Hamburg. Unternehmer und Ärztin wird versuchte Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Ehemann der Ärztin spricht über Ausraster und Alkohol.

„Schwarze Stunden“: So nennt Timo V. (alle Namen geändert) die dunklen Momente seiner Partnerin Dr. Lena V. Es seien Phasen, in denen sie „ausgerastet“ sei und sich „aggressiv sowie extrem irrational gezeigt“ habe. Und im Rahmen eines solchen „Ausrasters“, so erzählt es der 51-Jährige im Prozess vor dem Landgericht, halte er es zumindest nicht für ausgeschlossen, dass „irgendwas passiert ist“.

Dieses „Irgendwas“, auf das der Angeklagte anspielt, wäre ein Kapitalverbrechen. Denn der Ärztin und dem Unternehmer wird versuchte Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Laut Anklage hat das Paar im Darknet auf einer vermeintlich für mörderische Machenschaften spezialisierten Internetseite versucht, einen Killer anzuheuern, um den ehemaligen Lebensgefährten von Lena V. beseitigen zu lassen. Ferner hätten sie die Bezahlung in Form von Bitcoins in die Wege geleitet. Lena V. hat die Vorwürfe mittlerweile im Wesentlichen eingeräumt und ferner gesagt, ihr Mann sei in keiner Weise involviert gewesen.

Prozess in Hamburg: Killer im Darknet gesucht? Angeklagter streitet alles ab

„Ich habe weder eine Tötung noch die Anstiftung zu einer Tötung geplant“, betont denn auch der Angeklagte Timo V.
Allein den Verdacht empfinde er als „absurd“. Selbst bei seiner Verhaftung habe er „das Ganze zunächst für einen Scherz gehalten“. Bis heute könne er nicht verstehen, warum er, der kleine Kinder hat, „ein Zuhause hatte und einen sicheren Job“, diesen Prozess nicht in Freiheit mitmachen könne. Durch die Untersuchungshaft habe er „alles verloren“.

Lena V., die er über eine Online-Dating-Plattform kennenlernte, als er Witwer war, habe er als „tolle Frau“ wahrgenommen. Mehrfach spricht der 51-Jährige davon, dass er sich und seine Partnerin als Seelenverwandte empfunden habe. Am Anfang seien ihre „schwarzen Stunden“ nur gelegentlich vorgekommen, später immer häufiger. Außerdem habe Lena V. vermehrt Alkohol getrunken.

Im Zuge eines Insolvenzverfahrens, das sie wegen ihrer Praxis hatte, habe sich seine Frau zunehmend mit Bitcoin beschäftigt und entsprechende verschlüsselte Konten eingerichtet. Die letzte Phase ihrer Beziehung schildert der Angeklagte als eine Zeit, in der ihre „schwarzen Stunden“ so häufig geworden seien, dass er ihr ein Ultimatum gestellt habe: Er liebe sie, könne aber nur weiter mit ihr zusammenleben, wenn sie sich einer umfangreichen Therapie unterziehe. Sie habe scheinbar eingelenkt — doch dann kam am 7. Juni vergangenen Jahres die Verhaftung beider Eheleute. Da sei für ihn „eine Welt zusammengebrochen“.Während der Angeklagte spricht, wiegt sich Lena V. zeitweise vor und zurück, hält die Fäuste über dem Kopf verschränkt, als wolle sie nichts hören.