestellt, dass im Bereich Sport und Veranstaltungen wieder mehr möglich sein soll, dass die Theater wieder öffnen dürfen, Kitas uneingeschränkt öffnen können und die Kontaktbeschränkungen weiter gelockert werden. Erst in einem weiteren Schritt sollen dann Innengastronomie und Tourismus wieder erlaubt sein.