Hamburg. Schon ab Wintersemester soll es keine Beschränkungen geben. Opposition wirft Schulsenator Rabe Versäumnisse und „Stückwerk“ vor.

SPD und Grüne wollen ein Nadelöhr der Lehrkräfteausbildung in Hamburg zumindest perspektivisch beseitigen: Nach dem Willen der Regierungsfraktionen sollen die Zulassungsbeschränkungen für das Studium der Erziehungswissenschaften aufgehoben werden. In einem kurzfristig eingebrachten Antrag, den die Bürgerschaft am Abend einstimmig beschlossen hat, wird die Universität Hamburg „unter Beachtung der Hochschulautonomie“ gebeten, diesen Schritt zum Wintersemester 2023/24 zu gehen. Die Alternative für Deutschland (AfD) und die Linken hatten sich bei der Abstimmung enthalten.

Bislang führte die Numerus-Clausus-Regelung dazu, dass Studienplätze teilweise nicht besetzt werden konnten, obwohl pädagogischer Nachwuchs dringend benötigt wird. Außerdem wird die Universität gebeten, das dialogorientierte Serviceverfahren für die Verteilung der Studienplätze in den Lehramtsstudiengängen vom Wintersemester 2025/26 an einzuführen.

Das bedeutet, dass in einem Verfahren Bewerbungen für mehrere Studiengänge möglich sind. Schließlich soll die Kapazität der Studienanfängerplätze für das Lehramt für Sonderpädagogik bereits vom nächsten Semester an erhöht werden.

Schule Hamburg: Derzeit sind 268 Lehrerstellen nicht besetzt

Der rot-grüne Antrag wurde in der aktuellen Stunde der Bürgerschaft bekannt, in der es um den wachsenden Lehrermangel ging. Bundesweit werden laut Studien im Jahr 2025 rund 25.000 Lehrkräfte fehlen, 2030 sollen es bereits 31.000 sein. In Hamburg sind derzeit 268 Vollzeitstellen für Lehrkräfte nicht besetzt. Schulsenator Ties Rabe (SPD) machte in seiner Rede vor der Bürgerschaft deutlich, woran es in der Zukunft vor allem hakt.

„Wir benötigen jährlich 900 neue Lehrkräfte. Rund 2000 junge Menschen bewerben sich jährlich an der Uni für ein Lehramtsstudium, das sollte eigentlich reichen. Aber nur zwischen 500 und 600 Frauen und Männer schließen ihr Studium pro Jahr ab“, sagte Rabe. Der rot-grüne Antrag zur Aufhebung der Zulassungsbeschränkungen war offensichtlich in enger Abstimmung mit der Wissenschaftsbehörde entstanden.

Opposition wirft dem Schulsenator vor, zu spät reagiert zu haben

Rabe wies auf Gespräche mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hin, die zum Ziel haben, die Zahl der Studienplätze für die Lehramtsstudiengänge insgesamt zu erhöhen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird“, sagte der SPD-Politiker.

Rabe hatte darüber hinaus vor einigen Tagen einen Maßnahmenkatalog gegen den Lehrermangel vorgelegt. Unter anderem soll die Zahl der Referendariatsplätze von ursprünglich 810 auf 1350 erhöht und die Möglichkeit zum Quereinstieg in den Lehrerberuf erleichtert werden.

Die Opposition warf Rabe in der aktuellen Stunde vor, zu spät auf den lange absehbaren Lehrermangel reagiert zu haben. „Der Senator hat die Lage viel zu lange schöngeredet und mit dem Finger auf andere Länder gezeigt“, sagte die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver. Hier seien die Probleme bislang nur deswegen noch nicht so groß, weil Hamburg ein attraktiver Standort für junge Menschen sei.

„Besser spät als nie, aber es wird allerhöchste Zeit, dass wir die Notlage anerkennen. Sie müssen jetzt wirklich liefern“, sagte Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus direkt an Rabe gewandt.

Schule Hamburg: Zahl der Lehrerstellen seit 2011 um 30 Prozent gestiegen

Anna von Treuenfels-Frowein (FDP) warf Rabe vor, in den zwölf Jahren seiner Amtszeit nicht genug Weitblick in puncto Lehrermangel bewiesen zu haben. „Was Sie jetzt vorlegen, ist keine zukunftsorientierte Lösung, sondern Stückwerk“, sagte Treuenfels-Frowein. Das wollte Rabe dann doch nicht unwidersprochen lassen. „Wir haben frühzeitig reagiert: In meiner Amtszeit ist die Zahl der Lehrerstellen von 16.000 auf 21.000 angewachsen – das ist ein Plus von 30 Prozent“, sagte der Schulsenator.