Hamburg. Wertvolle Stifte, historische Plakate, Kuscheltiere: Sehen Sie mal, was in den Kammerspielen alles für den guten Zweck abgegeben wird.
Filmplakate, Fächer, Handtaschen, Kleider, Mäntel und Gemälde. Hüte, Schmuck und Möbel. All diese persönlichen Dinge aus dem Nachlass von Nadja Tiller und Walter Giller werden an diesem Sonnabend für den guten Zweck in den Hamburger Kammerspielen an der Hartungstraße 9-11 von 10 bis 17 Uhr verkauft.
Im Alter von 93 Jahren war die berühmte Schauspielerin in der Nacht zum 21. Februar in der Seniorenresidenz Augustinum an der Elbe verstorben.
Tiller-Aktion kommt Hamburg Leuchtfeuer zu Gute
Schon am Freitag herrschte im Logensaal des Theaters rege Betriebsamkeit. Kisten wurden ausgepackt und auf den Tischen und Kleiderständern all die Dinge drapiert, die das Traumpaar des deutschen Films durch ihr langes gemeinsames Leben begleitet hatten. Die beiden waren 55 Jahre verheiratet und 2004 aus dem schweizerischen Lugano nach Hamburg gezogen, hier verstarb Walter Giller 2011.
Die Familie hat entschieden, dass der persönliche Hausstand des Ehepaares zugunsten des Hamburg Leuchtfeuer Lotsenhauses, das sich um Trauerbegleitung kümmert, veräußert wird. „Außerdem wird ein Teil des Erlöses einer Organisation zugute kommen, die die Tiere von Hamburger Obdachlosen kostenlos medizinisch versorgt“, berichtet Natascha Giller.
Natascha Giller und Töchter extra angereist
Die Tochter der Filmlegenden lebt in Griechenland und ist extra angereist, begleitet von Coco – einer ehemaligen griechischen Straßenhündin- und ihren Töchtern Alexia und Tatiany. „Ich habe meine Mutter alle zwei Monate besucht und war dann eine Woche hier bei ihr in Hamburg.“
Nadja Tiller habe sich im Augustinum sehr wohl gefühlt und es genossen kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, erzählt das einstige Model im Gespräch mit dem Abendblatt. Für sie hängen an all den Stücken viele Erinnerungen. Natascha Giller nimmt einen Stoffteddy, der ein schwarzes mit Glitzersteinen besetztes Halsband trägt, in die Hand und sagt. „Dieses Kuscheltier hat meine Mutter ihr ganzes Leben lang begleitet.“
Nadja Tiller kaufte gerne im Alsterhaus ein
Auf einem Tisch liegen zahlreiche Handtaschen. Darunter auch eine der italienischen Edelmarke Bottega Veneta. „Meine Mutter war nie verschwenderisch, aber vor einigen Jahren waren wir gemeinsam im Alsterhaus und da hat sie sich diese Handtasche gegönnt.“
Überhaupt sei ihre Mutter gerne im Alsterhaus gewesen. Da sei sie mit dem Taxi bis vor die Tür gefahren und habe dann ein wenig geshoppt und oben in der Schlemmerabteilung ließ sie sich Nudeln mit Trüffeln oder Austern schmecken.
Schminktisch, Tiffany-Stifte und eine Edel-Handtasche
Apropos Austern. Einige Monate vor dem Tod hatte Enkeltochter Tatiany, die als Architektin in Zürich arbeitet, ihre Großmutter gemeinsam mit ihrem Freund besucht. „Wir haben die Oma gefragt, auf was sie Lust hätte. Sie wünschte sich vier Austern.“ Die haben Tatiany und ihr Partner, der Hotelier ist, dann aus dem Frischeparadies an der Großen Elbstraße, samt Austernmesser besorgt. „Oma hat die Austern genossen und dazu gab es Champagner.“
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Enkelin Tatiany führt zu einem Schminktisch aus weiß lackiertem Holz mit vielen Schubladen mit silbernen Verschlägen. „An diesem Schminktisch hat sich meine Großmutter frisiert und hübsch gemacht.“
Das Möbelstück ist damals vor fast zwanzig Jahren von Lugano mit ins Augustinum umgezogen. In der Schweiz konnte sich Tiller mit Blick auf den Luganer See schminken, in Hamburg hatte sie aus ihrem Appartement die Elbe im Blick. Übrigens gehört auch der goldene Schminkspiegel mit zu den Stücken, die an diesem Sonnabend erworben werden können. „Meine Mutter hat auf ihr Äußeres immer großen Wert gelegt. Wenn sie mittags im Augustinum zum Essen gegangen ist, war sie immer perfekt gestylt“, berichtet Natascha Giller.
Natascha Giller hält Anekdoten bereit
Es herrscht beim Aufbau am Freitag viel Trubel. Kamerateams, Fotografen und Journalisten verfolgen die Vorbereitungen. Mittendrin steht Josef Reppenhorst, der die Benefizaktivitäten von Hamburg Leuchtfeuer verantwortet. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass sich die Angehörigen von Nadja Tiller und Walter Giller dafür entschieden haben, Teile des Nachlasses zu Gunsten von Hamburg Leuchtfeuer zu verkaufen.“
Die Organisatoren hoffen an diesem Sonnabend auf viele Hamburger, die sich hier ein persönliches Andenken an die Filmstars sichern möchten. „Die Stücke kosten ab fünf Euro, aber man kann natürlich gerne mehr geben. Wir werden einige besonders kostspielige Dinge mit Preisen ausweisen“, sagt Reppenhorst.
Als Beispiele nennt der Organisator die silbernen Stifte von Tiffany&Co, die jeweils 300 Euro kosten und die Gemälde, für die 350 Euro aufgerufen werden. Die bereits erwähnte Bottega Veneta Tasche ist für 900 Euro zu haben. Übrigens werden Natascha Giller und ihre Töchter an diesem Sonnabend im Logensaal dabei sein und sicherlich die ein oder andere Anekdote über Nadja Tiller und Walter Giller erzählen.