Hamburg. Computer-Systeme und sogar Schlösser der Hochschule betroffen. Die HAW zieht Konsequenzen und wendet sich an Studierende.

Nach dem Cyberangriff auf die technische Infrastruktur der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) ist es offenbar gelungen, einen Teil wieder in Betrieb zu nehmen. Wie es aus dem Krisenstab der HAW hieß, sei die Kommunikation mit den Studierenden und dem Personal wieder aufgenommen worden. Ein Sprecher bestätigte dem Abendblatt, auf der Homepage sei ein Bereich eingerichtet worden, in dem es auf drängende Fragen Antworten gebe.

Bis zum 8. Januar gebe es noch keinen Zugang zum sogenannten EMIL-Raum, dem Mail-Programm Outlook oder dem Bereich myHAW mit einer Neuanmeldung. Doch gibt es augenscheinlich noch laufende Zugänge auf Teams-Räume. Wer einen solchen habe, solle sich nicht abmelden, weil eine Neuanmeldung eben nicht möglich sei. Daran werde aber gearbeitet.

Hackerangriff auf HAW: Prüfungen verschoben

Fristen für Hausarbeiten und andere Studienleistungen verschöben sich um drei Wochen. Denn die Unterlagen für diese Prüfungen stünden aktuell nicht zur Verfügung. Prüfungsausschüsse seien gerade in der Abstimmung mit den Fachbereichen und dem Präsidium der HAW.

Als erste Maßnahmen, so die HAW, würden das „Identitätsmanagement“ wiederhergestellt, die Zugänge zu Microsoft Teams – weil es das zentrale Kommunikationsmedium an der Hochschule sei – und die elektronischen Schließsysteme.

Nach den Erkenntnissen der digitalen Forensiker haben sich die Hacker in die zentrale IT-Einheit der HAW „vorgearbeitet“ und Daten verschlüsselt. „Wir müssen davon ausgehen, dass unter den abgeflossenen Informationen auch personenbeziehbare Daten sind“, heißt es. Nach der Polizei wurde auch der Hamburgische Datenschutzbeauftragten einbezogen.

Cyber-Attacke: Gesamte Hochschule betroffen

Die HAW erklärte, durch den Hackerangriff sei „die gesamte Hochschule und alle ihre Bereiche“ betroffen. „Da die Schadensfeststellung noch immer läuft, kann zurzeit keine belastbare Prognose abgegeben werden, wann welche IT-Services wieder verfügbar sein werden.“ Die Homepage werde nun als zentrales Kommunikationsmedium genutzt, um die Unsicherheiten vor allem bei Studierenden aufzugreifen.

Die Bewerbungsphase (bis 15. Januar) um einen Studienplatz wurde verlängert. Am kommenden Montag soll der reguläre Wintersemester-Betrieb in Präsenz „normal“ weitergehen. Möglicherweise seien Zugänge zu PC-Räumen und Laboren gesperrt. Die Bibliotheken seien geöffnet und könnten genutzt werden. Die Ausleihe oder Rückgabe von Medien sei derzeit nicht möglich.

Wie berichtet, ermittelt das Landeskriminalamt (LKA 54) derzeit in zwei größeren Fällen von Cyberkriminalität. Neben der HAW sind auch die Friedhöfe betroffen. Über Hintergründe oder etwaige Erpressungsversuche ist derzeit nichts bekannt.

Die Angriffe stehen in einer Reihe von (geglückten) Attacken gegen technische Infrastruktur in Hamburg und anderswo, die zuletzt unter anderem den Kupferproduzenten Aurubis und die Handelskammer erheblich beeinträchtigt hatten.