Hamburg. Ein runder Bandgeburtstag, Weihnachtsstimmun und Matschrock aus Torfmoorholm – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

In den kommenden Tagen kann man im Literaturhaus einem Skandal in die Augen sehen oder singen und bechern in der Sporthalle, bis sich die Augen drehen. Laut oder besinnlich, lustig, historisch oder nachdenklich – unsere Auswahl.

KONZERT

Erst vor wenigen Tagen spielten die niederländischen Symphonic-Metal-Stars Within Temptation in der Barclays Arena, jetzt folgen am 12. Dezember die finnischen Kollegen, die das Genre von den späten 90er-Jahren an weltweit populär gemacht haben: Nightwish.

Die von Keyboarder Tuomas Holopainen angeführte Band mit – der mittlerweile dritten – Sängerin Floor Jansen verbindet opulente orchestrale Dramatik mit flinkem Gedresche und prägnanten Melodien. Der Gesang im Opernstil spaltet zwar die Metalgemeinde, aber der Anteil an Nightwish-Fans reicht locker für drei Nummer-eins-Alben in Deutschland, zuletzt 2020 mit „Human. :II: Nature.“.

Nightwish, Beast In Black, Turmion Kätilöt Mo 12.12., 18.45, Barclays Arena (Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 69,90 im Vorverkauf; www.nightwish.com

MUSIK-COMEDY

Wer die „Weihnachtsbäckerei“ noch nicht satt hat, sie aber gern durch den Kakao gezogen genießen möchte, darf sich auf das Hamburger Musik-Comedy-Trio Bidlah Buh freuen: Am 12. Dezember laden Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und Jan-Frederick Behrend zu ihrem Weihnachts-Special „Advent, Advent, der Kaktus brennt ...“ in das Ohnsorg-Theater.

Weihnachtliches Liedgut von damals bis morgen erklingt im Stil der guten alten Zeit mit viel Augenzwinkern und artistischem Slapstick. Das gibt so manche Sauerei, frei nach Schnauze gebacken.

Bidla Buh: „Advent, Advent, der Kaktus brennt ...“ Mo 12.12., 19.30, Ohnsorg-Theater (U/S Hauptbahnhof), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten ab 19,60 unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de

AUSSTELLUNG

„Der Wunsch des Menschen, mit etwas Größerem als sich selbst in Kontakt zu treten, ist der Anstoß für meine Bilder und fortwährender Motor meiner Arbeit“, sagt Jochen Hein über seine Werke, die traditionell heimische Landschaft zeigen. In seiner jüngsten Ausstellung „90° Süd“ in der Galerie Commeter hat sich der Hamburger Maler in fernere Gefilde vorgewagt.

Bilder wie „Icefall“, „White Out“ oder „Schneeblind“ nähern sich der beeindruckenden Landschaft der Antarktis. Und wie immer ist es wundersam zu beobachten, wie Hein es schafft – in diesem Fall mit Acrylfarben auf Baumwolle – die Natur vor unseren Augen lebendig werden zu lassen. So, als stünden wir selbst vor einem dieser unglaublichen und leider bedrohten Monumente aus Schnee und Eis.

„90° Süd“ bis 1.2.2023, Galerie Commeter (U/S Jungfernstieg), Bergstraße 11, Di–Fr 11.00–18.00, Sa 11.00–16.00, Eintritt frei

KONZERT

Vor 60 Jahren gründeten Francis Rossi und Alan Lancaster in London den Kern von Status Quo, damals noch unter dem eigentlich auch erfolgversprechenden Namen The Scorpions. Viel hat sich verändert, Mitglieder kamen, gingen und starben wie zuletzt Rick Parfitt 2016 und – der bereits vor Jahren ausgestiegene – Alan Lancaster 2021. Aber Rossi kann und will weiter Boogie ’n’ Roll überall in der Welt zelebrieren.

Seit 60 Jahren auf der Suche nach dem vierten Akkord: Francis Rossi (3. v. l.) ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied der britischen Rockband Status Quo.
Seit 60 Jahren auf der Suche nach dem vierten Akkord: Francis Rossi (3. v. l.) ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied der britischen Rockband Status Quo. © Jahnke

Sogar der 2016 erklärte Verzicht auf E-Gitarren und große Touren ist schon wieder Geschichte. In der Barclays Arena herrscht also am 13. Dezember der Status quo ante: „Rockin’ All Over The World“. Mit dabei sind auf der Tour übrigens auch die Zeitgenossen von Manfred Mann’s Earth Band. Ein schöner Doppelpack für Hamburgs Classic-Rock-Fans.

Status Quo, Manfred Mann’s Earth Band Di 13.12., 19.30, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 72,50 im Vorverkauf; www.statusquo.co.uk

KONZERT

Mit Wasser im Schuh und Moor im Ohr singen sie am 16. Dezember zusammen im Torfrock-Chor: „Die Butterfahrt“, „Rollo, der Wikinger“, „Presslufthammer B-B-Bernhard“, „Beinhart“ und was norddeutscher Gebrauchsrock sonst noch so hergibt. Mit zwei Jahren Verzögerung kann endlich die 31. Bagalutenwiehnacht in der Sporthalle steigen.

