Hamburg. Laut Techniker Krankenkasse fehlen Frauen in Hamburg wegen psychischer Erkrankungen im Job länger als Männer. Wie die Firmen reagieren.
Die aktuellen Krisen haben das Stressempfinden der Hamburger offenbar deutlich verstärkt. Das hat Auswirkungen auf ihre Gesundheit, wie die Techniker Krankenkasse (TK) ausgewertet hat. Im vergangenen Jahr waren Erwerbstätige in Hamburg im Schnitt vier Tage aufgrund psychischer Diagnosen krankgeschrieben (3,91 Tage). Das ist ein halber Tag länger als der Bundesdurchschnitt mit 3,33 Tagen.
Nur in Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland fielen die Fehlzeiten höher aus (4,19 bzw. 4,36 Fehltage). Dabei waren Frauen in Hamburg mit etwas mehr als fünf Tagen (5,1 Tage) deutlich häufiger betroffen als Männer (2,9 Tage). Die Techniker Krankenkasse beruft sich dabei auf Vorabdaten aus dem TK-Gesundheitsreport 2023. Die Grundlage dafür bilden die rund 5,6 Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen (Berufstätige und ALG-1-Empfänger), davon rund 252.900 in Hamburg.
Norddeutsche gestresst am Arbeitsplatz – das hat Einfluss auf die mentale Gesundheit
„Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund der Psyche steigt seit Jahren kontinuierlich – auch in Hamburg“, sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hamburg. „Zunehmender Stress durch die Corona-Pandemie, Krieg in Europa und immer mehr Stress am Arbeitsplatz haben einen großen Einfluss auf die mentale Gesundheit. Wichtig ist es, diesen nicht chronisch werden zu lassen und rechtzeitig zu handeln. Nicht nur die eigene Freizeitgestaltung, sondern auch die Arbeitsumgebung spielen hier eine große Rolle.“
Dass die psychische Gesundheit immer relevanter wird, hätten auch die Arbeitgeber erkannt, heißt es in der aktuellen Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“, die gemeinsam mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Personalmagazin (Haufe) erstellt worden sei. Im Bereich Burn-out, Überforderung und Depressionen sehen demnach Unternehmen nicht nur heute (38,5 Prozent), sondern auch in Zukunft (70 Prozent) eine „eher große“ bzw. „große“ Bedeutung.
TK-Studie: Agile und mobile Arbeitswelt stresst viele Arbeitnehmer
Bislang bietet allerdings, obwohl viele Unternehmen die Notwendigkeit sehen, nur etwa ein Viertel ein strukturiertes, ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an. 90 Prozent der Unternehmen setzen immerhin vereinzelte Maßnahmen des BGM um. Sie haben beispielsweise Angebote im Sportbereich (56,5 Prozent) sowie „Stressbewältigung und Ressourcenförderung“ (39,1 Prozent).
- Adenoviren: Neue Krankheitswelle bei Kindern in Hamburg
- Krankheitswelle: Krankenstand in Hamburg steuert auf neues Rekordhoch zu
- Krankmeldung: Wichtige Änderung ab April – was Sie wissen sollten
„Die neue agile und mobile Arbeitswelt kann ein häufiger Stressor sein. Ein Achtsamkeits-Workshop allein wird dem komplexen Thema ,mentale Gesundheit‘ aber nicht gerecht – das ist nur Symptombekämpfung. BGM kann unterstützen, Strukturen und Prozesse im Unternehmen an die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt anzupassen“, sagt Maren Puttfarcken.
Nur einer von zehn Befragten in Norddeutschland fühlt sich nie gestresst
Auch der Beruf selbst könne ein großer Stressfaktor sein. Für mehr als jeden zweiten Norddeutschen (55 Prozent) sei er neben der Schule beziehungsweise dem Studium Stressauslöser Nummer eins. Zu den Norddeutschen zählen Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Dies zeigt die im Jahr 2021 veröffentlichte TK-Studie „Entspann dich, Deutschland!“
Nur einer von zehn Befragten in Norddeutschland gab an, nie gestresst zu sein. „Im gesunden Maß kann positiver Stress uns helfen, Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Negativer Dauerstress kann hingegen auf die Psyche schlagen und uns krank machen“, sagt Puttfarcken.