Hamburg. Freitag moderieren Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt die 1000. Folge der „NDR Talk Show“. Für einen war es der Wendepunkt.

Günther Jauch wird kommen, Tim Mälzer und Christoph Maria Herbst, Ina Müller und Mario Barth: Am 13. Oktober wird im NDR-Fernsehen die 1000. Folge der „NDR Talk Show“ ausgestrahlt. Vorher waren die Moderatoren Barbara Schöneberger (49) und Hubertus Meyer-Burckhardt (67) in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ zu Gast. Ein Gespräch über Wunschgäste und solche, die man gar nicht haben möchte, über Frauenquoten und das Gendern – und natürlich darüber, wie alles mit den beiden begann. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagen Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt über…

…ihre gemeinsame Geschichte bei der „NDR Talk Show“, die 2008 begann:
Meyer-Burckhardt: „Ich habe die ,NDR Talk Show‘ schon mal von 1994 bis 2001 mit Alida Gundlach moderiert, bin damals ausgestiegen, weil ich das Angebot bekam, in den Vorstand von Axel Springer und nach Berlin zu gehen. Irgendwann kam ich zurück nach Hamburg und Redaktionsleiter Thomas Schreiber rief mich an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, wieder die ,NDR Talk Show‘ zu moderieren. Ich weiß noch, dass ich in Brüssel auf dem Flughafen saß und antwortete: ‚Naja, das hängt auch davon ab, wer die Partnerin ist.‘ Schreiber sagte, dass das Barbara Schöneberger sei – und ich sagte sofort zu.“
Schöneberger: „Als das Angebot kam, die ,NDR Talk Show‘ zu moderieren, hatte ich gerade meine Zeit in den Game-Shows hinter mir. Damals war ich an einem Punkt in meiner Karriere, der auch das Ende hätte sein können. Hubertus und die ,NDR Talk Show‘ waren die Gründe, warum meine TV-Laufbahn dann zum Glück wirklich begann und in die richtige Richtung ging.“

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…die Honorare für die „NDR Talk Show“:
Schöneberger: „Ich habe noch nie nachgeguckt, aber ich glaube, sie bezahlen was. Das Honorar macht keinen großen Ausschlag auf dem Konto, aber das ist egal. Ich liebe die Talkshow so sehr – Geld ist da der letzte Aspekt, über den ich nachdenken würde.

Barbara Schöneberger über Hetze im Netz: „Lese ich gar nicht“

… Lästereien im Netz:
Meyer-Burckhardt: „Ich mag die Leute, die uns zuschauen – und die, die uns nicht zuschauen. Die Leute aber, die uns nicht zuschauen und dann auf Facebook schreiben, wie doof wir sind, sind für mich ein Mysterium. Das habe ich nie verstanden. Insgesamt merkt man schon, dass die Empfindsamkeit der Menschen und die Aggressivität im Netz extrem zugenommen hat.“
Schöneberger: „Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich kriege den Hate gar nicht mit, einfach, weil ich nicht lese, was im Netz über mich geschrieben wird. Bei unserem Publikum ist viel kontextuelle Intelligenz vorhanden, weil es uns kennt. Die Leute unterstellen uns erst mal das Gute, was auch meine Herangehensweise bei Menschen ist: erst mal vom Guten ausgehen.

…kleine Sünden und Arbeitsmoral:
Schöneberger: „Einige Gäste rauchen vor der Aufnahme noch fünf Zigaretten und sagen: ‚Erwähnt bloß nicht, dass ich rauche.‘ Die denken dann, sie hätten als Schauspieler oder Musiker ein niedrigeres Standing, wenn die Leute wissen, dass sie rauchen. Das ist wirklich komisch und geht ein bisschen in so eine lustfeindliche Richtung. Jeder Rockstar trinkt nur noch Wasser oder Leinöl. Und auch nach der Sendung geht mittlerweile alles sehr gediegen zu.“
Meyer-Burckhardt: „Es gibt einfach mittlerweile eine viel größere Leistungsbereitschaft als früher. Das Showbusiness ist ein hartes Geschäft geworden, viele haben Angst, durch künstliche Intelligenz ersetzt zu werden. Sicherheiten, besonders in unserem Bereich, lösen sich auf.“

