Hamburg. Das 5-Sterne-Haus wurde für die Abendblatt-Feier innerhalb weniger Stunden komplett umgestaltet. Blick hinter die Kulissen.
Die Flagge des Hamburger Abendblatts auf dem mit grüner Kupferpatina gekrönten Dach am Neuen Jungfernstieg und auf dem Baldachin über dem Hauptportal – in Harmonie mit dem Banner daneben. Foyer, Wohnhalle und Festsäle ausgeräumt. Gut 200 Mitarbeiter im Einsatz, auch nachts. Im ehrwürdigen Hotel Vier Jahreszeiten standen alle Zeichen auf Empfang. Auf Neujahrsempfang.
Für Hamburgs traditionsreiches, vornehmes Hotel, quasi die gute Stube der Hansestadt, und für die führende Tageszeitung der Metropole war der 11. Januar 2023 eine Premiere. Mancher meinte: Was zusammengehört, kam zusammen. Und was seit Jahrzehnten beim Aufbruch ins neue Jahr zum guten Ton zählt, wurde am Mittwoch gut gelaunt gefeiert. Das würdige Umfeld einer höchst lebendigen Legende mit mehr als 125 Jahren Geschichte bildete das passende Parkett für eine Großveranstaltung mit einmaligem Charakter. Fest steht: In dieser Form wurde der Neujahrsempfang noch nie zelebriert. Grün, die Farbe des Abendblatts, stand für Zuversicht.
Hotel Vier Jahreszeiten: 50 zusätzliche Mitarbeiter waren im Einsatz
Hoffnung und Vorfreude beflügelten das Hotelteam bei den Vorbereitungen. „Es ist uns eine Ehre“, sagte Ingo C. Peters, seit gut 25 Jahren Direktor des mit fünf Sternen ausgezeichneten Hauses am Ufer der Binnenalster. In diesem Vierteljahrhundert war er stets beim Neujahrsempfang präsent – mit zwei beruflich bedingten Ausnahmen. Allerdings habe er sich jeweils schriftlich beim Chefredakteur entschuldigt. Um im folgenden Jahr wieder eingeladen zu werden, meinte Peters augenzwinkernd. Die Premiere für das Hotel Vier Jahreszeiten sei mit einem zusätzlichen „Sahnehäubchen“ garniert, da sie für das 75. Erscheinungsjahr des Abendblatts organisiert wurde.
„In einer so kurzen Zeitspanne so viele spannende Persönlichkeiten begrüßen zu dürfen, ist für uns etwas ganz Besonderes“, ergänzte Anna Ziegler, Director of Sales Marketing des Vier Jahreszeiten. Von den eigenen Großveranstaltungen zum 125. Gründungstag im Vorjahr sowie zum 100. Geburtstag 1997 abgesehen, gab es vor Ort niemals zuvor eine Festivität des Ausmaßes dieses Abendblatt-Neujahrsempfangs. „Im ersten Moment eine logistische Herausforderung“, bekannte Anna Ziegler. Neben 145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Dienst dieses Ereignisses waren gut 50 weitere Kollegen im Einsatz, um den regulären Hotelbetrieb zu gewährleisten. Hamburgs erste Hoteladresse mit 156 Zimmern und Suiten war Mitte der Woche mehr als zur Hälfte gebucht. Quasi auf zwei Hochzeiten zu tanzen, war das Kunststück dieses 11. Januar.
Vor und hinter den Kulissen griff ein Rädchen ins andere. Gekonnt. Das Foyer mit Sesseln und Sitzecken wurde ebenso komplett ausgeräumt wie die Festsäle und die Wohnhalle, in der sich Genießer sonst gern zum Kaffee oder British Afternoon Tea zu treffen pflegen. In der Wohnhalle begrüßten Verlagsgeschäftsführer Christian Siebert und Vivian Hecker, Leiterin Marketing & Events, die Gäste. Chefredakteur Lars Haider hielt seine Rede an der Stirnseite des Großen Festsaals.
