Hamburg. Der Musiker (51, „If You believe“) gehört zu den Männern, die spät Vater geworden sind - und hatte lange ein Problem damit.

Er ist einer der nettesten Musikstars, die es in Deutschland gibt, und er findet es auch gar nicht schlimm, wenn man ihn so bezeichnet. Vor allem ist Sasha (51) aber jemand, der sich immer wieder neu erfindet: Im vergangenen Jahr hat er ein Buch über sein Leben geschrieben, jetzt hat er zusammen mit seiner Frau Julia ein Kinderbuch mit dazu passenden Songs veröffentlicht – und das könnte erst der Anfang eines neuen Teils seiner Karriere sein. In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht der Hamburger über sein Leben als später Vater, die Schule der magischen Tiere und seine neue Tour durch große Hallen. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Sasha über…

… seine Freundschaft zu Wolfgang Kubicki: „Ich fand Wolfgang Kubicki immer schon interessant und spannend, und habe ihn und seine Frau dann auf einer Charity-Veranstaltung persönlich kennengelernt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Das war vor zwei Jahren, und wie der Zufall es wollte, wurden die Kubickis und meine Frau und ich innerhalb kürzester Zeit auf zwei, drei weiteren Veranstaltungen eingeladen. Dabei haben wir uns angefreundet, auch wenn es schwierig war, dann mal einen Termin für ein echtes privates Treffen zu finden.“

… nette Menschen: „Ich habe ein paar Sachen von meiner Mutter, die ja mehr oder weniger alleinerziehend war, mit auf den Weg bekommen. Eine ist, dass „nett“ nicht die kleine Schwester von „Sch…“ ist. Ich finde es deshalb gut, wenn Leute mich nett finden.“

… das Leben als später Vater: „Ich bin inzwischen entspannter, mein Sohn ist jetzt fünf Jahre alt, und ich habe gelernt zu akzeptieren, dass ich ein älterer Vater bin. Aber in der Zeit, in der meine Frau mit Otto schwanger war, bin ich mir tatsächlich zum ersten Mal so richtig meiner Endlichkeit bewusst geworden. Als Popstar denkt man ja, dass man ewig lebt, allein schon über die Musik, da macht man sich eigentlich keine Gedanken. Als Otto unterwegs war, war das völlig anders, da habe ich angefangen zu rechnen: Okay, du bist Mitte 60, wenn er Abitur machen sollte… Und wie alt bist du, wenn er vielleicht selbst heiratet und Kinder in die Welt setzt? Ich kriege bis heute Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke, weil ich natürlich so viel wie möglich von seinem Leben mitbekommen möchte. Zum Glück gibt es in der Kita, in der Otto ist, einige Väter, die so alt sind wie ich, das hat mich enorm beruhigt.“

… die Angst vor dem Kinderkriegen: „Ich wollte eigentlich nie Kinder kriegen, das war im Plan meines Lebens nicht an vorderer Stelle. Ich weiß nicht genau, wovor ich Angst hatte, wahrscheinlich wirklich vor der Verantwortung, und irgendwie auch ein wenig Angst vor dieser Welt. Und dann bekommen Julia und ich ein Kind, und Corona bricht aus, dann ein Krieg mitten in Europa… Otto ist 2018 geboren, bevor der ganze Wahnsinn, mit dem wir uns alle in den vergangenen Jahren beschäftigen mussten, angefangen hat.“

… das Kinderbuch mit dem Mann im Mond: „Meine Frau hatte die Idee, weil Otto wie so viele Kinder nicht mit seinen Warum-Fragen aufgehört hat. Warum ist dies so, und das anders? Irgendwann hat meine Frau gesagt: Da muss ich mal den Mann im Mond fragen und daraus ist „Toto und der Mann im Mond entstanden“, wobei Toto natürlich ein Anagramm für Otto ist. Ich wollte ursprünglich nur ein Lied zum Anfang und eines zum Ende des Buches machen, aber dann ist daraus ein ganzes Album mit Kinderliedern entstanden, zu jedem Kapitel gibt es einen Song.“

… die „Schule der magischen Tiere“ und die Folgen: „Der Prokurist von Carlsen hat uns geschrieben und sich für den Song bedankt, den ich für den Film ,Die Schule der magischen Tiere‘ gesungen habe. Damals hat meine Frau mich gefragt, ob es unverschämt wäre, dem zurückzuschreiben und von unserer Idee zu erzählen, ein eigenes Kinderbuch zu machen. Das haben wir dann getan und ihm die gesamte Welt von „Toto und der Mann im Mond“ präsentiert, die nicht beim Buch und beim Kinderlieder-Album aufhört, das kann man ja weiterspinnen. Wir gehen jetzt zum Beispiel gemeinsam auf musikalische Lesereise, ein Auftritt ist im Winterhuder Fährhaus.“

… Rasenmäher-Väter: „Helikopter-Mütter kennt man, das sind diejenigen, die von oben drauf schauen und immer eingreifen, wenn sie es für nötig halten, was viele Lehrerinnen und Erzieherinnen wahrscheinlich ziemlich nervt. Rasenmäher-Väter sind anders, ich erzähle das immer am Beispiel Spielplatz: Rasenmäher-Väter kommen dort hin, die Kinder im sicheren Abstand hinter sich, checken die Lage und entfernen alles, was für den Sohn oder die Tochter eine Gefahr darstellen könnte. Ich war in den ersten vier Jahren nach Ottos Geburt ein furchtbarer Rasenmäher-Vater, das war auch einer der wenigen Streitpunkte, den ich mit meiner Frau hatte.“

… die Show seines Lebens, „This is my life“: „Ich liebe dieses Programm so sehr und die Art, so eine Show zu machen. Das ist eine richtig geschriebene Revue mit Tänzerinnen und Tänzern, Showtreppe, großer Band, genau das, wovon ich in meinem Leben immer geträumt habe und was noch gefehlt hat. In Hallen wie der Laiszhalle in Hamburg hat das gut funktioniert, jetzt wollen wir es in großen Arenen versuchen, wobei wir dort nicht immer auf die maximale Kapazität gehen werden, damit die Show ihren intimen Charakter möglichst behält.“

… ein Leben ohne die Bühne: „Ich habe schon mal drüber nachgedacht, ob es mir gelingen würde, nicht mehr auf der Bühne zu stehen. Die Antwort ist eindeutig: Es würde mir nicht gelingen. Und Pausen haben Musiker wie ich durch Corona lang genug haben. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, auch mal was völlig anderes als Musik zu machen. Ein Restaurant eröffnen, ein Hotel, ein eigener Weinberg, sowas.“

Entscheider treffen Haider

… den gescheiterten Versuch, als Musiklehrer zu arbeiten: „Ich wäre fast mal Musiklehrer geworden, und habe früher auch Nachhilfe in der Verwandtschaft gegeben. Aber das ging keine drei Stunden gut. Ich wäre kein guter Lehrer geworden, weil ich mit den Schülern zu ungeduldig gewesen wäre. Ich bin echt nicht gut darin, wenn Dinge nicht so funktionieren, wie ich mir das vorgestellt habe…“