In der Schlachterei Wagner gingen am letzten Tag des Jahres zum letzten Mal Wurst- und Fleischwaren über den Tresen. Die Gründe.
- Hamburger Schlachterei Hans Wagner muss aufgeben
- Steigende Energie- und Personalkosten setzten Traditionsbetrieb zu
- Promi-Köche wie Tim Mälzer und Cornelia Poletto kauften hier ein
Eine echte Hamburger Institution schließt am letzten Tag des Jahres 2022: In der Schlachterei Hans Wagner an der Ecke Methfesselstraße/Müggenkampstraße gehen zu Silvester zum letzten Mal Fleisch- und Wurstwaren über den Tresen. Das bestätigte Sandra Wagner, Ehefrau des Betreibers Michael Wagner, am Sonnabend dem Abendblatt.
Für die Schließung des Hamburger Traditionsbetriebes gibt es gleich mehrere Gründe: "Steigende Energiekosten, steigende Personalkosten und den nachlassenden Fleischkonsum", sagt Sandra Wagner. Dazu kämen immer mehr Auflagen der Behörden. „Das können wir uns nicht mehr leisten."
Schlachterei Wagner: Hamburger Traditionsbetrieb muss schließen
Via Facebook hatten sich die Familie Wagner und die Belegschaft bereits an Heiligabend bei ihrer Kundschaft für die jahrelange Treue bedankt und die Schließung zum Ende des Jahres angekündigt.
Ganze Generationen von Hanseaten haben sich in der wahrscheinlich traditionsreichsten aller Schlachtereien der Stadt mit Wurst, Schinken, Schnitzel und Koteletts eingedeckt.
Promi-Köchinnen und Köche bezogen Fleisch von Wagner
TV- und Promi-Köchinnen und -Köche bezogen bislang hier Fleisch für ihre Restaurants. Tim Mälzer wirbt beispielsweise damit, dass er die beste Ware in Eimsbüttel einkauft. Für die Auszubildenden in den Betrieben von Mälzer gehörte ein Besuch der Schlachterei Wagner zum Programm. Auch Cornelia Poletto bezog Fleisch von Wagner.
Das Kaffeehaus Klein und Kaiserlich wirbt auf seiner Webseite ebenfalls damit, Fleisch- und Wurstwaren von Wagner zu beziehen. Und auch im Hotel Louis C. Jacob kommt Wagner-Ware auf den Tisch.
Die Geschichte der Schlachterei Wagner
Vier Generationen von Schlachtern führten die Geschäfte des Hamburger Familienunternehmens Wagner. Theodor Wagner hieß der Mann, der 1890 als Fleischergeselle aus dem Erzgebirge nach Altona kam und zwei Jahre später den Betrieb seines Meisters Rieck an der Großen Bergstraße erst pachtete und dann kaufte.
Nach dem Ersten Weltkrieg ging es mit der Schlachterei weiter an der Marktstraße in Altona. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten sich die Wagners zunächst mit einer Schweinelohnmästerei in Schnelsen über Wasser halten. Richtig aufwärts ging es in den 1950-ern. An der Großen Bergstraße wurde wieder eine Schlachterei eröffnet. Als das Geschäft dort aus allen Nähten platzte, zog die "Stadtschlachterei" zunächst an die Schleestraße in Altona und später an die Gerhofstraße.
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Dieser Standort wurde am 24. Dezember 1991 geschlossen. Die Gründe für die Geschäftsaufgabe an der Gerhofstraße ähneln denen von 2022: hohe Mieten und Personalmangel. Außerdem hätte Inhaber Klaus Wagner eine Kohlefilteranlage auf das Dach der Schlachterei setzen müssen. "Die wäre aber so schwer gewesen, dass wir für mehrere Hunderttausend Mark ein neues Dach hätten aufsetzen müssen", sagte Klaus Wagner damals im Abendblatt.
Übrig blieb die seit 1905 bestehende Filiale in Eimsbüttel. Bis zum 31. Dezember 2022 haben Michael Wagner und Ehefrau Sandra Wagner die Traditions-Schlachterei dort betrieben.