Hamburg. Ein länger andauernder Stromausfall bedroht die Trinkwasserversorgung in der Stadt. Wie Hamburg sich auf den Ernstfall vorbereitet.

  • Bei einem großflächigen Stromausfall kann die Trinkwasserversorgung zusammenbrechen
  • Wie Hamburg sich auf diesen Katastrophenfall vorbereitet
  • Vorräte anlegen: Was die Behörden jedem raten

Es ist ein Szenario, das unwahrscheinlich ist, aber nicht ausgeschlossen werden kann: Bei einem Stromausfall, der länger als zwei Tage dauert, kann Hamburg Wasser kein Trinkwasser mehr zur Verfügung stellen. Ursachen für einen flächendeckenden Blackout können gravierende Störungen in der Energieversorgung, Naturkatastrophen, terroristische oder militärische Angriffe sein. Ein großflächiger Blackout gilt nach Einschätzung der Bundesnetzagentur zwar als „äußerst unwahrscheinlich“. Dennoch bereiten sich Städte und Gemeinden auf diesen extremen Ernstfall vor – auch Hamburg.

87 Notbrunnen stehen in der Stadt zur Verfügung. Ihre Zahl soll in den nächsten zwei Jahren auf 90 erhöht werden. Derzeit prüft das Bezirksamt Mitte für alle Bezirksämter, wie die Versorgung der Notbrunnen mit Treibstoff sichergestellt werden kann. Nach Abendblatt-Informationen dauern die Prüfungen noch an. Ein Ergebnis werde bis zum Ende des ersten Quartals angestrebt, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage des Wandsbeker CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe.

Blackout: Im Katastrophenfall übernimmt die Hamburger Innenbehörde

Zuvor hatte der Senat mitgeteilt, dass lediglich 33 der 87 Notbrunnen über eigene mobile Notstromaggregate verfügen. Die weiteren sollen in den nächsten beiden Jahren entsprechend ausgestattet werden. In diesem Jahr werden es 57 Notbrunnen sein, die mit mobilen Notstromaggregaten betrieben werden können.

Sollte das Unternehmen Hamburg Wasser wegen eines Blackouts nicht mehr in der Lage sein, die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, kümmert sich die Innenbehörde um die Koordination. „Im Krisen- und Katastrophenszenario liegt die Trinkwassernotversorgung der Bevölkerung nicht mehr in der Verantwortung von Hamburg Wasser“, sagte eine Unternehmenssprecherin auf Abendblatt-Anfrage. „Ab hier übernimmt in Hamburg die Behörde für Inneres und Sport, in deren Zuständigkeit die Notbrunnen fallen.“

So sollen die Hamburger im Katastrophenfall an Trinkwasser kommen

Die Hamburger sind in einem solchen Fall aufgefordert, direkt zu den Ausgabeorten von Trinkwasser zu kommen. „Die Orte werden über Presse, Rundfunk, Warn-Apps, Lautsprecherdurchsagen oder andere Möglichkeiten an die Bevölkerung kommuniziert“, sagte Daniel Schaefer, Sprecher der Hamburger Innenbehörde. Die Bevölkerung soll im Bedarfsfall zum nächstgelegenen Notbrunnen gehen­ und wird dort mit 15 Liter Wasser pro Person und Tag sowie Chlortabletten zur Desinfektion des Wassers versorgt, heißt es vom Senat. Die Koordination der Notwasserabgabe erfolgt über die Be­zirke.

Der Bezirk Wandsbek hat mehr als 20 Notbrunnen und steht damit an der Spitze der Hamburger Stadtbezirke. Der leistungsstärkste befindet sich übrigens in der Reichsbahnstraße (Stellingen) und kann 90.000 Liter Wasser in der Stunde fördern. Die Förderbrunnen sollen eine Fläche von circa 25 Quadratkilometern versorgen und sind nicht auf einen Stadtteil beschränkt. „Bereiche des Stadtgebietes, in denen in einer Entfernung von zwei Kilometern kein Notbrunnen vorhanden ist, werden durch Wasserwagen oder transportable Behälter versorgt“, betont Daniel Schaefer.

Kommt es in einem Wasserwerk aufgrund eines lokal begrenzten Ereignisses zu einem kompletten Stromausfall, ist die Versorgungssicherheit dagegen nach Angaben von Hamburg Wasser weiterhin gewährleistet. Das Unternehmen könne bei einem regional begrenzten Stromausfall durch den Verbund von 17 Wasserwerken einen Ausfall in der Regel über mehrere Tage kompensieren, hieß es. Außerdem seien die meisten Wasserwerke mit einer doppelten Stromeinspeisung versehen.

So viele Vorräte braucht man im Notfall

Nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es bundesweit rund 5200 Trinkwassernotbrunnen und -quellen. Sie sind, wie in Hamburg, leitungsnetzunabhängige Anlagen, die sich in der Regel in Wohn­gebieten von Großstädten und Ballungsräumen befinden. Die Art der Förderung richtet sich nach den hydrogeologischen Verhältnissen: Bei oberflächennahen Grundwasserleitern werden Handpumpen aufgestellt. Tiefere Brunnen werden mit elektrischen Pumpen und Notstromaggregat ausgestattet.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät grundsätzlich dazu, dass sich die Menschen mit Ess- und Trinkbarem für einen Zeitraum von zehn Tagen bevorraten.

Für einen Zehntagesvorrat sollten 20 Liter pro Person kalkuliert werden. Darin ist auch bereits ein Flüssigkeitsanteil zum Kochen vorgesehen (0,5 Liter pro Tag). Ein gewisser Anteil des Vorrats sollte außerdem aus (Mineral-)Wasser bestehen. Aber auch Fruchtsäfte oder länger lagerfähige Getränke können dazugerechnet werden.