Hamburg. Hamburger Firmen können ihren Angestellten bald ein HVV-Klimaticket anbieten. Was es damit genau auf sich hat.

Das Bahnfahren müsse attraktiver gemacht werden, damit die Hamburger ihre Autos stehen lassen, heißt es immer wieder. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) nimmt sich der Forderung nun an und führt parallel zum bundesweit geltenden Deutschland- beziehungsweise 49-Euro-Ticket ein „Klimaticket“ für Hamburger Arbeitnehmer ein.

Damit sie „ihre Mobilität noch flexibler und individueller organisieren und an ihre Mobilitätsbedürfnisse anpassen“ können, so der HVV, bietet der Verkehrsverbund das Ticket in zwei unterschiedlichen Ausführungen an.

Klimaticket: Varianten sollen „Mobilitätsbedürfnisse“ bedienen

Die erste Variante, das Klimaticket S, beinhaltet drei kostenlose Tageskarten für das HVV-Gesamtnetz je Monat. Die drei Fahrkarten kosten regulär insgesamt 75,30 Euro. Der Arbeitgeber leistet hier einen Zuschuss von 12,25 Euro, den Rest übernimmt der HVV.

Die zweite Option, das Klimaticket XL, ist zugleich ein Deutschlandticket. Fahren können Arbeitnehmer damit einen ganzen Monat lang bundesweit im Nahverkehr, aber zu Profiticket-Konditionen. Statt 49 Euro kostet es sie nur 34,30 Euro. Denn hier schießt der Arbeitgeber ebenfalls mindestens 12,25 Euro zu. Außerdem gibt es einen Rabatt von fünf Prozent (2,45 Euro) wie beim Profiticket gehabt.

Das Klimaticket XL hat damit exakt dieselben Konditionen wie die HVV-Profiticket-Variante des Deutschlandtickets, das am 1. Mai eingeführt werden soll. Auch diese Fahrkarte kostet den Arbeitnehmer maximal 34,30 Euro.

Dass das neue Klimaticket XL und das Profi-Deutschlandticket zu denselben Konditionen nebeneinander existieren, hat laut HVV folgenden Grund: Die neuen Klimatickets gibt es erstens lediglich für Unternehmen mit mindestens 100 Arbeitnehmern. Zweitens erhalten dann sämtliche Mitarbeiter der Firma ein Klimaticket.

Das Profiticket können weiterhin einzelne Arbeitnehmer beziehen und zwar schon ab einer Betriebsgröße von nur einer Person. Für das Profiticket entscheidet sich also der Arbeitnehmer, für das Klimaticket der Arbeitgeber.

Prof. Dr. Rüdiger Siechau (v. l.), Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg, HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt, Karin Pfäffle, Geschäftsführerin von Stromnetz Hamburg, und der Hamburger Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks.
Prof. Dr. Rüdiger Siechau (v. l.), Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg, HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt, Karin Pfäffle, Geschäftsführerin von Stromnetz Hamburg, und der Hamburger Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks. © Stadtreinigung Hamburg / Thorge Huter

Klimaticket: Drei Hamburger Firmen wollen es schon anbieten

Wie der HVV mitteilt, sind bereits einige Firmen von dem neuen Angebot überzeugt. Die Stadtreinigung Hamburg, Airbus und Stromnetz Hamburg hätten sich bereits für das neue Klimaticket entschieden.

„Damit sind fast 17.000 Mitarbeitende in drei Hamburger Unternehmen von Beginn an beim Projekt Klimaticket dabei und leisten so einen wichtigen Beitrag zu klimafreundlicher Mobilität“, heißt es vom Verkehrsverbund. Mit weiteren großen Firmen sei der HVV im Gespräch.

Arbeitnehmer können jeden Monat zwischen Varianten wählen

Die Mitarbeiter von Stadtreinigung, Airbus und Stromnetz Hamburg haben vom 1. Mai an die Wahl: Entweder entstehen ihnen keine Mehrkosten und sie erhalten drei Gratisfahrten im Monat - mit dem Klimaticket S. Ob sie dafür letztlich das Auto stehen oder die Fahrten verfallen lassen, ist ihre Entscheidung.

Oder sie zahlen höchstens 34,30 Euro im Monat für das Klimaticket XL zu Deutschlandticket-Konditionen. Die Entscheidung des Arbeitnehmers ist dabei nicht endgültig. Er kann prinzipiell jeden Monat flexibel zwischen der S- und der XL-Variante des Klimatickets wechseln.

Klimaticket: Verkehrssenator Tjarks betont die Flexibilität

„Wer selten fährt zahlt nichts, wer häufig fährt, fährt besonders günstig. Mit den drei kostenlosen Tagestickets können Mitarbeitende den hvv testen um dann mit dem einfachen Wechsel zwischen den beiden Produkten zu Stammkunden zu werden“, teilt Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin des hvv, mit. Das Projekt hat ihrer Ansicht nach bundesweit Vorbildcharakter.

Auch Verkehrssenator Anjes Tjarks betont die Flexibilität des neuen Klimatickets: „Für Menschen, die viel unterwegs sind, ist es in der Kombination mit dem Deutschlandticket ein attraktives Angebot, um deutschlandweit vergünstigt und nachhaltig den Nah- und Regionalverkehr nutzen zu können. Arbeitnehmer*innen, die weniger unterwegs sind, zahlen nichts und können jederzeit flexibel zum vergünstigten Deutschlandticket wechseln.“

Insgesamt nutzen derzeit 710.000 Hamburger ein HVV-Abo. 211.000 Arbeitnehmer fahren dank Profiticket und 117.000 Studierende mit dem Semesterticket, so der Verkehrsverbund.