Hubertus Meyer-Burkhardt über die „NDR Talk Show“: „Wir sind eine Kommune“

…das Erfolgsrezept der „NDR Talk Show“:
Meyer-Burckhardt: „Zwischen Barbara und mir ist eine Freundschaft entstanden. Wir sind Partners in Crime. Mit den anderen Gästen zusammen sind wir wie eine Kommune und diese gute Stimmung überträgt sich auf die Sendung.“
Schöneberger: „Wir haben uns ohne Angst entwickeln können. Selbst in Zeiten, in denen wir noch kein eingespieltes Team waren, hat man uns nie unter Druck gesetzt oder mit Kritik konfrontiert. Auch heute werden Beschwerden von uns ferngehalten. Nur deshalb konnten wir uns als Paar so entwickeln, wie wir uns entwickelt haben.“

…Politiker als nicht so gern gesehene Gäste:
Meyer-Burckhardt: „Ich lehne Politiker-Bashing ab, ich finde, die machen einen tollen Job. Wir sollten uns alle an die eigene Nase fassen, bevor wir Politikerinnen und Politiker laut kritisieren. Aber sie sind halt immer in Funktion und es damit gewohnt, gemeißelte Statements abzugeben – in die du nicht reinkommst. Das ist unglaublich mühsam und deshalb nichts für eine Talkshow am Freitagabend.“
Schöneberger: „Und man kann es ja auch ehrlich sagen: Wer die einen einlädt, muss auch die anderen empfangen – und das wollen wir auf gar keinen Fall.“

Was Barbara Schöneberger zu einer Frauenquote sagt

…eine Frauenquote:

Schöneberger: „Wir achten schon darauf, ausgeglichen einzuladen, müssen aber feststellen, dass Männer leichter zusagen. Wir haben zum Beispiel viele wissenschaftliche Themen, bei denen weibliche und männliche Kollegen eines Instituts oder einer Uni gleich gut qualifiziert sind. Da haben wir dann aber häufig die Situation, dass die Frauen auf ihre männlichen Kollegen verweisen.“

…die Frage, ob man die Bücher komplett lesen muss, die Autoren in der Talkshow vorstellen:
Meyer-Burckhardt: „Einen Podcast überlebst du nicht, wenn du das Buch nicht gelesen hast. Aber in der Talkshow haben wir für ein einzelnes Gespräch maximal 15 Minuten. Deshalb sprechen wir fast ausschließlich über Sachbücher, bei denen es um gesellschaftliche Fragen geht. Da kann man sich dann einfach ein paar Punkte raussuchen, um darüber zu reden.“

Entscheider treffen Haider

…das Gendern:
Meyer-Burckhardt: „Ich gendere nicht. Was ich aber durch viele Diskussionen gelernt habe, sind Formulierungen wie „Ärztinnen und Ärzte“ zu benutzen. Das mache ich. Den Rest finde ich eine Vergewaltigung der deutschen Sprache und dazu wird mich niemand zwingen.“
Schöneberger: „Ich habe meine Meinung zu diesem Thema, wie zu vielen anderen aus diesem Bereich, in den vergangenen Jahren geändert. Ich glaube schon, dass es einen Unterschied macht, ob man immer nur „Ärzte“ oder eben auch „Ärztinnen“ sagt.“

…Hamburg, die Heimat ihrer Talkshow: Schöneberger: „Hamburg ist Urlaub für die Augen. Ich komme ja aus Berlin und wenn ich mit dem Zug nach Hamburg reinfahre, frage ich mich, wie die das hier mit dem Stadtbild so gut hinbekommen. Es sieht alles so schön aus. Ich bin für diese Ästhetik sehr zu haben, es muss nicht immer arm und sexy sein.“