Chile/Hamburg. Als erste Yacht passierte die „Malizia – Seaexplorer“ die mythische Marke. Kurz zuvor erlitt ein Crewmitglied eine starke Kopfverletzung.

„Ein kurzer Moment nur im grauen Süden, aber ein großer Schritt für das Team Malizia.“ Mit diesen Worten hat Extremsegler Boris Herrmann das Passieren des berüchtigten Wegepunkts Kap Hoorn kommentiert. Er und sein Team hatten am Montag beim Ocean Raceden südlichsten Punkt Südamerikas auf dem ersten Platz umrundet. „Das Horn sah heute schön aus. Und nach ein paar Minuten ist es auch schon wieder verschwunden im grauen Nebel.“ Nun seien sie endlich zurück im Atlantik.

Herrmann zeigte sich glücklich, die einschneidende Wegmarke erreicht zu haben: „Kap Hoorn hält viele Erinnerungen für mich bereit. Diese Linie als Erster zu überqueren, bedeutet fast mehr als nur die Etappe zu gewinnen, nicht in Bezug auf Punkte, sondern in Bezug auf das, was es bedeutet. Ich bin stolz auf das Team und dieses Boot.“ Die Yacht habe sich im Südpolarmeer bewährt und gezeigt, wie zäh sie sei.

Ocean Race: Hamburger Boris Herrmann rundet gefährliches Kap Hoorn

Für Harris, Co-Skipperin Rosalin Kuiper und Onboard-Reporter Antoine Auriol ist es das erste Mal, dass sie Kap Hoorn passieren. Mit der Umrundung am Montagabend hat das Team Malizia einen der wichtigsten Wegepunkte des Rennens erreicht.

„Was für ein unglaubliches Gefühl, ich habe davon geträumt, seit ich jung war, Kap Hoorn im Ocean Race zu passieren, wir haben es durch den Südlichen Ozean geschafft, nicht nur das, sondern wir sind auch Erster! Diesen Traum mit einem großartigen Team zu verwirklichen, macht es noch spezieller“, sagte Co-Skipper Will Harris in der Nacht.

„Ich werde den Moment nicht vergessen, als ich das legendäre Kap Hoorn zum ersten Mal sah! Am Horn feierten wir kurz mit je einem Schluck Whisky und einem tollen Drohnenschuss von Antoine, dann ging es zurück ins Rennen. Schnell nach der Hupe haben wir wieder Wind gefunden, so sehr, dass wir wieder voll konzentriert sind und wirklich wieder im Rennmodus sind“, so Harris.

Die Malizia - Seaexplorer von Boris Herrmann beim Ocean Race vor Kap Hoorn.
Die Malizia - Seaexplorer von Boris Herrmann beim Ocean Race vor Kap Hoorn. © © Antoine Auriol / Team Malizia

Kap Hoorn ist ein legendärer Ort für viele Seefahrer auf der ganzen Welt. Herrmann und sein Team passierten die Südspitze nach 29 Tagen, vier Stunden und acht Minuten. Nun sind es noch knapp 2000 Seemeilen im Atlantik bis zum Ende der dritten Etappe, die insgesamt mehr als 12.500 Meilen lang ist.

Rosalin Kuiper hat sich am Tag zuvor eine Gehirnerschütterung zugezogen

Unterdessen erholt sich Rosalin Kuiper weiter von ihrer Gehirnerschütterung, die sie sich erst einen Tag zuvor zugezogen hat. Die 27-Jährige war bei einer starken Welle aus ihrer Koje geschleudert worden und hatte eine Platzwunde davongetragen.

„Dies ist ein filmisches Krankenhaus, in dem ich sitze und den wunderschönen Vorbeiflug an Kap Hoorn beobachte. So habe ich es mir nicht vorgestellt, Kap Hoorn zu passieren, aber ich könnte auch nicht verlangen, dass ich besser betreut werde. Ich bin den Jungs wirklich dankbar“, sagt sie. Und schränkt ein: „Ich weiß, dass ich im Moment zu krank bin, um zu segeln, aber ich konzentriere mich darauf, schnell gesund zu werden.“

Ocean Race: Kevin Escoffier segelt dicht hinter Boris Herrmann und der „Malizia“

Herrmann und seinem Team ist das Team Holcim PRB direkt auf den Fersen. Die Yacht mit Skipper Kevin Escoffier führt in der Gesamtwertung. Umso wichtiger ist es für Herrmann, seine Verfolger auf Distanz zu halten. In den vergangenen Tagen hatten die teilnehmenden Yachten mit starken Winden und hohem Wellengang zu kämpfen. Derzeit rechnet Herrmann damit, am 2. April in Itajai in Brasilien anzukommen – nach 35 Tagen auf See.

Insgesamt liegt jetzt nicht nur die längste Zeit ohne Kontakt zum Land hinter ihnen, sondern auch die gefährlichste. Dass das Team es bis hierhin geschafft hat, war zwischenzeitlich längst nicht so klar. Ein Schaden am Mast ließ Herrmann und seine Crew für einen kurzen Moment sogar ans Aufgeben denken.

Umso glücklicher sind nun alle, dass der Großteil der harten Etappe geschafft ist. „Nachdem ich vor ein paar Wochen hier gesessen und darüber nachgedacht habe, aufzugeben, ist dies ein Beispiel für die Belohnung, die man für harte Arbeit, Glauben und Nicht-Aufgeben bekommen kann“, sagte Herrmann.

Boris Herrmanns nächstes Ziel ist die Vendée Globe 2024

Der Hamburger verabschiedete sich übrigens bei Kap Hoorn mit seinem Team vom Südpolarmeer. „Bye-bye Südpolarmeer. Wir sehen uns wieder in 2025!“ Dann will der Hamburger das nächste Mal an der Vendée Globe teilnehmen, der härtesten Segelregatta, nonstop Einhand einmal um die Welt.