Hamburg. Im März 1992 wurde Karl-Heinz R. erdrosselt. Jetzt wurde der Fall aufgeklärt. Was die Ermittler auf die Spur des Mörders brachte.
31 Jahre ist der Mord am Hamburger Blumenhändler Karl-Heinz R. (60) ungesühnt geblieben. Genauso lange führte sein Mörder ein Leben in Freiheit. Doch jetzt hat seine Vergangenheit den mutmaßlichen Täter eingeholt: Am Mittwoch verhafteten - in Amtshilfe für ihre Hamburger Kollegen - englische Polizisten den heute 53-Jährigen in Großbritannien. Jetzt sitzt er hinter Gittern. Als Verdächtiger einer grausigen Tat, die ein halbes Menschenleben zurückliegt.
Cold Case: Geschlagen, gefesselt, geknebelt - so brutal ging der Täter vor
Wie die Hamburger Polizei mitteilt, soll der Rumäne Karl-Heinz R. im März 1992 in dessen Wohnung am Dahrendorfweg in Hamburg-Horn überfallen haben. Er habe ihn zunächst geschlagen, geknebelt und gefesselt; dann habe er die Wohnung durchwühlt und die Tageseinnahmen aus seinem Blumengeschäft am Hauptbahnhof an sich genommen. Schließlich habe er den 60-Jährigen erdrosselt und sei unerkannt geflüchtet. Trotz aller Bemühungen: Aufgeklärt werden konnte die Tat nicht.
Aber Mord verjährt nicht, und die Polizei vergisst nicht. All die Jahre lag der Fall weiter auf dem Tisch der Mordkommission. Und während der Mörder sein Leben lebte und vielleicht gar nicht mehr mit einer Strafverfolgung rechnete, machte die Kriminaltechnik bedeutende Fortschritte. Schließlich kamen ihm die Hamburger Ermittler doch noch auf die Schliche.. „In den Folgejahren wurden die gesicherten Spuren mehrmals erneut kriminaltechnisch untersucht und somit den technischen Neuerungen respektive den verbesserten Standards angepasst“, sagt Polizeisprecher Patrick Schlüse.
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Treffer in italienischer Datenbank führt zum mutmaßlichen Mörder
Im Mai 2023 zahlte sich die Beharrlichkeit der Ermittler aus. Endlich ein Treffer! Das am Tatort in Horn gesicherte genetische Material stimmte mit Spuren-Einträgen in einer italienischen Datenbank überein. Die weiteren Ermittlungen hätten sodann den Tatverdacht gegen den rumänischen Staatsbürger erhärtet, so Schlüse weiter. Nachdem die Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht in Hamburg einen Haftbefehl gegen den Mann erwirkt hatte, war klassische Polizeiarbeit gefragt. Zielfahnder lokalisierten den Verdächtigen in Großbritannien, den Rest erledigten die Kollegen von der Insel. „Die Auslieferung des Mannes steht noch aus“, sagt Schlüse.
Cold Case: Opfer hatte mehrere Kopfverletzungen
Karl-Heinz R. war am 13. März 1992 tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Wie das Abendblatt damals berichtete, wies sein Kopf mehrere Verletzungen auf. Offenbar hatte der Täter mit einer Schnapsflasche auf ihn eingeschlagen. Karl-Heinz R.‘s türkischer Angestellter Tayfun T. hatte damals die Polizei verständigt, weil sein Chef nicht wie gewohnt zur Arbeit - einem Blumenstand am Hauptbahnhof - gekommen war. Tayfun T. wird mit den Worten zitiert: „Er war ein sehr guter Mensch, wir hatten ein Verhältnis wie Vater und Sohn“. 31 Jahre später könnte Karl-Heinz R. doch noch Gerechtigkeit widerfahren.