Hamburg. 7000 Haushalte in Lohbrügge sollen bis zu 2000 Euro Heizkosten nachzahlen. Hamburgs Umweltsenator spricht von “Ungereimtheiten“.

Nach dem Heizkosten-Schock für mehr als 7000 Haushalte in Lohbrügge will Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) bei der Auseinandersetzung mit dem Energiekonzern E.on nicht locker lassen. „Es gibt immer noch viele Ungereimtheiten“, erklärte Kerstan am Montag auf Abendblatt-Anfrage. „Ich gehe davon aus, dass E.on jetzt erhebliche Rückzahlungen leisten muss.“

Wie berichtet, sollen viele Bewohner des Lohbrügger Nordens 800 bis 2000 Euro an Heizkosten nachzahlen und künftig 400 bis 850 Euro an monatlichen Abschlägen stemmen. Der größte Teil der Wärme, mit dem sie versorgt werden, wird in dem von der KWA Contracting AG betriebenen Holzheizkraftwerk am Havighorster Weg erzeugt. E.on bezieht Wärme aus dem Kraftwerk, betreibt das Wärmenetz vor Ort und unterhält Lieferverträge mit Mietern unter anderem der städtischen Saga in Lohbrügge.

Nach Heizkosten-Schock in Lohbrügge: Senator Kerstan erwartet Rückzahlungen

Nach Kerstans Einschätzung kauft E.on die im Holzkraftwerk erzeugte Wärme günstig ein, gibt diesen Preisvorteil aber womöglich nicht an die Kunden vor Ort weiter. In einem Brief an den Geschäftsführer der Firma E.on Energy Solutions, Patrick Schneckenburger, hatte Kerstan geschrieben: „Nach meiner Kenntnis besteht mit der KWA Contracting AG eine Vereinbarung, die eine Gaspreiskopplung mit Preisdeckel bei 6,5 Ct/kWh vorsieht.“ Das Holzheizkraftwerk stelle damit „in der aktuell angespannten Lage nicht nur eine sichere Alternative zum Gas dar, sondern dürfte mit dem vereinbarten Preis­deckel eine deutlich preisdämpfende Wirkung haben“.

E.on hatte am vergangenen Donnerstag bestritten, dass es einen solchen festen Preisdeckel gebe. Kerstan legte daraufhin nach und erklärte am Freitag: Nach Informationen der Umweltbehörde seien in den Verträgen mit KWA „Preisdeckelungen mit dynamischen Komponenten enthalten, die angesichts der gestiegenen Gaspreise in Ihrem Unternehmen zu Übergewinnen in Millionenhöhe führen – zu Lasten Ihrer Kunden, der Bürgerinnen und Bürger in Ihrem Versorgungsgebiet“.

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Auf Abendblatt-Anfrage am Montag teilte Kerstan ergänzend mit: „Nach unseren Informationen war E.on bereits im vergangenen Jahr darüber informiert, dass sie Gutschriften des Holzkraftwerkbetreibers in Millionenhöhe an ihre Kund:innen weitergeben müssen.“ Er sei „nach wie vor sehr verwundert darüber, dass E.on seine Kund:innen nicht zeitnah darüber informiert und zudem darauf verzichtet hat, in einem vorgezogenen Abschlag die Lasten zu verringern“, sagte der Umweltsenator. „Wir werden darauf achten, dass E.on seinen vertraglichen Verpflichtungen in voller Höhe nachkommt“, sagte Kerstan.