Hamburg. Himmelfahrt ist ein „besonders schlimmer Tag“ in Notaufnahmen, Unfall- und Neurochirurgien. Was die Mediziner fordern.
Mediziner schlagen Alarm: Der Vatertag an diesem Donnerstag – Christi Himmelfahrt – sei in den Notaufnahmen, Unfall- und Neurochirurgien ein besonders schlimmer Tag. Zu keiner anderen Zeit im Jahr passierten so viele schwere Fahrradunfälle und so viele Unfälle unter Alkoholeinfluss wie an diesem Feiertag.
„Alkoholisiert Fahrrad zu fahren erhöht das Risiko eines Sturzes deutlich“, warnt Prof. Dr. Michael Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie in der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Und das gelte genauso für die überall in der Stadt bereitstehenden E-Scooter, ergänzt sein Kollege aus der Asklepios Klinik Altona (Hamburg), Prof. Dr. Lars Gerhard Großterlinden.
„Immer häufiger bekommen wir es in den Kliniken mit schweren E-Scooter-Unfällen zu tun“, sagt Großterlinden. Auffällig sei dabei vor allem die hohe Zahl von Kopfverletzungen. „Ich empfehle daher auf dem E-Scooter dringend das Tragen eines Helmes – und darüber hinaus sollte man das Fahren eines E-Scooters unbedingt üben und sich nicht einfach in den Verkehr stürzen!“
Verkehr Hamburg: E-Scooter können Alkoholisierte zur Fahrt verlocken
Dass die E-Scooter zur Miete überall und jederzeit in der Stadt bereitstehen, sei am Vatertag besonders problematisch. Denn so mancher Angetrunkene könnte sich hinreißen lassen, den Heimweg auf diese Weise zu beschleunigen – natürlich ungeübt und ohne Helm. Dass die flinken E-Scooter und elektrisch unterstützten Pedelecs ohne große Kraftanstrengung Geschwindigkeiten erreichten, die eine alkoholisierte Person kaum richtig einschätzen könne, fördere den Leichtsinn noch zusätzlich, warnen die Ärzte.
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„E-Scooter-Unfälle sammeln wir zur wissenschaftlichen Auswertung in einer eigenen Datenbank“, berichtet Prof. Hoffmann. Die umfasst mittlerweile mehr als 200 Patientinnen und Patienten, vor allem mit Kopf- und Gesichtsverletzungen sowie Schädel-Hirn-Traumata. Zwar heilen viele dieser schweren Verletzungen wieder aus, aber viele Betroffene behalten auch dauerhafte Schäden zurück.
Ärzte fordern Helmpflicht und harte Konsequenzen bei Alkoholfahrten
„Bei mehr als 90 Prozent dieser Unfälle trugen die Betroffenen keinen Helm, und nicht selten standen sie unter Alkoholeinfluss, vor allem am Wochenende.“ Besonders tragisch: Nicht selten werden am Vatertag auch nüchterne Verkehrsteilnehmer schwer verletzt, weil sie von alkoholisierten Ausflüglern in Unfälle verwickelt werden.
Erst kürzlich hatte Dr. Julia Ehrlich, Assistenzärztin in der Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie im AK St. Georg, im Abendblatt berichtet: „Tagtäglich sehen wir in der Notaufnahme, welche teils schweren Verletzungen bei Unfällen mit diesen E-Scootern verursacht werden.“
Die Chefärzte Prof. Großterlinden und Prof. Hoffmann ziehen nicht nur ein klares Fazit, sondern stellen auch Forderungen auf: „Wir empfehlen Helmpflicht, ein Mindestalter von 16 Jahren für die E-Scooter-Benutzer und harte Konsequenzen bei Alkoholfahrten – ob auf dem E-Scooter oder auf dem Rad.“