Hamburg. Das Generalkonsulat dankt den Bürgern und hofft, dass die Hilfsbereitschaft für die 32.000 Ukrainer in der Stadt nicht weiter sinkt.
Auch neun Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine suchen die Menschen Zuflucht und Schutz in Hamburg. Die Sozialbehörde geht derzeit von rund 32.000 Menschen aus der Ukraine aus, die in der Stadt leben.
Die Situation ist nach wie vor schwierig, und die Herausforderungen für die Stadt sind groß: „Es kommen stetig Menschen, die in Hamburg Schutz suchen. Wir entwickeln laufend weitere Unterkünfte, es werden auch laufend Standorte fertiggestellt“, so Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde. In Hamburg werden bis Jahresende mehr als 50.000 geflüchtete Menschen in öffentlicher Unterbringung leben.
Ukraine-Geflüchtete: Zahl schwankt deutlich
Die Zahl derer, die in Hamburg ankommen, schwankt deutlich. Im Schnitt waren es zuletzt jeden Tag 100 Ukrainer, die offiziell registriert sind. Das bedeutet nicht, dass all diese Menschen in Hamburg bleiben und öffentlich untergebracht werden müssen.
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Etwa 17.500 Ukrainer wohnen in privaten Wohnungen
Etwa 17.500 Ukrainer nutzen privaten Wohnraum. Das sind etwa Menschen, die in Privathaushalten unterkommen – ein Teil von ihnen bezahlt die Miete aus eigenen Mitteln, ein anderer Teil nutzt die Sozialleistungen. Hamburg hat zudem stadtweit mehr als 30 Interimsstandorte angemietet und außerdem rund 70 Hotels. Die Geflüchteten leben teils in Zelten und in Notunterkünften in Sport- und Lagerhallen. Die Plätze in einer Halle an der Kieler Straße in Stellingen sollen durch 150 Plätze in Containern ersetzt werden. 150 Notplätze in der Fegrohalle in Harburg werden durch weitere 120 Zeltplätze erweitert.
Dennoch kommt Hamburg mit der öffentlichen Unterbringung an die Kapazitätsgrenzen. Denn: „Eine Unterkunft, die wir heute herzurichten beginnen, steht erst in einiger Zeit zur Verfügung, oft vergehen Monate“, so Behördensprecher Helfrich. Zuletzt wurde in Rothenburgsort am Huckepackbahnhof ein Containerdorf gebaut. Dort will die Stadt nun unter anderem Tiny Houses testen - kleine, auf Anhängern aufgebaute Wohneinheiten -, die schnell und flexibel zur Schaffung zusätzlicher Unterbringungskapazitäten genutzt werden könnten. 50 dieser kleinen Wohnanhänger - in denen zwei Zimmer mit Betten rechts und links von einer kleinen Küche und einem Sanitärraum in der Mitte getrennt sind - habe man bei einer Firma in den Niederlanden bestellt.
Stadt appelliert an Hamburger, Wohnraum bereitzustellen
Die Stadt sucht dennoch weiter Hamburger, die Wohnraum anbieten können. „Das ist eine große Hilfe, eine tolle Solidarität und, wenn man ohnehin eine Wohnung zu vermieten hat, auch kein großes Risiko, denn die Stadt sorgt dafür, dass die Miete pünktlich gezahlt wird“, so Martin Helfrich. Die Organisation erfolgt im Auftrag der Stadt durch die Bürgerstiftung.
Die ankommenden Frauen, Kinder und auch Kriegsverletzte erhalten nicht nur eine Unterkunft, sondern auch eine medizinische Versorgung, und sie haben die Möglichkeit zu arbeiten und die Kinder in die Schule und in die Kitas zu schicken.
Ukrainische Flüchtlinge: Hilfsbereitschaft in Hamburg stark gesunken
„Die Ankommenden wurden warmherzig aufgenommen, wofür wir großen Dank verspüren“, sagt Alexander Blümel, Sprecher des Generalkonsulats der Ukraine in Hamburg. Aber er macht auch deutlich: „Leider ist nicht jede Ukrainerin und jeder Ukrainer in einem zuträglichen Umfeld untergebracht. Wir wissen aber, dass die Stadt alles in ihrer Macht stehende tut, um den Menschen eine behagliche Unterkunft zu bieten.“
Allerdings sei die Hilfsbereitschaft stark gesunken. Verständlich in Zeiten von Inflation und allgemeiner Unsicherheit. „Wir bitten darum, dass die Hamburgerinnen und Hamburger ihr Herz weiterhin öffnen für ihre Nachbarn aus der Ukraine, die ganze Existenzen verloren haben“, so Blümel.
Ukraine-Geflüchtete wollen gern finanziell unabhängig sein
Generell seien seine Landsleute zunächst froh, in Sicherheit leben, lernen und arbeiten zu können. Gleichzeitig möchte ein Großteil der Menschen schnellstmöglich zurückkehren. „Die meisten mussten Ehemänner, Brüder und Väter zurücklassen, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen – ihre Existenzen und ihre Leben sind dort.“
Rund 550 Menschen wurden in eine Arbeit oder Ausbildung vermittelt. Die Ukrainerinnen und Ukrainer wollen nicht auf staatliche Hilfen angewiesen sein. „Fast alle Ukrainerinnen, die kein Deutsch konnten, besuchen täglich Integrationskurse, um sich besser am Arbeitsmarkt beteiligen zu können.“