Hamburg. Hafen, HVV, Arbeitsagentur: Gewerkschaft Verdi streikt heute an vielen Stellen im Öffentlichen Dienst. Und am Sonnabend geht es weiter.
Geht es nach der Gewerkschaft Verdi, dann geht am heutigen Donnerstag seit 4 Uhr früh im Öffentlichen Dienst und an vielen Stellen in Hamburg nichts mehr. Unter anderem müssen die Fahrgäste im HVV auf den Hadag-Fähren mit massiven Einschränkungen rechnen.
Neben den HPA- und Hadag-Beschäftigten sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie und der Deutschen Rentenversicherung aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Gleiches gelte für die Beschäftigten der Berufsgenossenschaften, der Hamburg Messe, der Sprinkenhof GmbH, der Verbraucherzentrale Hamburg, von Hamburg Tourismus und der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg.
Gegen 22 Uhr beginnt dann auch noch der Streik am Hamburger Flughafen, der den ganzen Freitag über andauern soll und durch den voraussichtlich alle Passagierflüge ausfallen werden. Und am Sonnabend folgt ein Ausstand bei der Stadtreinigung.
Das Abendblatt gibt einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen im Tarifkonflikt:
- Verdi kündigt Streik bei Stadtreinigung an
- Demo durch den Alten Elbtunnel
- 230 Streikende bei Kundgebung an den Landungsbrücken
- Linke solidarisiert sich mit Streikenden
- Kundgebung am Alten Elbtunnel geplant
- Hadag-Fähren nehmen Betrieb nicht auf
Verdi kündigt Streik bei Stadtreinigung Hamburg an
Verdi will die Warnstreiks im öffentlichen Dienst in Hamburg nun auch auf die Stadtreinigung ausweiten. Für Sonnabend seien alle Beschäftigten dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Insbesondere bei den Recyclinghöfen sei mit Einschränkungen und Schließungen zu rechnen, auch die Straßenreinigung sowie die Containerabfuhr seien betroffen.
Laut Verdi bekommen die meisten Beschäftigten auf den Recyclinghöfen einen Tabellenlohn von 2500 Euro. "Die momentane Preissteigerung ist ein echter Schlag ins Kontor und sorgt für Verunsicherung und Zukunftsängste", meint Jan-Oliver Choinka, Fachkraft für Abfall- und Kreislaufwirtschaft auf einem Recyclinghof. "Wir haben außerdem in der letzten Tarifrunde in den Coronajahren Augenmaß walten lassen. Jetzt ist die Arbeitgeberseite gefordert, ordentlich an der Stellschraube Vergütung zu drehen."
Laut Stadtreinigung wurden folgende Recyclinghöfe von der Gewerkschaft zu zentralen Treffpunkten erklärt und könnten daher "mit höchster Wahrscheinlichkeit" nicht geöffnet werden. Kunden sollten ihre Entsorgung möglichst auf einen anderen Tag verschieben.
- Wandsbek: Wilma-Witte Stieg 6
- Altona: Rondenbarg 52
- St. Pauli: Feldstraße 69
- Harburg: Neuländer Kamp 6
Demo durch den Alten Elbtunnel
Gegen 9:30 Uhr brachen die Streikenden zu einer Demonstration durch den Alten Elbtunnel an den Landungsbrücken auf. Sie zogen mit roten Fahnen und Warnwesten durch das historische Bauwerk. Auch der Elbtunnel wird heute bestreikt.
230 Streikende bei Kundgebung am Alten Elbtunnel
Rund 230 Teilnehmer haben sich gegen 8 Uhr zur Kundgebung vor dem Alten Elbtunnel versammelt. Schon von den Landungsbrücken aus sind die vielen gelben Westen und das rote Pavillon-Zelt erkennbar. Es gibt Brezeln und Kaffee, aus den Musikboxen dröhnt "Flashdance...What a Feeling".
