Hamburg/Kiel. Bürgermeister Peter Tschentscher und Ministerpräsident Daniel Günther trafen sich in Brunsbüttel. Einige Fragen bleiben offen.

Hamburg und Schleswig-Holstein haben ihren Streit um die Verklappung von Hafenschlick in der Nordsee vor der schleswig-holsteinischen Küste beigelegt. Die beiden Bundesländer einigten sich auf ihrer gemeinsamen Kabinettssitzung am Dienstag in Brunsbüttel auf einen langfristigen Vertrag. Hamburg kann demnach größere Teile der Sedimente, die im Hafen ausgebaggert werden, die nächsten zehn Jahre bei Tonne E3 in der Nähe von Helgoland ins Meer kippen. Damit hat der Vertrag eine deutlich längere Laufzeit als sein Vorgänger.

Hafen Hamburg: Details über Kosten sollen in den kommenden Tagen folgen

Wie viel Hamburg künftig dafür zahlt – bislang sind es 5 Euro pro Tonne getrocknetem Baggergut -, welche Ausgleichsregelungen getroffen wurden und weitere Details wollen das Kieler Umweltministerium und die Hamburger Wirtschaftsbehörde vermutlich am Mittwoch mitteilen.

Daniel Günther sprach davon, dass mit dem Zehnjahresvertrag die Interessen der beiden Nordländer ausgeglichen würden. Tschentscher lobte die gute Zusammenarbeit und dankte dem „lieben Daniel“ dafür, „nennenswerte Teile des Sediments vor der schleswig-holsteinischen Küste verbringen zu können. „Das ist noch nicht die Lösung für alles, aber wir sind einen großen wichtigen Schritt zusammen gegangen“ so der Hamburger Bürgermeister.

Der Vertrag sieht vor, dass Hamburg jetzt zehn Jahre lang jährlich 1,5 bis 2 Millionen Tonnen Schlick vor E3 verbringen kann. Nur: Das reicht immer noch nicht: „Wir brauchen eine zusätzliche Option“, sagte Tschentscher. Damit hält sich Hamburg die Möglichkeit doch weiter offen, Hafenschlick vor der Vogelschutzinsel Scharhörn abladen zu können. Das stößt bei den Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen und auch bei Umweltschützern auf zum Teil entschiedenen Widerstand. Experten schätzen, dass das sogenannte Delta bei rund einer Million Tonnen Baggergut liegt.

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Tschentscher hofft, für diese Menge Schlick, für die es noch keine vertragliche Lösung gibt, im Lauf des Jahres einen Kompromiss gefunden zu haben. Nach Abendblatt-Informationen ist auch im Gespräch, den E3-Vertrag mit Schleswig-Holstein auf bis zu 2,5 Millionen Tonnen jährlich auszuweiten. Perspektivisch dürfte die sogenannte Außenwirtschaftszone des Bundes die Lösung für das Delta sein - also die Nordsee außerhalb der 12-Meilen-Zone.

Zuletzt hatte Hamburg Baggergut auch vor der Insel Neßsand in der Elbe wieder in den Fluss gekippt. Das Problem: Es dauerte dann nicht lange, bis der Schlick wieder mit der Flut im Hafen landete. „Wir wollen raus aus dieser Kreislaufwirtschaft“, sagte der Hamburger Bürgermeister.

In den vergangenen Monaten hatten die Länder zum Teil heftig um die Verbringung des Baggerguts gestritten. Auch zuletzt liefen die Verhandlungen nach Abendblatt-Informationen schleppend. Erst als die beiden Ressortchefs Melanie Leonhard (Hamburg, SPD) und Tobias Goldschmidt (Grüne) das Thema zur Chefsache machten, kam wieder Bewegung in die Gespräche.