Hamburg. Nach den Corona-Jahren zieht das Gastgewerbe in Hamburg Fazit – mit vielen erfreulichen Zahlen, aber auch neuen Problemen.
Die Weihnachtsfeiern sind jetzt durch und nun stehen noch die Silvesterpartys auf dem Programm. Corona ist fast vergessen. In der Gastronomie wird Vollgas gegeben. Wie aber ist das Jahr gelaufen? Zunächst einmal lassen wir die aktuellesten Zahlen sprechen: 1,483 Millionen Übernachtungen verzeichnete die Hansestadt im Oktober diesen Jahres. Gegenüber 2019 – vor der Corona-Pandemie – stieg die Zahl der Übernachtungen um 2,9 Prozent. Hamburg Tourismus (HHT) -Chef Michael Otremba sagt. „Die Gästezahlen in Hamburg haben sich schneller erholt als in den meisten anderen Metropolen in Deutschland und Europa. Im August und September zählte Hamburg sogar mehr Übernachtungen als vor der Krise 2019.“
Von Januar bis einschließlich Oktober konnten fast 12,4 Millionen Übernachtungen verzeichnet werden. Der Rekord von 2019 mit 15,4 Millionen Übernachtungen wird wohl nicht ganz erreicht werden, aber man darf nicht vergessen: Anfang des Jahres galten noch Corona-Regeln für Reisende.
Am Wochenende ausgebuchte Hotels in Hamburg
Die Monate Juli bis September seien für die Hamburger Hotellerie „wie eine nicht enden wollende Party“ gewesen, sagt Niklaus Kaiser von Rosenburg im Abendblatt-Gespräch. Damit beschreibt der Dehoga-Vizepräsident, der die Hotels Baseler Hof und Mellingburger Schleuse führt, „dass die Stadt einen regelrechten Tourismusboom erlebt hat.“ Auslastungen um die 80 Prozent im Durchschnitt und an den Wochenenden ausgebuchte Häuser seien die Regel gewesen.
Es sei ein exzellentes Jahr gewesen, erzählt Ingo C. Peters. Es seien noch deutlich bessere Umsätze als im Vor-Corona-Jahr 2019 zu verzeichnen gewesen. Der geschäftsführende Direktor vom Vier Jahreszeiten sagt. „Natürlich sind unsere Kosten für Energie, Lebensmittel, Personal und Dienstleister deutlich gestiegen. Wir mussten deshalb unsere Preise auch um bis zu 15 Prozent erhöhen. Die Gäste haben dafür Verständnis, die Nachfrage ist unglaublich hoch.“ Der Chef der Nobelherberge erwartet demnächst auch wieder Gäste aus Übersee, die sich seit Corona rar gemacht hatten. „Wir haben bereits Anfragen aus den USA erhalten.“
Neue Restaurants und Lokale haben eröffnet
Auch Klaus-Michael Kühnes The Fontenay an der Außenalster hat in diesem Jahr Fahrt aufgenommen. Der geschäftsführende Direktor Thies Sponholz sagt. „Wir sind sehr zufrieden, unsere Philosophie des modernen Luxus hat viele Gäste, sowohl Stammgäste als auch Neuanreisende begeistert.“
Wer durch Hamburg schlendert, der sieht immer wieder neue Restaurants und Lokale. Ein Beispiel dafür, dass man viel Geld investiert, auch wenn die Zukunft ungewiss ist, ist Tim Lang. Vor einem halben Jahr hat der 44-Jährige sein Tim’s eröffnet. In den ehemaligen Räumen vom La Vela an der Großen Elbstraße setzt der gelernte Koch auf gehobene Gastronomie mit Hafenblick.
Umsätze wie vor Corona sind noch nicht überall erreicht
„Die gestiegenen Preise für Energie und auch für Lebensmittel haben mich nahezu seit dem Start begleitet. Das sind natürlich nicht die Faktoren, die man sich wünscht und sie stellen mein Team und mich vor große Herausforderungen“, sagt der Gastronom. Mit der Nachfrage sei er zufrieden und bereue es keinen Tag, trotz schwieriger Zeiten dieses weitere Projekt umgesetzt zu haben.
Nun ist Tim Lang kein Newcomer. Der Eppendorfer, führt seit Jahren gemeinsam mit Hannes Schröder die Szenelokale Küchenfreunde und die Botanic District Bar sowie das Deli in Eppendorf. In diesen Betrieben habe man in diesem Jahr die Vor-Corona-Umsätze von 2019 noch nicht wieder erreichen können, aber man befinde sich auf einem guten Weg.
Mitarbeitermangel ist weiterhin ein Problem
Es läuft offensichtlich bei Gastronomen und Hoteliers. Und dementsprechend auch bei Attraktionen, die die Touristen nutzen. Das Miniaturwunderland in der Speicherstadt erreicht fast wieder das Niveau von 2019 und hatte rund 1,35 Millionen Besucher. Das neue Angebot Yullbe-Wunderland nutzten etwa 150.000 Gäste. Hubert Neubacher, Chef von Barkassen-Meyer, berichtet: „Als die Sommerferien starteten, da ging es bei uns dann auch richtig los. Bis in den Herbst hinein hatten wir eine große Nachfrage. Dass Hamburg voller Touristen war, hat sich auch auf unser Geschäft ausgewirkt.“
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Doch sorgenfrei sind die Unternehmer nicht. „Der Mitarbeitermangel führt dazu, dass die Betriebe auf Umsätze verzichten müssen, weil man Öffnungszeiten einschränken oder zusätzliche Ruhetage einführen muss. Da sprechen wir bei manchem Betrieb sicherlich von bis zu 20 Prozent“, sagt Dehoga-Vize Kaiser von Rosenburg, der von etwa 8000 fehlenden Arbeitskräften ausgeht. Madeleine Marx, die das The Westin in der Elbphilharmonie führt, ist mit der Auslastung sehr zufrieden, aber sagt auch: „Mit mehr Personal hätten wir höhere Umsätze generieren können.“
Die Digitalisierung sorgt für ein Minus bei Geschäftsreisen
Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Kaiser von Rosenburg: „Es gibt keinen Masterplan. Ich habe immer wieder betont, dass die Regierung Möglichkeiten schaffen muss, um die Arbeitsmöglichkeiten für Kräfte aus Ländern außerhalb der EU deutlich zu vereinfachen.“
Bei den Hotelgästen ist die Zahl der Geschäftsreisenden stark gesunken. „Hatten wir vor Corona ein Verhältnis von 50 zu 50, so liegt der Anzahl der Freizeitreisenden inzwischen bei 70 Prozent“, schätzt Kaiser von Rosenburg. Eine Folge der Digitalisierung. Dennoch bleibt die Branche optimistisch. Die HHT geht offensichtlich davon aus, dass die Elbmetropole ein Selbstgänger ist. Nach Jahrzehnten hat sie sich entschieden, auf den – sonst sehr pompösen – Messeauftritt auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin zu verzichten.