Hamburg. Spezialteam holt Kinder an Silvester nach Hamburg. Dänen erlassen Haftbefehl. Eugen Block tief berührt von dem Sorgerechtsdrama.

Das Familiendrama rund um Christina Block und ihre Kinder hat erneut eine aufsehenerregende Wendung genommen. Nachdem die Kinder von Christina Block, Klara (13) und Theodor (10), Silvester von acht Männern aus Dänemark nach Deutschland geholt wurden, haben die dänischen Behörden einen Europäischen Haftbefehl gegen Christina Block erlassen, der von der Hamburgischen Staatsanwaltschaft in einen Aufenthaltsbeschluss umgewandelt wurde. Der Aufenthaltsbeschluss bedeutet, dass Christina Block den Behörden lediglich regelmäßig ihren Aufenthaltsort mitteilen muss.

Christina Block: Dänemark erlässt Europäischen Haftbefehl gegen sie

Dass sich Christina Block konkret bei den Hamburger Ermittlern in dem Fall zu der Frage eingelassen hat, ob sie das Rückholen der Kinder selbst in Auftrag gab, wurde am Freitagvormittag aus Kreisen der Familie Block dementiert. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu nicht äußern. „Die Hamburger Strafverfolgungsbehörden sind weiterhin damit beschäftigt, das Geschehen aufzuklären und die dazu erforderlichen Maßnahmen zu treffen“, sagte Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens am Donnerstag. Zum Schutz laufender Ermittlungen und zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten könnten derzeit keine näheren Auskünfte erteilt werden.

Die dänische Polizei hielt sich ebenfalls zu den Vorwürfen gegen Christina Block und dem Europäischen Haftbefehl bedeckt. „Wir haben dazu keinen Kommentar“, sagte die Sprecherin der zuständigen Dienststelle in Südjütland, Anette Johnsen. Ermittelt wird nach ihren Worten grundsätzlich wegen Körperverletzung und Freiheitsentzug. Allein auf letzteres Vergehen stehen bis zu vier Jahre Haft in dem nördlichen Nachbarland.

Stephan Hensel soll nach dänischem Recht nun das alleinige Sorgerecht haben

Parallel soll Christina Block am Donnerstag Post von den Behörden aus dem Nachbarland erhalten haben. Nach Abendblatt-Informationen soll in einem Dokument aufgeführt sein, dass das vorläufige alleinige Sorgerecht nach dänischem Recht beim Vater liegt – das nächste Kapitel des juristischen Schlagabtauschs zwischen Deutschland und Dänemark.

Die Hamburger Polizei bestätigte am Donnerstag, dass Beamte die Familie der Hamburger Unternehmerin am Mittwochabend aufsuchten und die Kinder bei ihr antrafen. „Wir konnten uns davon überzeugen, dass die Kinder bei Frau Block sind und es ihnen augenscheinlich körperlich gut geht“, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Bei dem Besuch waren auch Mitarbeiter des Jugendamts dabei. Offenbar gab es aber keine weiteren Befragungen.

Eugen Block: „Die Situation bereitet mir viel Herzleid“

Am Donnerstagvormittag äußerte sich allerdings Hamburgs Steakhaus-König Eugen Block, der Vater von Christina Block, exklusiv gegenüber dem Abendblatt zu dem Drama. Er bestätigte, dass sich seine Enkel nun bei seiner Tochter aufhalten, er habe sie aber noch nicht wiedergesehen.

Zu den Vorwürfen gegenüber Christina Block wollte der Steakhaus-Gründer direkt nichts sagen. Die Situation mit seinen Enkeln habe ihm aber „viel Herzleid“ bereitet, so Eugen Block. Er sei sogar um die Weihnachtszeit herum noch in Dänemark gewesen, wollte dort ein Paket für die Enkel abgeben. „Mit HSV-Trikot und einem Fußball für den Jungen“, erzählt er. „Doch ich bin wiederholt nicht hereingelassen worden“. Das Paket sei schließlich bei der Polizei gelandet und dort geöffnet worden. Man habe wohl etwas „Gefährliches“ darin vermutet.

Polizei stellt Fluchtautos am Hamburger Flughafen sicher

Nach Abendblatt-Recherchen hatten acht Männer am Flughafen Hamburg zu Silvester zwei Fahrzeuge – einen Citroën DS7 Crossback und eine Mercedes A-Klasse – gemietet, mit denen sie anschließend die Block-Geschwister Theodor und Klara aus Grasten (dt. Gravenstein) in Dänemark nach Deutschland holten. Am Silvesterabend wurde der leibliche Vater Stephan Hensel niedergeschlagen und verletzt.

