Hamburg/Gravenstein. Zwei Enkel von Eugen Block sollen vom Vater seit Monaten in Dänemark festgehalten werden. Das sagen die Beteiligten zu dem Drama.
„Wir waren eine glückliche Familie. Klara und Theodor haben hier mit mir in Hamburg ein ganz normales Leben geführt. Die beiden sind gerne zur Schule gegangen, haben mit ihren Freunden Geburtstage gefeiert und sind ihren Hobbies nachgegangen. Von Anfang an waren sie regelmäßig bei ihrem Vater Stephan Hensel. Für mich war immer klar, dass die Kinder trotz unserer Scheidung Mutter und Vater brauchen“, sagt Christina Block beim exklusiven Abendblatt-Gespräch.
Doch vor 14 Monaten ist diese heile Welt zusammengebrochen. „Der Vater hat Klara und Theodor am letzten Augustwochenende 2021 abgeholt und mit zu sich nach Dänemark genommen. Seitdem hält er die gemeinsamen Kinder in Dänemark fest, obwohl ich die Sorge und das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht habe", sagt Block. "Außerdem liegt ein Herausgabebeschluss des Hamburgischen Oberlandesgerichts der Kinder gegen den Vater vor.“
Familiendrama: Christina Block – drei Kinder leben beim Vater
Christina Block ist die Tochter von Eugen Block. Der 82-Jährige ist einer der bekanntesten deutschen Unternehmer. Zur Block Gruppe gehören unter anderem die Restaurantkette Block House, die Burgerlokale Jim Block und das Hamburger Luxushotel Grand Elysée. Gemeinsam mit Stephan Hensel – das Ehepaar wurde 2014 geschieden – hat die 49-Jährige vier Kinder. Das sind die zwölfjährige Klara, der acht Jahre alte Theodor und die 14-jährige Greta, die bei ihrer Mutter lebt. Die älteste Tochter ist die 16-jährige Johanna, die auf eigenen Wunsch zu ihrem Vater gezogen ist.
Im dänischen Gravenstein, nicht weit von der Grenze zu Deutschland, lebt Stephan Hensel mit den drei Kindern. Dort kam es am Mittwoch vergangener Woche zu einem Showdown, der wie ein Krimi anmutet.
Christina Block fuhr mit Personenschützern zu Kindern nach Dänemark
Im Abendblatt-Gespräch schildert Christina Block, die mit dem Sportmoderator Gerhard Delling liiert ist, den Ablauf so: Gemeinsam mit ihrer 81-jährigen Mutter Christa und ihrem Bruder Philipp reiste sie nach Dänemark. „Ich wollte meine Kinder endlich sehen und deshalb sind wir früh am Morgen in die Straße gefahren, wo mein Ex-Mann mit ihnen lebt."
Block: "Wir wollten sie ansprechen, wenn sie zur Schule gehen. Wir hatten auch sechs Sicherheitskräfte engagiert, die sich in angrenzenden Straßen aufhielten. Ich hatte diese Personenschützer nicht dabei, um etwa meine Kinder zu entführen, sondern um uns vor meinem Mann zu schützen, weil dieser schon häufiger mir gegenüber aggressiv aufgetreten ist.“
Kinder der Mutter entrissen? Polizeieinsatz in Dänemark
Doch ihre beiden Kinder hat Christina Block an diesem Tag nicht gesehen. „Als wir unverrichteter Dinge wieder abgefahren sind, kam es zu einem Polizeieinsatz. Unsere Sicherheitskräfte, die überhaupt nichts gemacht hatten, wurden wie Verbrecher behandelt und für 36 Stunden festgesetzt. Ein unglaublicher Vorgang“, so die vierfache Mutter.
„Ich wollte dieses ganze Drama nicht öffentlich machen, um meine Kinder zu schützen", sagt sie. "Aber jetzt weiß ich mir nicht mehr anders zu helfen. Ich hoffe, ich kann so auch die Politik auf meinen Fall und all die anderen Fälle aufmerksam machen, wo ein Elternteil dem anderen die Kinder entzieht.“
Christina Block: "Er benutzt die Kinder, um sich an mir zu rächen“
Zum Abendblatt-Gespräch ist Christina Block mit einem Stapel von Gerichtsbeschlüssen gekommen. Aber warum werden diese nicht umgesetzt? „Wenn der Vater mit den Kindern in Deutschland leben würde, hätte ich die beiden längst zurück. Das dänische Gericht erkennt die Beschlüsse zum Aufenthaltsbestimmungsrecht und zur Herausgabe zwar an, setzt diese aber nicht um. Dänemark hat ein wichtiges Abkommen innerhalb der europäischen Union nicht unterzeichnet und liefert daher die Kinder nicht aus. Das nutzt natürlich ihr Vater aus.“
Immer wieder steigen ihr Tränen in die Augen. Christina Block ringt mit der Fassung, fühlt sich wie in einem nicht enden wollenden Albtraum. „Mein Ex-Mann hat unsere Trennung offensichtlich nicht verwunden und ist tief gekränkt. Nun benutzt er die gemeinsamen Kinder dafür, um sich an mir zu rächen.“
Diplom-Psychologe spricht von "emotionalem Missbrauch" der Kinder
Die Unternehmerin hat Diplom-Psychologe Stefan Rücker beauftragt. Der Bremer leitet die Arbeitsgruppe Kindeswohl an der Universität Bremen und gilt als Experte für Umgangsrecht. „Ich kenne die Aussagen der Kinder", sagt Rücker. "Klara und Theodor weisen alle Merkmale einer Manipulation auf. Die Mutter wurde zu einem Feindbild aufgebaut. Die Kinder sind jetzt seit mehr als 14 Monaten von der Mutter isoliert und wiederholen, was der Vater ihnen vorgibt – nämlich das sie bei ihm bleiben möchten."
