Hamburg. Wachsende Interesse als Folge des Ukraine-Konfliktes. Bundeswehr in Hamburg denkt um: Schutz für den Hafen rückt in den Foku.

Das Landeskommando Hamburg verzeichnet als Folge des Ukraine-Krieges ein wachsendes Interesse am Dienst in der Heimatschutzkompanie. Die Bundeswehr erwägt deshalb, neben der bereits vorhandenen Einheit eine weitere Heimatschutzkompanie aufzustellen. „Wir sehen seit Beginn des Ukraine-Konfliktes steigende Sympathien in der Bevölkerung für die Bundeswehr im Allgemeinen und die Heimatschutzkräfte im Besonderen“, sagte ein Sprecher der Bundeswehr in Hamburg dem Abendblatt.

„Das Interesse an den Informationsveranstaltungen unserer Heimatschutzkompanie mit derzeit knapp 150 Männern und Frauen wächst.“ Allein nach dem Hafengeburtstag im September 2022 seien 40 Reservisten neu aufgenommen worden.

Das sind die Aufgaben der Heimatschutzkompanie

Heimatschutzkompanien sind unter anderem im Katastrophenschutz, in der zivil-militärischen Zusammenarbeit sowie bei Wach- und Sicherungsaufgaben beispielsweise zum Schutz militärischer Anlagen tätig. Dazu zählen die Kasernen und weiteren Liegenschaften der Bundeswehr in Hamburg. In der Hansestadt nutzt die Armee derzeit die Clausewitz-Kaserne und die Generalleutnant-Graf-von-Baudissin-Kaserne mit der Führungsakademie sowie die Reichspräsident-Ebert-Kaserne. Darüber hinaus gibt es die Liegenschaften der Helmut-Schmidt-Universität und des Bundeswehrkrankenhauses in Wandsbek, das Truppendienstgericht und den Werftfliegerunterstützungszug am Reiherdamm.

Ein weiteres Einsatzfeld der Reservisten ist der Einsatz im Rahmen der sogenannten Amtshilfe wie etwa in den Gesundheitsämtern oder Pflegeeinrichtungen der Stadt während der Corona-Pandemie. Mit dem Ukraine-Krieg wachsen die Herausforderungen auch an das Landeskommando Hamburg, das seit September 2022 dem neu aufgestellten Territorialen Führungskommando der Bundeswehr untersteht.

Landeskommando hält Angriff auf Hamburg für unwahrscheinlich

„Wir refokussieren auf Landes- und Bündnisverteidigung. Und müssen und werden uns deutlich operativer aufstellen“, sagte der Bundeswehrsprecher. Welchen Einfluss das auf die Truppenstärke habe, sei derzeit noch nicht abzusehen. Zu den neuen operativen Aufgaben für die Soldatinnen und Soldaten in Hamburg gehört etwa die Koordination und Sicherung der Transporte der Alliierten (Streitkräfte, Waffen) über die Drehscheibe Deutschland, zur der auch Hamburg und der Hafen gehören.

Einen militärischen Angriff auf Hamburg hält das Landeskommando „derzeit für unwahrscheinlich“. Aber selbst eine Störung des Hafens wie bei dem liegen gebliebenen Schiff im Suezkanal hätte immense wirtschaftliche Auswirkungen. Das Landeskommando Hamburg ist das Bindeglied zwischen Bundeswehr der Hansestadt Hamburg. Der Kommandeur, Kapitän zur See Michael Giss, und sein Stab vertreten die Bundeswehr im Stadtstaat. Gegenwärtig dienen und arbeiten in der Hansestadt circa 5000 Soldatinnen und Soldaten sowie etwa 1500 Zivilangestellte in 19 Dienststellen sowie in einigen Außenstellen anderer Abteilungen in neun Liegenschaften.

Zwei verletzte ukrainische Soldaten im Bundeswehrkrankenhaus behandelt

Das Bundeswehrkrankenhaus zum Beispiel hat bislang zwei ukrainische Soldaten behandelt. Der russische Angriff auf die Ukraine findet natürlich auch an der Führungsakademie der Bundeswehr mit Sitz in Blankenese seinen Niederschlag. Schließlich bildet die Akademie militärische Führungskräfte zu kriegstauglichen Beratern, Gestaltern, Führern und Entscheidern aus. Die Einrichtung analysiert verteidigungspolitische Fragen aus strategischer Perspektive, berät das Bundesverteidigungsministerium und bringt sich in die öffentliche Debatte ein.

Auch die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, reagiert in ihrer Lehre auf die gegenwärtigen Entwicklungen. Kürzlich hielt der neue ukrainische Botschafter in Berlin vor Studierenden und Lehrenden einen aktuellen Vortrag.

Mehr noch: Mit „Common Effort“ wird Ende 2023 erstmals eine neuartige Übung der Bundeswehr in Hamburg stattfinden – ausschließlich als Simulation (strategy game) am grünen Tisch. Derartige Übungen finden im Wesentlichen digital, also mit Rechnerunterstützung statt. Es gibt wie bei allen Übungen eine Ausgangslage, der das eingesetzte Führungspersonal mit möglichst effizienten Maßnahmen begegnen muss. Dabei werden Abläufe und Kommunikationswege trainiert, damit im Falle des Falles niemand erst noch über­legen muss, wo er Informationen her­bekommt, was er daraus ableitet und wie und an wen sich der weitere Kommunikationsfluss richtet. „Die Teilnehmer sind dementsprechend Personen auch aus der Bundeswehr, die an wichtigen Schnittstellen Entscheidungen treffen und umsetzen müssen“, heißt es intern.

Landeskommando Hamburg: Betreuung einlaufender Marineschiffe

Eine weitere Aufgabe des Landeskommandos Hamburg ist der Host Nation Support, das heißt die umfassende Betreuung aller einlaufender Marineschiffe aus dem In- und Ausland sowie die Mitgestaltung vom Hafengeburtstag Hamburg. Eine besondere Bedeutung hat die Sportfördergruppe Hamburg.

Sie besteht aus rund 70 Spitzensportlern und -sportlerinnen, darunter Kira Walkenhorst (Beach-Volleyball) und Torben Johannesen (Rudern). Alle Athleten und Athletinnen gehören dem Nationalkader der jeweiligen Sportart an, heißt es beim Landeskommando.