Zuvor sollen bei der Autovermietung am Helmut-Schmidt-Flughafen israelische Pässe vorgelegt worden sein. Nach der Aktion wurden die beiden Autos ordnungsgmäß wieder am Hamburg Airport abgegeben. Die Polizei hat die Fahrzeuge mittlerweile sichergestellt, um Spuren zu sichern. Dies wurde auch von dänischer Seite bestätigt. Von den acht beteiligten Männern fehlt jede Spur.

Drama in Dänemark: Kleiner Theodor drückte Notfallknopf

Nach Abendblatt-Informationen gingen die Täter bei der mutmaßlichen Entführung ausgesprochen brutal vor. Stephan Hensel war, wie berichtet, in der Neujahrsnacht zu Gast im Café CaFéodora und gegen 0.17 Uhr auf dem Weg zum Feuerwerk, als die unbekannten Männer aus den Autos stiegen, ihn umstießen und schlugen.

Der 49 Jahre alte Unternehmensberater soll mehrere Blutergüsse im Gesicht erlitten haben, als er zu Boden gebracht, festgehalten und getreten wurde. Die Angreifer sollen schwarz gekleidet gewesen sein und Masken getragen haben. Der zehnjährige Theodor, der eine Jeans und ein blau-weiß gestreiftes Hemd trug, soll bei der Attacke einen Notrufknopf gedrückt haben, den er um den Hals trug. Er und seine 13 Jahre alte Schwester, die einen grünen Pullover mit einem Teddybär-Motiv trug, sollen sehr verängstigt gewesen sein, hieß es aus Kreisen des Vaters.

Christina Block: Die Kinder sind wohlauf

Auf Abendblatt-Anfrage hat sich Christina Block, die sich nach Informationen der „Bild“ während des Vorfalls zu Silvester in Hamburg im Hotel Grand Elyseé – das der Block-Gruppe gehört – aufgehalten haben soll, bislang nicht geäußert. Über eine Unternehmenssprecherin ließ Christina Block am Dienstagabend verlauten, dass die Kinder wohlauf seien. In der Nacht zu Mittwoch kehrte Block mit Sohn und Tochter in das Anwesen im Hamburger Nordosten zurück.

Im Zusammenhang mit dem Fall gab es allerdings bereits am Dienstagabend einen Polizeieinsatz am Wohnsitz der Familie. Es seien dort von Nachbarn „verdächtige Personen“ gemeldet worden. „Wie sich bei der Überprüfung durch die Polizei herausstellte, handelte es sich dabei allerdings um Berechtigte“, so Polizeisprecher Florian Abbenseth. Es waren nach Abendblatt-Informationen Mitarbeiter des Sicherheitdienstes der Familie.

Fall Block: Die rechtliche Lage ist äußert komplex

Das aktuelle Drama in Dänemark ist der traurige Höhepunkt eines Sorgerechtsstreits, der seit mehr als zwei Jahren medial und juristisch im Hause Block schwelt. Seit 2021 lebten Theodor und Klara bei ihrem Vater Stephan Hensel in Grasten (dt. Gravenstein).

Die (familien-)rechtliche Lage ist äußerst komplex: Block hatte vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder erstritten und einen sogenannten Herausgabebeschluss. Hensel wiederum nutzte für sich die Tatsache, dass Dänemark als einziger EU-Staat derlei Beschlüsse nicht anerkennt.

Streit um Kinder in der Familie Block begann im August 2021

Unter anderem entschied das zuständige Gericht in Sonderborg im vergangenen Februar, dass die Kinder nicht nach Deutschland zurückgeführt werden müssen. Christina Block aber sprach es einen geregelten Umgang mit Klara und Theodor zu, alle 14 Tage in Dänemark. Gescheitert seien die Treffen aber am Widerstand Hensels, klagte sie später.

Seinen Anfang nahm das Gezerre um die Block-Kinder Ende August 2021, als sie ihren Vater in Grasten, wo er mit seiner Frau Astrid lebt, besuchten. Er behielt sie bei sich, statt sie nach Hamburg zurückzubringen, und begründete das damit, dass seine 2014 von ihm geschiedene Frau Christina gegenüber den Kindern übergriffig geworden sei.

Den Vorwurf der häuslichen Gewalt hat Christina Block stets als „frei erfunden“ zurückgewiesen und ihrerseits Hensel vorgeworfen, sich durch den Entzug der Kinder für ihre neue Partnerschaft mit TV-Moderator Gerhard Delling auf denkbar grausamste Art rächen zu wollen. Auch das älteste der vier gemeinsamen Kinder der früheren Eheleute Block/Hensel – die 17-jährige Johanna – lebt bei ihrem Vater in Dänemark. Freiwillig.

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Christina Block hatte noch im September 2022 versucht, Theodor und Klara in Grasten auf dem Schulweg abzupassen – mit sechs Personenschützern im Schlepptau. Diese wurden dann von der dänischen Polizei festgesetzt. Hensel hatte die Beamten alarmiert, weil er eine Entführung befürchtete.

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