Hamburg. In dem Wohnviertel soll ein Bebauungsplan geändert werden. Bezirk will „städtebaulichen Hochpunkt“ mit 18 statt zehn Geschossen.

Perigon“ heißt ein geplantes Gebäude im Pergolenviertel, an dem sich gerade die Geister scheiden. Es soll aus zwei Baukörpern mit elf und 18 Geschossen und insgesamt 380 neuen Wohnungen bestehen, darunter 200 geförderte Studentenapartments, 20 Apartments für „Hier wohnt Hamburgs Jugend“, einer Kita mit 100 Plätzen, einem Nahversorger und Praxisflächen.

Eigentlich war der Komplex an der Hebebrandstraße zunächst zehngeschossig geplant und wäre 32 Meter hoch gewesen. Eigentlich – jedenfalls stand es so im Bebauungsplan. Jetzt sollen es etwa 60 Meter werden.

Der Bebauungsplan soll jetzt geändert werden, um das Vorhaben umsetzen zu können. Dadurch fühlen sich etliche Bewohner getäuscht, die sich bereits eine Wohnung in einem der fertiggestellten Häuser in der Nachbarschaft gekauft oder gemietet haben. Sie wurden auf die geänderten Pläne offenbar erst im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung im April und der digital stattfindenden Plandiskussion Ende Mai aufmerksam.

Anwohner im Pergolenviertel gegen Hochhaus

Beim Bezirksamt gingen daraufhin Stellungnahmen von etlichen Nachbarn ein. Vor allem Anwohner aus dem Winterlindenweg befürchten eine Verschattung, eine Einbuße der Lebensqualität und eine nicht zum Viertel passende Dominanz des Hochhauses. Außerdem kritisieren sie, dass sie zu spät informiert wurden. Auch der Eigentümer des denkmalgeschützten Stationsgebäudes auf der anderen Seite des S-Bahn-Gleise hat Bedenken angemeldet.

Das Bauwerk, in dem lange das „Schach-Café“ war, liegt nur knapp 70 Meter vom Hochhaus entfernt. Der Eigentümer hält den Bau des Hochhauses für unzulässig, weil der unter anderem gegen den denkmalrechtlich verankerten Umgebungsschutz verstoße. Laut Bezirksamt, das jeden Einwand kommentiert hat, wurde im Juli 2020 das Denkmalschutzamt befragt. Das sieht benachbarte Baudenkmäler – zu denen einige Bürohäuser in der City Nord und der Stadtpark gehören – tatsächlich beeinträchtigt, hält aber die Schwelle zur „wesentlichen Beeinträchtigung“ für nicht überschritten.

Bezirksamt weist Vorwürfe zurück

In einer weiteren Bemerkung verweist das Bezirksamt darauf, dass der Bezirk das Recht habe, Bebauungspläne zu ändern. Auch die Bedenken einer möglichen Verschattung möchte es ausräumen. Es werde ein Verschattungsgutachten erstellt, eine mögliche Beeinträchtigung sei jedoch nur in den Morgenstunden denkbar. Da die Distanz zwischen dem „Perigon“ und dem restlichen Pergolenviertel etwa 80 Meter betrage sowie eine von zwei Baumreihen flankierte künftige Parkanlage dazwischenliege, gehe man nicht von einer Verschlechterung der Lebensqualität aus.

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Auch den Vorwurf, nicht rechtzeitig informiert zu haben, lässt das Bezirksamt nicht gelten. „Alle Planungsschritte wurden stets der Öffentlichkeit kommuniziert und Hintergründe zur Planung offengelegt.“ Die Entwicklung der Bebauung des 0,65 Hektar großen Grundstücks sowie das Wettbewerbsergebnis, für dessen Umsetzung jetzt die Änderung des Bebauungsplanes notwendig ist, sei mehrfach im Stadtentwicklungsausschuss thematisiert worden. Die Bewohner hätten sich informieren können.

Bezirk spricht von städtebaulichem Hochpunkt

Und warum muss das Gebäude überhaupt höher werden als geplant? „Schon im Vorfeld des ursprünglichen Bebauungsplanverfahrens 2012 wurde das Ziel verfolgt, hier einen städtebaulichen Hochpunkt zu realisieren“, sagt Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz. Das Pergolenviertel sollte auch aus der Umgebung heraus sichtbar sein, zudem wollte man ressourcen- und flächensparender bauen. Dieses Ziel sei zunächst durch die Höhenbegrenzung des Flughafens eingeschränkt worden, die später angehoben wurde.

Nicole Müller, Geschäftsführerin der Bauherrin Wohnkompanie Nord, verweist darauf, dass die Entwicklung des Projekts in enger Abstimmung mit dem Oberbaudirektor und dem Bezirksamt Hamburg-Nord entstanden sei. Der zehngeschossige Baukörper im Bebauungsplan wäre eher ein Platzhalter für einen später zu entwickelten Entwurf gewesen. „Es gab viele Nutzungsanforderungen an das Gebäude, die ohne eine größere Höhe nicht umsetzbar gewesen wären“, sagt sie.

Hochhaus im Pergolenviertel soll 2023 fertig sein

Neben den geförderten Studentenapartments wird es 20 Wohnungen für Jugendliche sowie 159 Mietwohnungen für Singles, Paare und Familien geben. Die Kita zieht in einen von den Gebäudeflügeln umschlossenen Flachbau, dessen begrüntes Dach zum Spielen genutzt werden kann. Außerdem wird es einen Nahversorger, Flächen für Praxen und stadtteilnahe Nutzung sowie eine zweigeschossige Tiefgarage geben.

Ende 2023 soll das neue Winterhuder Hochhaus fertig sein. Das Bezirksamt verweist darauf, dass bei einer weiteren öffentlichen Auslegung im August/September erneut Einwände abgegeben werden können.