Hamburg. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften wirft Verdi vor, Reisende in “Geiselhaft“ zu nehmen. Auch Ankünfte betroffen.
Erneut hat hat Verdi die Luftsicherheitskräfte am Hamburger Flughafen zum Warnstreik aufgefordert. Fast alle der rund 600 Mitarbeitenden des Dienstleiters FraSec folgten dem Aufruf und legten am Dienstag ihre Arbeit nieder.
Das hatte wie bereits in der vergangenen Woche gravierende Folgen für die Reisenden: Wie der Flughafen am Dienstagmorgen bestätigte, konnte keiner der 88 vorgesehenen Abflüge stattfinden. Auch die Ankünfte sind von dem Streik massiv betroffen.
Ab 11.30 Uhr haben sich die Beschäftigten auf dem Parkdeck im Abflugbereich gegenüber des Hotels Blue Radisson zu einer Kundgebung getroffen. Sie fordern fünf Prozent mehr Lohn oder einen Euro pro Stunde mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
- Abflüge gestrichen: Flughafen in Hamburg fast menschenleer
- Warnstreiks an Flughäfen: Ausfälle in Bremen und Hannover
- Flughafen Hamburg: Ryanair fordert Streikverbot
- BDF-Geschäftsführer: Verdi nimmt Reisende in "Geiselhaft"
- Warnstreik: Kaum Passagiere am Flughafen Hamburg
- Streik am Flughafen Hamburg: Auch 31 Ankünfte gestrichen
- Flughafen Hamburg: Großer Andrang am Mittwoch erwartet
Abflüge gestrichen: Flughafen in Hamburg fast menschenleer
Die beiden Terminals am Hamburger Flughafen präsentierten sich am Dienstag nahezu menschenleer – anders als beim vergleichbaren Warnstreik eine Woche zuvor. „Heute sind wirklich fast keine Gäste angereist, alle waren sehr gut durch die Airlines und den Flughafen informiert gewesen“, sagte eine Airport-Sprecherin.
„Die Fluggesellschaften hatten frühzeitig ihre Flüge gestrichen.“ Vor einer Woche hatten am Morgen noch viele Passagiere den Flughafen angesteuert und standen in langen Schlangen in den Terminals – in der Hoffnung, dass einzelne Flüge doch starten würden.
Flughafen Hamburg: Ryanair fordert Streikverbot
Auch der Billigflieger Ryanair ist indirekt von dem Warnstreik am Hamburg Airport sowie an weiteren deutschen Flughäfen betroffen und appelliert an die Bundesregierung. Diese solle entsprechende Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass das Sicherheitspersonal weiter streikt.
"Nach zwei Jahren pandemiebedingter Reiseunterbrechungen ist es nicht hinnehmbar, dass das deutsche Sicherheitspersonal zum dritten Mal innerhalb von drei Wochen streikt, sodass Fluggäste durch Flugbeeinträchtigungen und Flugausfälle weiter geplagt werden", heißt es in einer aktuellen Mitteilung.
Warnstreiks an Flughäfen: Ausfälle in Bremen und Hannover
Aufgrund des Warnstreiks des Sicherheitspersonals kommt es am Dienstag auch an den Flughäfen Bremen und Hannover zu Ausfällen und Verzögerungen. Wie die Flughäfen bestätigten, sind die Sicherheitskontrollen teilweise ganztägig für Passagiere geschlossen.
In Hannover teilte eine Sprecherin mit, dass alle Abflüge ausfielen. Auch fünf Ankünfte seien gestrichen. Am Bremer Flughafen fielen acht Abflüge und drei Ankünfte aus. Ursprünglich waren an dem Flughafen 26 Starts und Landungen für den Dienstag vorgesehen. Betroffen sind Flüge innerhalb Deutschlands sowie nach Amsterdam.
Fluggäste werden gebeten, Kontakt mit ihrer Fluggesellschaft aufzunehmen und sich über den Status ihres Fluges zu informieren.
BDF-Geschäftsführer: Verdi nimmt Reisende in "Geiselhaft"
Der indirekt betroffene Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) kritisiert den erneuten Warnstreik der Gewerkschaft Verdi am Flughafen Hamburg sowie an weiteren deutschen Flughäfen scharf: „Erneut müssen wir zusehen, wie ver.di die Reisenden im Luftverkehr in Geiselhaft nimmt, um ihre Forderungen durchzusetzen, die zum Teil Berufsgruppen betreffen, die mit den Passagierkontrollen an den Flughäfen überhaupt nichts zu tun haben", sagt BDF-Geschäftsführer Michael Engel.
Er fordert, dass der der Bund die Passagierkontrollen in Zukunft umorganisiert. Diese seien eine "hoheitliche Aufgabe des Staates", so Engel am Dienstagmorgen. Zuständig seien demnach das Bundesinnenministerium und die Bundespolizei, die private Sicherheitsdienstleister mit der Durchführung der Kontrollen beauftragt.
„Die bestehende Organisationsstruktur macht alle Beteiligten, den Bund als Auftraggeber wie auch die Passagiere, die ohne Kontrollen ihren Flug nicht antreten können, erpressbar", so der BDF-Geschäftsführer.
Warnstreik: Kaum Passagiere am Flughafen Hamburg
Laut einem Verdi-Sprecher sei die Beteiligung am Warnstreik unter den Beschäftigten hoch. Zur Frühschicht sei niemand erschienen, teilte er am frühen Dienstagmorgen mit. Seinen Angaben zufolge waren auch nur wenige Passagiere am Flughafen.
Ob auch nächste Woche wieder Flüge ausfallen müssen, konnte der Verdi-Sprecher zunächst nicht sagen. Am Donnerstag sind Verhandlungen zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern angesetzt. „Unser Wunsch ist, dass wir am Donnerstag ein Ergebnis kriegen“, so der Verdi-Sprecher weiter.
Streik am Flughafen Hamburg: Auch 31 Ankünfte gestrichen
Auch die Ankünfte sind vom dem Streik massiv betroffen. Hieß es am Montagabend noch, dass 18 der 89 Landungen gestrichen wurden, korrigierte Hamburg Airport die Zahl am Dienstagmorgen bereits auf 31 hoch.
Flughafen Hamburg: Großer Andrang am Mittwoch erwartet
Wer heute ab Hamburg mit dem Flugzeug in den Urlaub reisen wollte, muss mindestens noch einen Tag warten. Am Mittwoch müssen sich Reisende dann erneut auf Nachwehen des ganztägigen Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte einstellen. Der Flughafen rechnet mit zahlreichen Umbuchungen. Bisher seien rund 99 Start und 98 Landungen geplant, heißt es in einer Mitteilung des Airports am Dienstagmorgen.
Flugreisende, die von dem Streik betroffen sind, sollten zunächst Kontakt zu ihrer Fluggesellschaft aufnehmen und heute nicht zum Flughafen kommen.
Fluggäste, die am Mittwoch ab Hamburg Airport reisen möchten, sollten sich vor der Anreise zum Flughafen über den Status ihres Fluges informieren und folgende Punkte beachten:
- Reisende sollten möglichst frühzeitig am Flughafen eintreffen und mehr Zeit für das Passieren der Kontrollstellen einplanen.
- Wer mit Gepäck reist, sollte dieses auf ein Minimum reduzieren – dies gilt insbesondere für das Handgepäck.
- Bei Fragen zu Verspätungen, Ausfällen, Umbuchungen etc. wenden sich Passagiere bitte direkt an die Hotlines der jeweiligen Fluggesellschaften (oder den Reiseveranstalter).