Hamburg. Im Sommer 2022, als der ÖPNV extrem günstig war, waren weniger Autos unterwegs – dafür fuhren viel mehr Leute Bahn.
Das Neun-Euro-Ticket sollte die Bürger vor dem Hintergrund stark steigender Energiepreise entlasten, sie gleichzeitig für öffentliche Verkehrsmittel begeistern und damit dem Klimaschutz dienen. Das erste Ziel wurde erreicht: 52 Millionen verkaufte Tickets – davon 3,5 Millionen im HVV-Bereich – in den drei Monaten Juni bis August haben Millionen von vielfach teureren Abo-Karten ersetzt. Auch registrierte die Bahn deutlich mehr Passagiere als gewöhnlich – allein im Juni sollen 42 Prozent mehr Bahnreisen stattgefunden haben.
Doch inwiefern dadurch Autofahrten ersetzt wurden und ein positiver Effekt auf das Klima erzielt wurde, ist nicht so klar. Befragungen zufolge soll ein gutes Viertel der Fahrten zusätzlich unternommen worden sein – also etwa Städtereisen, die ohne das Neun-Euro-Ticket nicht stattgefunden hätten. Demnach sollen nur drei Prozent der günstigen Bahnfahrten eine Autofahrt ersetzt haben.
HVV statt Auto: Zehn Prozent weniger Autos in Hamburg
Daten aus Hamburg, die dem Abendblatt exklusiv vorliegen, deuten nun auf einen deutlich kräftigeren Effekt hin: Die Zahl der Kraftfahrzeuge an den elf Dauerzählstellen in der Hansestadt sind von Mai bis August um durchschnittlich 9,8 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zurückgegangen. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linksfraktion in der Bürgerschaft hervor.
Den stärksten Rückgang mit bis zu 26 Prozent gab es an der Wandsbeker Marktstraße: Waren dort im August 2019 noch 48.650 Fahrzeuge gezählt worden, waren es im August 2022 nur noch 36.137. Den geringsten Rückgang gab es an der Buxtehuder Straße im Bezirk Harburg mit maximal sechs Prozent. Der größte Rückgang in absoluten Zahlen wurde an den Elbbrücken registriert: Statt 135.526 Fahrzeuge wie im Juni 2019 wurden dort im Juni 2022 nur noch 123.741 gezählt – fast 22.000 Fahrzeuge weniger.
Verkehr in Hamburg: „Das Neun-Euro-Ticket hat spürbar vieles bewirkt“
Allerdings muss dieser Effekt nicht ausschließlich auf das Neun-Euro-Ticket zurückgehen. Möglich ist auch, dass 2022 generell weniger Auto gefahren wurde als 2019, weil inzwischen mehr Menschen im Homeoffice arbeiten. Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Links-Fraktion, ist sich hingegen sicher: „Das Neun-Euro-Ticket war ein absoluter Erfolg und es hat spürbar vieles bewirkt. Den HVV für mehr Menschen attraktiv gemacht und die Autos von den Straßen geholt. Auf diesen umweltpolitischen und auch sozialpolitischen Erfolg müssen wir aufbauen.“
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Mit dem nun von Bund und Ländern geplanten 49-Euro-Ticket lasse sich das jedoch nicht erreichen: „Deshalb wollen wir wie in der Stadt Berlin ein 29-Euro-Ticket für das Hamburger Stadtgebiet einführen.“ Damit Menschen ohne oder mit geringem Einkommen sich das Ticket leisten können, solle zudem der Sozialrabatt von 24,80 auf 29 Euro erhöht werden, fordert Sudmann. Der entsprechende Antrag der Linken wird am Mittwoch im Rahmen der Haushaltsberatungen der Bürgerschaft behandelt.