"Heute ist ein schöner Tag, weil wir streiken dürfen", sagt ein Sprecher auf der Bühne. "Wir sind eine Organisation mit Macht. Wir sind zwei Millionen. Wir sind Verdi." Es wird kräftig gerasselt für die Kollegen der Stadtreinigung, die ihre Frühstückpause heute nicht ganz zufällig hier machen.
Die Kundgebung beginnt um kurz nach 8 Uhr. Die Forderung der Gewerkschaft: 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 500 Euro. Gegen 8:30 Uhr kommt aus Richtig St.Pauli eine Gruppe von rund 50 Hadag-Mitarbeitenden. Sie rufen: "Nächster Halt – mehr Gehalt. Ebbe oder Flut – das Angebot war nicht genug."
„Unser Lohn ist nicht mehr zeitgemäß, durch die Krise und Inflation bleibt einfach nicht viel Geld zum Leben übrig", sagt eine 32 Jahre alte Mitarbeiterin der Hadag. Sie trägt eine weiße Weste mit rotem Verdi-Aufdruck und ist mit Schal und Mütze gegen die Kälte gewappnet. Aufgrund der schlechten Bezahlung habe sie schon öfters mit dem Gedanken gespielt, den Job zu wechseln. „Die Konkurrenz zahlt bis zu 1000 Euro mehr.“ Laut der Mitarbeiterin ist es das erste Mal, dass es bei der Hadag einen Streik gibt: „Normalerweise ist unser Motto: Die Hadag fährt immer. Auch an Weihnachten und Silvester."
Auch die 63-jährige Ina Bendler und ihr Kollege Andreas Jacobsen von der Bundesagentur für Arbeit sind heute nicht im Büro zu finden. Ina Bendler ist kurz vor der Rente, trotzdem kämpft sie für mehr Gehalt. “Die vielen Tarifverhandlungen dauern zu lange. Das muss sich beschleunigen,” so Bendler.
„Wir brauchen dauerhaft mehr Lohn. Einmalzahlungen reichen nicht – die verpuffen schnell”, findet Kollege Jacobsen. Ob die nächste Tarifverhandlung zu einem Ergebnis führe, mit dem die Beschäftigten zufrieden sein können? “Da bin ich sehr skeptisch”, so Jacobsen.
Linke solidarisiert sich mit Streikenden
Unterstützung für die Streikenden im Öffentlichen Dienst und bei der Hadag kommt von der Partei Die Linken. „Wir unterstützen die Forderungen und die Streikaktionen der Beschäftigten, die hier gerade kraftvoll für ihre Interessen eintreten. Wir erklären uns ausdrücklich solidarisch mit diesen Kämpfen für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen", sagte Sabine Ritter, Landessprecherin der Partei in Hamburg. Angesichts der hohen Inflationsrate seien die Forderungen der Beschäftigten bescheiden, so der gewerkschaftspolitische Sprecher der Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft, David Stoop.
Kundgebung am Alten Elbtunnel geplant
Die Gewerkschaft Verdi plant für 8 Uhr eine Kundgebung am Alten Elbtunnel, zu der etwa 350 Beschäftigte der am Streik beteiligten Unternehmen erwartet werden. Insgesamt wird mit rund 350 Teilnehmenden gerechnet.
Hadag-Fähren nehmen Betrieb nicht auf
Der Fährbetrieb der Hadag im Hamburger Hafen wird am Donnerstag gar nicht erst aufgenommen, wie das Unternehmen über Twitter mitteilte.Grund dafür sei der Warnstreik, der um 4 Uhr begonnen habe.
Die Hadag-Fähren transportieren jährlich elf Millionen Fahrgäste, darunter die Beschäftigten bei Airbus Finkenwerder sowie mit dem Shuttle-Service die Besucherinnen und Besucher der Musicals auf Steinwerder. Das Unternehmen Stage Entertainment hat allerdings für heute eine Ersatz-Transport der Musical-Besucherinnen und -Besucher mit Schiffen der Reederei Rainer Abicht organisiert.