Hamburg. Hamburg ist besser auf die Einführung des Deutschlandtickets vorbereitet als andere Bundesländer. Worauf die Stadt warten muss.
Politisch hatten sich Bund und Länder auf die Einführung des 49-Euro-Tickets bereits geeinigt – um die Finanzierung gab es jedoch noch Gezerre. Diese letzte Hürde wurde nun bei der Ministerpräsidentenkonferenz am späten Donnerstagabend ausgeräumt und damit der Weg für den Nachfolger des 9-Euro-Tickets aus dem Sommer geebnet.
„Bund und Länder haben bekräftigt, die Kosten des Deutschlandtickets jeweils zur Hälfte zu tragen und das Ticket zu einem Preis von 49 Euro pro Monat schnellstmöglich einzuführen“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Anschluss an die Verhandlungen mit den Regierungschefinnen und -chefs. „Hamburg ist darauf vorbereitet und wird die Einführung zum frühestmöglichen Termin unterstützen.“
49-Euro-Ticket in Hamburg: „Wir wären grundsätzlich für einen Start im Januar bereit“
Die Gesamtkosten für das neue Nahverkehrsangebot sollen sich auf mindestens drei Milliarden Euro belaufen. Die Länder streben einen Start bis zum Ende des ersten Quartals 2023 an. In Hamburg seien hingegen bereits alle notwendigen Vorbereitungen für die Einführung des Deutschlandtickets getroffen worden. „Wir wären grundsätzlich für einen Start im Januar bereit, können aber ein bundesweites Ticket nicht im Alleingang anbieten“, sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl dem Abendblatt. „Dafür braucht es gesetzliche Grundlagen und die Kooperation aller ÖPNV-Anbieter in Deutschland.“
Das betreffe zum Beispiel Tarifgenehmigungen, den Vertrieb sowie die Prüfbarkeit des Tickets, damit es auch überall anerkannt wird. Die einzelnen Verkehrsverbünde brächten zudem unterschiedliche Voraussetzungen mit, was den jeweiligen Stand der Digitalisierung angehe. „Gemäß den Vorgaben des Bundes wird das Deutschlandticket grundsätzlich nur digital angeboten, aber auch für Menschen ohne Internetzugang beziehungsweise Smartphone verfügbar sein“, so Vohl.
Deutschlandticket soll an Erfolg des 9-Euro-Tickets anknüpfen
„Wir haben mit der hvv-Card ja bereits ein digitales Medium, welches auch für das Deutschlandticket zur Verfügung stünde.“ Derzeit arbeiteten die Verkehrsunternehmen „mit Hochdruck“ daran, „dieses Ticket gemeinsam einzuführen“. In Hamburg wird laut Vohl mit einem Start am 1. April 2023 gerechnet.
Mit der Einführung des Deutschlandtickets soll an den Erfolg des 9-Euro-Tickets angeknüpft werden. „Der enorm günstige Preis hat viele Menschen in Bussen und Bahnen gebracht und war auch für diejenigen interessant, die vorher nicht mit dem ÖPNV unterwegs waren“, so Vohl. Durch das neue Ticket könnten weitere Kunden gewonnen und die Verkehrswende vorangebracht werden. „Nicht nur für drei Monate, sondern dauerhaft.“
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Auch Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) betonte: „Wir haben im Sommer gelernt, dass ein günstiges Angebot im ÖPNV zur deutlichen Verlagerung der Verkehrsträger beigetragen hat.“ Gleichzeitig habe das Ticket auch eine „wichtige soziale Funktion“, so Tjarks weiter. „Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Menschen mit einem geringeren Einkommen den ÖPNV besonders stark nutzen, ist das Deutschlandticket daher eine wichtige Entlastung.“
Über den HVV kann das Deutschlandticket in Hamburg bereits seit Anfang November vorbestellt werden. Knapp 3000 Menschen haben die Vorbestelloption für das Ticket, das bundesweit in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs gilt, bislang bereits genutzt.