Neujahrsempfang 2023: Hotel Vier Jahreszeiten wurde extra umgebaut
Aus speziellem Anlass wurde das Mobiliar in Nebenräumen und Fluren zwischengelagert. Hotelgäste fanden auf ihren Zimmern einen persönlichen, von Ingo C. Peters unterzeichneten Brief vor. Inhalt: die Bitte um Verständnis für dieses Ausnahmeereignis. Die meisten waren bereits vorher über die aktuelle Situation informiert worden.
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Der Wunsch der Direktion: Wenn irgendwie möglich, vor zehn Uhr auschecken. Das Frühstück wurde ausnahmsweise nicht im Café Condi, sondern im Sternerestaurant Haerlin organisiert. An diesem Tag war eben alles ein bisschen anders als sonst in Hamburgs „Weißem Haus“. Aus wahrlich gutem Grund.
Gründervater Friedrich Haerlin konnte diese Entwicklung natürlich nicht erahnen. Am 24. Februar 1897, am Tag seines 40. Geburtstages, ersteigerte der schwäbische Unternehmer das abgewirtschaftete Hotel Zu den Vier Jahreszeiten am Neuen Jungfernstieg 11. Aus diesem schmalbrüstigen Haus erwuchs nach und nach eine Institution mit Renommee weit über die Hansestadt hinaus.
Der Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts 2023
Mit dem Zukauf benachbarter Grundstücke wurde die Geschäftsbasis erheblich ausgeweitet. Mit Herzblut, Wagemut und etwa 40 Millionen Euro Investition wurde das Luxushotel in den vergangenen Jahren von Grund auf modernisiert. Die zeitlose Eleganz blieb. Stil kann man nicht kaufen. Das weiß keiner besser als der Kaufmann Kurt Dohle. Dem Rheinländer gehört das Hotel seit zehn Jahren. Die Premiere des Abendblatt-Neujahrsempfangs ist ein weiterer Mosaikstein des Erfolgs.
So wurde das Hotel für den Neujahrsempfang umgebaut
Als Direktor Ingo C. Peters am Vortag des Ereignisses von einer Geschäftsreise aus Warschau in seine Heimatstadt zurückkehrte, waren die Vorbereitungen in vollem Gange. Auf dem „Heuboden“, der beim Frühstück sonst einen exzellenten Blick auf die Binnenalster ermöglicht, wird eine Garderobe installiert, im Spiegelsaal eine Bühne errichtet, aus dem Café Condi ein Fotostudio. In der Jahreszeiten Bar links von der Drehtür des Haupteingangs wurden Aufnahmen von den geladenen Spitzenköchen gemacht, auf der Empore des Jahreszeiten Grills von Gesellschaftern und Geschäftsführern der Funke Mediengruppe. Auf dem Weg zwischen Foyer und Jahreszeiten Salon errichteten Fachleute eine Neontafel mit unübersehbarem Hinweis auf den Gastgeber des Tages, das Hamburger Abendblatt.
Ein paar Schritte weiter, auf dem Weg nach oben, weisen kunstvolle Bleiverglasungen auf Hamburg und die Heimatstädte des Ehepaars Thekla und Friedrich Haerlin hin. Und am Treppengeländer im Foyer konnten aufmerksame Besucher eine weitere Besonderheit entdecken: eine ins Holz eingearbeitete Ananas. In Übersee, vor allem in Südamerika und in der Karibik, symbolisiert diese Frucht außerordentliche Gastfreundschaft.
Damit die 750 Besucher in jeder Beziehung auf ihre Kosten kamen, herrschte in der Küchenwelt im Souterrain gleichfalls Hochbetrieb. 5000 Teller, 10.000 Besteckteile und mehr als 3500 Gläser standen einsatzbereit. Unter diesen Umständen waren die Hotelgäste unterrichtet worden, dass bis 18 Uhr sämtliche Gastronomiebereiche im Hotel geschlossen waren.
Selbstverständlich konnten via Room-Service Speisen und Getränke aufs Zimmer oder in die Suite bestellt werden. Alles eine Frage der Organisation und Einsatzfreude. Entsprechend hoch gesteckt war das Ziel. „Für Mittwoch um 18 Uhr streben wir wieder Normalzustand an“, sagte Sales Marketing-Chefin Anna Ziegler. So als sei nichts Besonderes geschehen.