Pannen beim Deutschland-Ticket machen anscheinend Fahrten ohne Fahrschein möglich. Ein netter Zug, oder?

Launige Bahnhofs-Ansagen, knackevolle Züge in geänderter Wagenreihung, ICE, die sich auf Gleisen verfahren – man meint, die Deutsche Bahn habe den Olymp des ungepflegten Reise-Humors bereits erklommen. Es kommt noch lustiger.

Das 9-Euro-Ticket hat die Corona-Welt besser gemacht, das 49-Euro-Ticket immerhin Deutschland. Endlich ist per Fahrschein-Abo eine quasi störungsfreie Schienenreise von, sagen wir, Volksdorf zum Timmendorfer Strand möglich.

Wenn die U-Bahn mal keinen Schienenersatzverkehr zum Hauptbahnhof hat und man das Umsteigen großzügig mit 20 Minuten, den Rauswurf aus dem ersten überfüllten Regionalexpress nach Lübeck mit 30 Minuten und den Umstieg zu Bäderbahn oder Bus ein bisschen großzügiger einplant, dann werden aus den algorithmisch errechneten 1:58 Stunden oder 2:26 Stunden in der nahezu fehlerlosen, aber leider netzabhängigen Bahn-App schnell drei Stunden. Kinder kosten extra. Rentner-Reduzierung? Irgendwie nicht. Hausfrauen-Bonus? Ehegatten-Splitting? Nein. Kegelverein-Mengenrabatt? Wurde vergessen.

49-Euro-Ticket: Viele zeigen einfach irgendeinen Fahrschein vor

Aber im Zug zur Ostsee trifft man ja immer die lustigen Sieben aus Castrop-Rauxel, die seit drei Tagen, aber für nur 49 Euro pro Schnapsnase unterwegs sind. Viele „49er“, wie sie im Bahn-Jargon heißen, haben gar kein Ticket. Man zeigt einfach irgendeinen Fahrschein auf dem Handy vor und behauptet, das 49-Euro-Ticket sei noch nicht eingetragen. Software-Fehler, Absturz beim Download, Scanner-Panne, kein WLAN – was auch immer.

Es ist für jeden Kontrolleur glaubhaft. Aber Vorsicht: Das Ticket gilt für die Fähre nach Hiddensee, nach Norderney aber nicht. Is’ klar: Hier Ostsee, da Nordsee. „Deutschland“-Ticket ist auch nur ein Marketingname. Selbst die Schnorrer am Bahnhof haben umgedacht: „Hasse mal 49 Euro?“