Hamburg. In der Therapie der chronischen Erkrankung habe sich viel getan, so die Expertin. Leider würden Betroffene immer noch stigmatisiert.

Anfälle mit krampfartigen Zuckungen, womöglich mit Schaum vorm Mund. So wird zum Beispiel in Filmen häufig ein epileptischer Anfall dramatisiert. „Leider“, sagt Dr. Frauke Wehage, „denn nur die allerwenigsten Anfälle laufen in Wahrheit so heftig ab.“ Und eine solche Darstellung führe eben dazu, dass Epilepsie, eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Nervensystems, bei Betroffenen und Angehörigen große Unsicherheit auslöse, sich ein Stigma verstärke.

„Es mag eine Erkrankung sein, die Angst machen kann. Aber es ist keine, vor der man Angst haben muss. Sie ist nicht gefährlich“, sagt die Oberärztin für Neurologie vom Asklepios Westklinikum in Harburg.

Epilepsie: Viele Anfälle hören nach kurzer Zeit von selbst auf

Die allermeisten Anfälle hörten nach kurzer Zeit von selbst auf; meist sei es bei den kleineren und häufigeren Ausfallerscheinungen so, dass der Betroffene nicht reagiere, schlecht schlucken oder sprechen könne. „Aber schwere Krampfanfälle sind eben eher selten“, sagt die Expertin.

Wer medikamentös gut eingestellt sei, könne „im Idealfall“ anfallsfrei leben. Allerdings besteht eine Fahruntauglichkeit für Epileptiker. „Da gibt es strenge Vorgaben, wann ein Betroffener womöglich wieder ans Steuer darf.“

Doch was ist die Ursache für diese Erkrankung, von der etwa ein Prozent der Bevölkerung (auf Hamburg gerechnet also statistisch 19.000 Menschen) betroffen ist? „Man weiß, dass es einen u-förmigen Verlauf gibt“, sagt die Oberärztin. „Das heißt, es gibt Betroffene im Säuglingsalter, was meist eine genetische Ursache hat. Und es gibt zahlreiche Menschen über 60, die an Epilepsie leiden – oft eine Folge von Schlaganfällen, Hirnverletzungen und Demenz.“

„Epileptiker müssen Tabletten nehmen, meist ein Leben lang“

In der Therapie habe sich in den vergangenen Jahren „sehr viel getan“, sagt die zweifache Mutter. „Epileptiker müssen Tabletten nehmen, meist ein Leben lang. Früher gab es quasi ein einziges Medikament für alle. Heute sind knapp 30 Medikamente auf dem Markt. Das bedeutet, dass viel individueller und bedürfnisorientierter behandelt werden kann“, sagt die Expertin vom Westklinikum, das als einziges Hamburger Asklepios-Haus eine „stationäre Epilepsie-Komplexbehandlung“ anbietet.

„Dieses Angebot richtet sich an Patienten, bei denen eben nicht ohne Weiteres eine Anfallsfreiheit erreicht wird, weil sie womöglich bestimmte Medikamente nicht vertragen“, sagt die Neurologin. Im Schnitt zwei Wochen lang würden die Patienten von einem multiprofessionellen Team betreut und möglichst optimal eingestellt.

Und was ist mit Schwangeren, die an Epilepsie leiden? „Die gute Nachricht: Epilepsie und Kinderwunsch schließen sich überhaupt nicht aus. Auch Stillen ist möglich“, sagt die Ärztin. „Im besten Fall ist die Schwangerschaft geplant und gut vorbereitet, aber auch bei ungeplanter Schwangerschaft und engmaschiger ärztlicher Betreuung geht in der Regel alles gut.“