Hamburg. Präsident Erdogan hat keine absolute Mehrheit, es kommt zur Stichwahl. Wem die Wähler in Hamburg ihre Stimme gegeben haben.

  • In der Türkei wurde eine neue Regierung gewählt
  • Auch türkischstämmige Hamburger und Hamburgerinnen konnten hier vor Ort wählen
  • Ein Großteil ihrer Stimmen ging an die bisherige Opposition

Die türkischstämmigen Wählerinnen und Wähler in Hamburg haben mehrheitlich für Präsident Recep Tayyip Erdogan gestimmt. 59,2 der Wahlberechtigten in der Hansestadt stimmten für seine Partei. Der türkische CHP-Parteivorsitzende und Präsidentschaftskandidat des Oppositionsbündnisses, Kemal Kilicdaroglu, erhielt in Hamburg nur 38,9 Prozent der Stimmen.

Damit votierten in Hamburg weniger Deutschtürken für Erdogan als in Essen (77,6 Prozent), Münster (73,1 Prozent) oder Kassel (71,3 Prozent), aber mehr als in Berlin (49,2 Prozent). Das ergibt sich laut CNNTurk.com nach Auszählung von 98 Prozent der Wahlurnen. In Hamburg konnte Erdogan sein Ergebnis von 2018 von 59,3 Prozent der Stimmen praktisch wiederholen.

Wahlen in der Türkei: Wenige Hamburger stimmen für Erdogan

Politiker der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft haben die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei als unfair kritisiert. „Wie erwartet, gab es Versuche, die Wahl zu manipulieren“, erklärte Fraktionschefin Cansu Özdemir, die zusammen mit dem Abgeordneten Norbert Hackbusch und Fraktionsmitarbeitern zur Wahlbeobachtung in die Türkei gereist war, am Montag.

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Hackbusch berichtete aus Cizre an der Grenze zu Syrien von „massiver Militärpräsenz zur Einschüchterung“. Es liege „auf der Hand, dass diese Wahlen nicht frei und fair waren“, sagte er. Özdemir begrüßte das starke Abschneiden der Opposition. Ein zweiter Wahlgang sei „jetzt schon eine Schlappe für den Antidemokraten Erdogan“. Zugleich warnte sie: „Der Weg zum zweiten Wahlgang droht brutal zu werden.“

Wahl in der Türkei: Viele Erdogan-Anhänger in Hamburg

Nach Angaben der türkischen Wahlbehörde entfielen auf Erdogan 49,51 Prozent der Stimmen, Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kam auf 44,88 Prozent. Es kommt somit am 28. Mai zu einer Stichwahl, da keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erreicht hat.

Özdemir kritisierte in Deutschland lebende Erdogan-Anhänger. „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit genießen – aber zugleich für die Verfolgung der Oppositionellen in der Türkei zu stimmen zeugt von einem kruden Demokratieverständnis“, sagte sie.

Laut der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu lag Erdogan nach Auszählung von 98 Prozent der Wahlurnen in Deutschland mit 65,4 Prozent der Stimmen vorn. Kilicdaroglu kam demnach in Deutschland nur auf 32,6 Prozent.

Türken mit Wohnsitz außerhalb der Türkei können seit 2014 auch im Ausland wählen. Vor dem Generalkonsulat in Hamburg, das auch für Stimmberechtigte aus Schleswig-Holstein zuständig ist, hatten sich in den letzten Wochen lange Warteschlangen gebildet.