Hamburg. Paul-Ehrlich-Institut zu Hamburger Impf-Skandal: Dritt- oder Viertimpfung weniger gefährlich als Omikron-Variante des Coronavirus.

Drei Wochen nach der zwangsweisen Schließung eines Corona-Impfzentrums im Hamburger Hauptbahnhof hat die Sozialbehörde Impfkandidaten von dort empfohlen, sich ein weiteres Mal impfen zu lassen. Allerdings gibt die Behörde diesen Rat nicht selbst ab, sondern informiert die Betroffenen über die Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts. In dem Schreiben heißt es unter anderem: „Sie hatten Anfang Dezember eine Corona-Schutzimpfung in einer Einrichtung am Hamburger Hauptbahnhof erhalten. Das Amt für Gesundheit hat das Paul-Ehrlich-Institut um Beratung zu Nutzen und Risiken einer erneuten Auffrischungsimpfung gebeten. Das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt, alle Personen, die mit den fraglichen Dosen geimpft bzw. geboostert wurden, erneut zu impfen.“

Diese Kommunikation verwundert und verunsichert die Impfkandidaten. Sie haben sich in der Annahme, dort laufe alles korrekt, in der Wandelhalle gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Die privatärztlich betriebene Einrichtung hat mindestens zum Teil auf eine Aufklärung und medizinisch überwachte Ruhepausen nach dem Impfen verzichtet.

Impfzentrum im Hauptbahnhof: Hygieneregeln missachtet?

Nicht immer soll ein Arzt vor Ort gewesen sein. Die Hygieneregeln sollen missachtet worden sein. Es habe sogar ein „erhöhtes Infektionsrisiko“ gegeben. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung.

Die Sozialbehörde referiert den Fernbefund des Paul-Ehrlich-Instituts: „Es gäbe bisher keine Hinweise auf ein erhöhtes Sicherheitsrisiko nach einer Drittimpfung, jedoch auf einen deutlichen potenziellen Nutzen für die Impflinge. Deshalb sei eine Impfung anzuraten. Bei einer Viertimpfung müsse das potenzielle Risiko möglicher Impfreaktionen oder schwererer Nebenwirkungen nach Impfung der betroffenen Personen abgewogen werden gegenüber dem potenziellen Risiko eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung bei einem unvollständigen oder nicht vorhandenen Impfschutz. Da hier das Risiko einer Covid-19-Erkrankung deutlich höher zu bewerten sei, auch im Hinblick auf die erhöhte Übertragungsrate der Delta- und Omikronvarianten, als mögliche Nebenwirkungen durch eine weitere Impfung, sei es angeraten, auch eine potenzielle Viertimpfung zu geben.“

Betroffene brauchen Dritt- oder Viertimpfung

Das heißt: Wer im Hauptbahnhof geimpft wurde, sollte dem nicht trauen und sich nachimpfen lassen. „Ich habe ein ungutes Gefühl“, sagte einer der Impfkandidaten dem Abendblatt. „Die Behörde wälzt die Verantwortung auf die Geimpften ab.“ Die Sozialbehörde erklärte dem Abendblatt gegenüber, es gebe nichts Neues. Das Paul-Ehrlich-Institut teilte mit, falls es etwas mitzuteilen habe, würden zunächst die Hamburger Behörden informiert.

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Ob die Kühlketten beim Impfstoff eingehalten wurden, ist ungewiss. Die Betreiber beteuern: ja. Einige der Impfkandidaten vom Hauptbahnhof haben bis heute keine Behörden-Information erhalten. Ob überhaupt Adressen von allen existieren, ist fraglich. Wurde Impfstoff sichergestellt und untersucht? Sind Zeugen und Beschuldigte vernommen worden? Im Impfskandal vom Hauptbahnhof gibt es zurzeit mehr Fragen als Antworten.