Hamburg. Landeschef kritisiert das Konzept als “unmoralisch“ – konventionelle Mietverträge seien fairer. 100.000 Haushalte sind betroffen.

Ungefähr 100.000 Hamburger Haushalte zahlen eine Indexmiete, die sich an der Preisentwicklung orientiert und derzeit mit den Lebenshaltungskosten steigt. „Indexmieten folgen den Verbraucherpreisen und machen Wohnraum gerade jetzt teurer“, sagt der Hamburger Landeschef des Sozialverbands Deutschland, Klaus Wicher. Den Senats-Entwurf zur Begrenzung der Indexmieten auf 3,5 Prozent Anstieg pro Jahr hält er daher für nicht ausreichend.

Stattdessen fordert Wicher ihr grundsätzliches Verbot. „Indexmieten sind angesichts des starken Anstiegs der Verbraucherpreise aus der Zeit gefallen. Sie gehören auf den Index“, formuliert er.

Immobilien Hamburg: Normale Verträge anstatt "unmoralischer" Indexmieten

Wicher schätzt, dass die Hälfte der neu geschlossenen Mietverträge in Hamburg an die Teuerungsrate gekoppelt ist. Ausgenommen seien jene des kommunalen Wohnungsunternehmens Saga und solche von Wohnungsgenossenschaften.

Der Sozialverbands-Landeschef fordert eine radikale Umkehr. „Indexmieten sind unmoralisch. Wir fordern, dass Indexmieten zurück in normale Mietverträge verwandelt werden können.“ Bei konventionellen Verträgen sei es den Vermietern zwar auch möglich, den Mietzins zu erhöhen, jedoch in überschaubarem Maße.

Indexmiete steigt mit der Inflation – das ist nicht fair

Mieter mit Indexmietvertrag treffe die derzeitige Inflationsrate von rund 8,7 Prozent doppelt, so der Sozialverband. Neben steigenden Kosten für Energie oder Lebensmittel erhöhe sich zusätzlich ihre Miete.

Außerdem würden Vermieter für eine Erhöhung nicht einmal eine Erlaubnis benötigen, da die Kosten der Inflation folgen. Lediglich eine schriftliche Information an die Mieter sei gefordert – und die könne alle zwölf Monate erneut im Briefkasten landen. Herkömmliche Mieten können dagegen nur alle 15 Monate erhöht werden.

Auch der Hinweis auf einen „Inflationsausgleich“ in einem Indexmietvertrag sei „Rosstäuscherei“, meint Wicher. Denn während sich eine konventionelle Miete am Mietspiegel beziehungsweise der ortsüblichen Vergleichsmiete orientiere, erhöhe sich eine Indexmiete gemeinsam mit der Inflation. Zudem: Ein erhoffter Abschwung der Teuerung bleibt bislang aus.

Immobilien Hamburg: Auch der Vorsitzende des Mietvereins kritisiert das Konzept

Aktuelle Prognosen würden gar auf eine Beschleunigung der Preisspirale gegen Ende des Jahres hindeuten, informiert der Sozialverband. Das käme Menschen mit Indexmietverträgen teuer zu stehen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat sämtliche politischen Vorstöße – darunter auch eine Bundesratsinitiative des Hamburger Senats – für eine Kappungsgrenze bei Indexmietverträgen gestoppt. Scharfe Kritik diesbezüglich kommt vom Mieterverein zu Hamburg und seinem Dachverband, dem Deutschen Mieterbund.

„Indexmietverträge sind eine große Belastung für die betroffenen Mieterinnen und Mieter und führen außerdem dazu, dass das Mietpreisniveau und damit auch der Mietspiegel weitersteigen“, sagt Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. Er fordert deshalb: „Berlin muss endlich handeln und die Indexmiete abschaffen!“