Auf die Kinder werde erheblicher psychischer Druck ausgeübt. "Das ist emotionaler Missbrauch von Kindern“, sagt der Diplom-Psychologe. Das Fachamt für Jugend- und Familienhilfe des zuständigen Bezirksamtes Hamburg-Nord kommt zu einer ähnlichen Einschätzung.
Bezirksamt Hamburg-Nord: "Akute Kindeswohlgefährdung"
In einer Stellungnahme an das Amtsgericht aus dem Juli dieses Jahres heißt es unter anderem: „Das Verhalten des Kindsvaters macht, aus hiesiger Sicht, ein bewusstes Entfremden der Kinder zur Kindsmutter deutlich.“ Weiter heißt es in dem Schreiben. „Es wird hier unter den gegebenen Umständen, eine akute Kindeswohlgefährdung (….) gesehen.“
Und: „Die Herausnahme von Theodor und Klara wird als Notwendigkeit und zum Wohle der Kinder gesehen und stellt, ebenso wie der Verbleib der Kinder bei der Mutter, aus hiesiger Sicht, keine akute Gefährdung des Kindeswohls dar, sondern dient dem Schutz von Theodor und Klara.“
Christina Block: Ex-Mann wirft ihr häusliche Gewalt vor
Das Abendblatt hat auch Stephan Hensel um eine Stellungnahme gebeten und persönlich mit ihm gesprochen. Der Unternehmensberater zeichnet ein völlig anderes Bild der Situation. Auf die Frage, warum er bislang die Kinder nicht an die Mutter herausgegeben habe, erhebt Hensel schwere Vorwürfe gegen Christina Block.
„Wegen der häuslichen Gewalt der Mutter. Die Kinder wollen nicht zurück. Sie haben die Gewalttaten der Mutter und dass sie bei mir in Dänemark wohnen möchten in mehr als 50 Terminen und Anhörungen mit Psychologen, Sachverständigen, dem Umgangspfleger Herrn Dohrn, Verfahrensbevollmächtigten und Richtern in Deutschland und Dänemark ausgesagt.“
Christina Block: „Ich gehe täglich durch die Hölle“
Fakt ist allerdings: Das Hanseatische Oberlandesgericht hat bereits Ende Oktober 2021 beschlossen, dass das Aufenthaltsbestimmungsrecht für Klara und Theodor vorläufig auf die Mutter alleine übertragen wird. Zudem wird der Vater verpflichtet, die beiden Kinder an die Mutter herauszugeben. „Dieser Beschluss ist jetzt mehr als ein Jahr her und meine Kinder werden immer noch von ihrem Vater in Dänemark festgehalten", sagt Christina Block. "In was für einer Welt leben wir eigentlich? Wir reden hier von unserem Nachbarland und in dem werden deutsche Beschlüsse einfach ignoriert.“
Christina Block versucht bei dem Treffen mit dem Abendblatt Haltung zu bewahren, aber immer wieder wird sie von ihren Gefühlen übermannt. „Ich gehe täglich durch die Hölle.“
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Gerhard Delling und Tochter Greta spenden Christina Block Trost
Trost spenden Christina Block ihr Lebenspartner Gerhard Delling und Tochter Greta. „Meine Greta lebt ausschließlich bei mir, sie ist regelrecht vor ihrem Vater geflohen. Aber natürlich vermisst sie ihre Geschwister unendlich. Doch der Vater hat vor Gericht gesagt, dass er Greta nicht zu ihren Geschwistern lässt und sie nicht sehen will.“
Dazu sagt Stephan Hensel: „Nein, das ist unwahr. Greta kann sich jederzeit bei ihren Geschwistern melden. Der letzte Kontakt über Handy war Ende Oktober. Greta und wir alle leiden sehr unter der gesamten Situation.“
Am 19. November wird Theodor neun Jahre alt. Der Junge wird wohl dann schon zum zweiten Mal seinen Geburtstag ohne seine Mutter feiern müssen. Christina Block sagt. „Ich bin einfach nur noch verzweifelt. Ich bete täglich dafür, dass ich meine Kinder bald wieder in meine Arme schließen darf.“