Hamburg. Von 18,9 Hektar wurden nur 5,3 Hektar neu aufgeforstet: 70 Prozent wurden nicht ersetzt. CDU-Politiker und Nabu-Vorsitzender empört.

Wälder sind nicht nur Naherholungsgebiete und Heimat zahlreicher Tiere, sondern angesichts des Klimawandels auch immer wichtiger als Luftkühler und Luftreiniger, CO2-Speicher und Puffer für Stürme.

Doch um den Hamburger Wald steht es schlecht: Seit 2010 sind durch Rodung oder Umnutzung 18,9 Hektar Waldfläche aus der Statistik der Hansestadt verschwunden, doch nur 5,3 Hektar Wald wurden neu aufgeforstet. 13,6 Hektar und damit mehr als 70 Prozent der verlorenen Wald­fläche sind nicht ersetzt worden. Das hat der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe in einer Kleinen Anfrage vom Senat erfahren.

Klimaschutz: Hamburg verliert auch Stadtbäume

Noch 2020 habe der Senat betont, an dem gesetzlichen Ziel und der Verpflichtung, den Wald zu erhalten und falls erforderlich zu mehren, festhalten zu wollen, so Kappe, der sich schon lange für Hamburgs Bäume einsetzt. „Im Koalitionsvertrag steht, dass in dieser Legislaturperiode in jedem Bezirk mindestens eine neue Waldfläche entstehen soll. Nach mehr als zwei Jahren konnte der Senat jedoch noch keine einzige Fläche aufforsten.“ Es sei auch nur eine einzige dafür geeignete Fläche in Volksdorf ermittelt worden, deren Größe aber noch nicht bekannt sei.

Um den durch Dürre, Stürme oder Borkenkäfer bedingten Waldverlust auszugleichen, müssten theoretisch in jedem Bezirk zwei Hektar Wald angepflanzt werden. „Davon sind wir sehr weit entfernt“, so Kappe. Zumal Hamburg ja außer den Waldflächen auch immer mehr Stadtbäume verliere. „Zwischen 2015 und 2021 wurden in der Stadt mehr als 18.200 Straßen-, Park- und Gartenbäume nicht nachgepflanzt. Der Senat scheint mit dem Klimaschutz überfordert zu sein.“

Maßnahmen des Senats zu kurz gedacht

Unsinnig findet Kappe auch Ausgleichsmaßnahmen, die nicht in Hamburg vorgenommen werden. So soll für ein Waldgebiet in Bramfeld, das demnächst gerodet wird, in Bad Segeberg nachgepflanzt werden. „Das ist vielleicht für das Weltklima gut, aber nicht für das Hamburger Mikroklima“, gibt der CDU-Abgeordnete zu bedenken.

„Der Wald ist ein unverzichtbarer Partner beim Klimaschutz“, sagt Nabu-Landesvorsitzender Malte Siegert. Doch der Verlust von Waldflächen und Stadtbäumen sei jahrelang von den Behörden nicht vollständig bilanziert worden, und verpflichtende Ausgleichspflanzungen bei Baumaßnahmen würden noch immer nicht kontrolliert. „Dass diese Missstände durch Anfragen der Opposition ans Licht kommen und nicht von der Stadt und den Bezirken eigenmächtig behoben werden, ist fatal.“

Anteil der Wälder liegt bei 5,6 Prozent

Aktuell beträgt der Anteil der Wälder an der Hamburger Fläche 5,6 Prozent. Die Naturschutzgebiete nehmen mit 7422 Hektar eine Fläche von 9,8 Prozent des Stadtgebiets ein, Biotope mit 7321 Hektar eine Fläche von 9,6 Prozent und die öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen mit 3230 Hektar rund 4,3 Prozent.

In den öffentlichen Grünflächen seien im vergangenen Jahr zahlreiche Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt worden, betont der Senat in seiner Antwort auf Kappes Anfrage. Die oft von nicht städtischen Akteuren vollzogenen Maßnahmen würden aber statistisch nicht erfasst – ebenso wenig wie die „vielfältigen regelhaften und ökologisch positiv wirkenden Maßnahmen“ in den Hamburger Revierförstereien.

Klimaschutz: An diesen Plätzen wurde nachgepflanzt

Als Beispiele nannte der Senat Maßnahmen, die fast ausschließlich im Bezirk Wandsbek umgesetzt wurden: etwa die Herstellung von neun Blühwiesen, die Anpflanzung von 10.000 Laubholz-Jungbäumen auf vier Hektar in Hamburg, aber auch in Schleswig-Holstein, sowie die Neuanlage von Feuchtbiotopen und -wiesen auf insgesamt 3,5 Hektar. Als weiterer Bezirk wurde lediglich Hamburg-Mitte erwähnt. Dort wurden eine ehemalige Wiesenfläche im Naturschutzgebiet Rhee revitalisiert sowie in den anderen Naturschutzgebieten „Pflege- und Entwicklungspläne“ umgesetzt.

Darüber hinaus wurden laut Senat 2021 in der Revierförsterei Eißendorf rund 10.000 Laubbäume (Eiche und Rotbuche) gepflanzt zur Aufforstung von Flächen, die der Borkenkäfer vernichtet hatte, und in der Revierförsterei Klövensteen rund 15 Hektar vornehmlich nadelholzdominierte Waldbestände in standortgerechte und klimastabile Laubmischbestände umgebaut. Insgesamt wurden im Klövensteen in den letzten beiden Jahren 70.000 Pflanzen gesetzt. Weitere Nachpflanzungen im Stadtgebiet könnten wegen der jüngsten Sturmschäden, die erst abgearbeitet werden müssten, noch nicht geplant werden.