Und auch wenn Ur-Torfrocker Raymond Voß weiterhin seine Pumpe schonen muss und wie schon in den Jahren vor Corona nicht dabei ist, wird wohl bei keinem Konzert in Hamburg dieses Jahr mehr gerudert – und gebechert. Schumbadibummbumm, wir ballern hier rum – horrido! Im Vorprogramm ist dieses Mal Mandowar mit dabei.

Torfrock, Mandowar Fr 16.12., 19.30, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 44,50 im Vorverkauf; www.torfrock.de

LESUNG

Der italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini („Salò oder die 120 Tage von Sodom“, „Mamma Roma“, „Medea“) galt sowohl als genialer Filmemacher als auch als notorischer Unruhestifter. Sein „Das erste Evangelium Matthäus“ gilt als eine der besten Bibel-Verfilmungen überhaupt. Er erfand eine neue Filmsprache und war nicht frei von Widersprüchen. Er kritisierte die Kommunisten, bekannte sich aber zu sozialistischen Idealen.

Gustav Peter Wöhler liest Pasolini im Literaturhaus.
Gustav Peter Wöhler liest Pasolini im Literaturhaus. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Gleich mehrere seiner Filme wurden verboten. Man kannte ihn auch als Lyriker, Romancier und Publizisten. Skandale suchte Pasolini mehr, als dass er sie mied. 1975 wurde er von seinem homosexuellen Liebhaber ermordet. Aus dem Essayband „Dem Skandal ins Auge sehen“ lesen Schauspieler Gustav Peter Wöhler und Autor Christoph Klimke, der schon mehrere Bücher über Pasolini geschrieben hat, am Dienstag im Literaturhaus. Szenen eines bewegten Lebens.

„Dem Skandal ins Auge sehen“ Di 13.12., 19.30, Literaturhaus (Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt 7,-; www.lit-hamburg.de

KONZERT/LESUNG

Die Hamburger Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) und Fanny Hensel(1805–1847) stehen im Mittelpunkt eines zweitägigen Festivals im Kleinen Saal der Laeiszhalle, das Musik und Texte kombiniert. Gleich dreimal spielt das casalQuartett Kompositionen der beiden, dazu gibt es eine Veranstaltung (11.12., 18 Uhr), bei der Regula Grauwiller und Ulrich Noethen, basierend auf Briefen, Tagebucheinträgen, Zeitzeugnissen und biografischen Quellen, das Leben von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy nachzeichnen.

Als Solisten sind Pianistin Ragna Schirmer und Bassbariton Christian Immler am 11.12. (18 Uhr) dabei. Am 12.12. (20 Uhr) spielt neben dem casalQuartett auch das Kuss Quartett. Wer Tickets für alle drei Veranstaltungen bucht, hat (auch) einen finanziellen Vorteil: Der Gesamteintrittspreis senkt sich automatisch bei der Buchung um 33 Prozent.

„Ein Fest für Fanny & Felix“ So/Mo 11./12.12., Laeiszhalle, Kleiner Saal (U Messehallen), Johannes Brahms-Platz, Karten 15,- bis 35,-; www.elbphilharmonie.de

INTERAKTIVES KONZERT

Warum sollte man sich einem Klassiker nicht mal auf ungewöhnliche Weise nähern? „What’s up Beethoven?“ heißt das Konzert mit Florian Heinisch, in der das Publikum entscheidet, wohin die musikalische Reise geht. Der Pianist, der wie Johann Sebastian Bach in Eisenach geboren wurde, hat einen hohen Anspruch an seine Kunst: „Ich möchte nicht nur schöne Konzerte spielen, sondern mit jedem Konzert auch mehr Frieden, Empathie und Schönheit in die Welt bringen.“

Heinisch stammt aus einer musikalischen Familie. Schon seine Großmutter war Organistin. Er hat schon mit mehreren bekannten Orchestern gespielt und stand auch schon zusammen mit dem in Hamburg nicht ganz unbekannten Dirigenten Kent Nagano auf der Bühne. Welche Töne der Pianist jetzt wohl dem Klassiker entlockt? Da könnte die Reeperbahn durchaus Ohren machen.

„What’s up Beethoven?“ Mi 14.12., 19.00, Uwe Reeperbahn (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 21–22, Eintritt 10,-; uwereeperbahn.de

JAZZ-KONZERT

Der finnische Pianist Tuomas A. Turunen spielt in der Jazzhall.
Der finnische Pianist Tuomas A. Turunen spielt in der Jazzhall. © Matthieu Guinard

Als Mitglied des Emil Brandqvist Trios hat der Pianist Tuomas A. Turunen bereits viele Erfolge gefeiert, und den Finnen sollte man auch als Solokünstler unbedingt auf dem Zettel haben. Mit „Lifesparks“ ist ihm zuletzt ein sehr hörenswertes, neo-romantisches Album voll zwingender Melodien gelungen.

Perfekt, um sich in der kalten Jahreszeit wohlig-warm umspülen zu lassen. In der Jazzhall der Hochschule für Musik und Theater wird Turunen an diesem Sonnabend ab 20 Uhr zu erleben sein – allein am Flügel und so intensiv, dass das Dezembergrau darüber für eine Weile in Vergessenheit gerät.

Tuomas A. Turunen Sa 10.12., 20.00, Jazzhall in der Hochschule für Musik und Theater (U Hallerstraße), Harvestehuder Weg 12, Karten zu 22,- (plus Gebühren) im Vorverkauf und an der Abendkasse