Hamburg. Egal, bei welchem Wetter: Viele Hamburger besuchten Restaurants und Kneipen im Freien. Dehoga stellt weitere Forderungen.
Geöffnete Café-Terrassen und Lokale auf den Anlegern sind gut für das Gemüt – ganz egal, ob es draußen zwischendurch stürmt oder nieselt. Das zeigte sich am Wochenende, als Restaurants, Kneipen und Bars nach fast siebenmonatiger Schließzeit zumindest im Freien wieder öffnen durften. Die Nachfrage war groß, trotz des wechselhaften Wetters waren die Lokale meist gut ausgelastet. Man hatte den Eindruck, dass jeder wenigstens einmal ausprobieren wollte, wie es sich anfühlt, wieder zusammenzusitzen und sich bedienen zu lassen.
Auf der Terrasse vom Tortue Hotel in den Stadthöfen waren am Sonntagabend alle Plätze besetzt. Die Gäste genossen es, endlich wieder essen zu gehen, bestellen Sushi und Weißwein. Mittendrin Tortue-Chef Marc Ciunis. „Wir sind komplett ausgebucht und einfach nur glücklich. Endlich dürfen wir wieder für unsere Kunden da sein. Obwohl es nicht vorgeschrieben ist, verlangen wir von allen Gästen einen negativen Corona-Test. Wir haben bei uns im Haus auch ein Test-Zentrum eingerichtet“, sagte Ciunis.
Außengastronomie in Hamburg öffnet: Es geht wieder los
Die Mitarbeiter seien froh, endlich wieder arbeiten zu dürfen. Ciunis hatte extra für den Abend einen Saxophonspieler und DJ Kai Schwarz engagiert. Die Stimmung war entspannt, aber Gäste achteten auf Abstand. „Es ist richtig schön, dass wir heute Abend wieder essen gehen können.
Es ist ein wenig ungewohnt, dass man wieder bedient wird und nicht selber kochen muss“, sagt Joel Reuper aus Winterhude. Auch an der Langen Reihe waren die Tische vor den Lokalen gut gefüllt. Erlaubt sind derzeit fünf Personen aus zwei Haushalten an einem Tisch.
Corona in Hamburg: Verstöße gegen die Maskenpflicht auf der Schanze
Ganz so beschaulich ging es nicht überall zu: Auf dem Schulterblatt im Schanzenviertel waren die Tische am Sonntagabend bis auf den letzten Platz voll ausgelastet, sagte ein Polizeisprecher. Im Schanzenviertel zählte man den Angaben der Polizei zufolge etwa 400 Menschen in der Außengastronomie. Rund weitere 900 Menschen seien in der Spitze in Kleingruppen in den Straßen unterwegs gewesen. 142 von ihnen wurden von der Polizei überprüft. Dabei wurden 48 Verstöße gegen die Maskenpflicht und Abstandsgebote festgehalten. „Auf dem Kiez ist das Geschehen in den Straßen hingegen ruhiger geblieben“, sagte der Polizeisprecher.
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„Hätten wir keine Schließungen wegen Corona gehabt, dann wäre das ein ganz normaler Sonnabendabend gewesen“, sagte ein Polizeisprecher zur Nacht auf Sonntag. So aber waren die rund 1000 Menschen auf dem Kiez und rund 1400 Menschen im Schanzenviertel nach den pandemiebedingten Beschränkungen ungewohnt zahlreich. Zum Teil wurde sich laut Polizei aber auch nicht an die vorgeschriebenen Corona-Regeln gehalten. Bedingt durch den Alkoholkonsum hätten einige Menschen ihre Hemmungen verloren. Es habe ein erhöhtes Aggressionspotenzial und Verstöße gegen Masken- und Abstandsgebote gegeben, hieß es.
Hohe Nachfrage an der Binnenalster
Unterdessen herrschte Aufbruchstimmung im Vier Jahreszeiten an der Binnenalster. Das Hotel hatte gleich drei Terrassen geöffnet. „Wir haben eine große Nachfrage gehabt. Die Gäste haben Champagner geordert und sich gute Sachen gegönnt. Es wirkt ein wenig surreal, wenn man nach sieben Monaten Gastronomieschließung wieder Gastgeber sein darf, aber es tut einfach gut, dass wir wieder da sein dürfen“, sagte der geschäftsführende Direktor Ingo C. Peters.
Das Luxus-Hotel am Neuen Jungfernstieg hatte seit Dezember geschlossen und am 17. Mai wieder für Geschäftsreisende geöffnet. „Wir hoffen natürlich, dass wir bald auch wieder Touristen beherbergen dürfen. Es wäre einfach schön, wenn sich Hamburg wieder als Gastgeber präsentieren dürfte für Menschen aus dem In- und Ausland“, sagte Peters.
Aber bislang gibt es vom Senat noch keine Signale dafür, wann touristische Übernachtungen wieder gestattet sind. Die geöffneten Hamburger Hotels haben für den März 2021 deutlich weniger Nachfrage als im März des Vorjahres gemeldet. Die Zahl der Übernachtungen sank um 59,5 Prozent auf 186.500 und die Anzahl der Gäste um 66,1 Prozent auf 72.500, teilte das Statistikamt Nord mit.
Dehoga Hamburg prüft Klage gegen die Stadt
Unterdessen prüft der Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) Hamburg nach Abendblatt-Informationen eine Klage gegen die Stadt. „Wir wollen erreichen, dass die Hotellerie auch für Touristen zeitnah wieder öffnen darf. Es ist doch paradox, dass wir einen ungetesteten Geschäftsmann bei uns beherbergen dürfen, aber keinen durchgeimpften Rentner“, sagte der kommissarische Dehoga-Präsident Niklaus Kaiser von Rosenburg, der das Hotel Baseler Hof an der Esplanade führt.
Zudem müsse nun auch zügig die Innengastronomie geöffnet werden. „Wenn sie in Hamburg bei diesem wechselhaften Wetter nur auf die Außengastronomie setzen, ist das nicht wirtschaftlich. Zudem muss man auch den Mitarbeitern eine Perspektive geben“, sagte Kaiser von Rosenburg.