Diesmal zu Gast beim Weinpodcast „Vier Flaschen“: Bertold Salomon, der gleich in drei Ländern Weingüter betreibt.
Wie schmeckt der Jahrgang 2022? In unserer Reihe „Vier Flaschen“ machen Weinkenner Michael Kutej, Rieslingliebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard heute zum ersten Mal den Test – allerdings nicht mit einem Wein aus Deutschland, die sind noch nicht so weit, sondern mit einem Sauvignon Blanc aus Neuseeland. Der stammt vom Weingut Salomon & Andrew, das zur Hälfte dem Gast dieser Folge gehört.
"Vier Flaschen": Salomon besitzt Weingut in Australien
Bertold Salomon ist einer der bekanntesten Winzer Österreichs, wo er mit Salomon Undhof ein Weingut in Krems betreibt, das unter anderem ausgezeichnete Grüne Veltliner produziert. Und weil aller guten Dinge schließlich drei sind, hat Salomon mit seiner Frau Gertrud noch ein Weingut in Australien, das Salomon Estate, das eine Tagesreise von Melbourne entfernt liegt.
Aber der Reihe nach. Der Wein aus Flasche Nummer eins stammt aus einer Region in Neuseeland, die nicht nur wegen des legendären Cloudy Bay für ihren Sauvignon Blanc bekannt ist. Es geht um Marlborough, wo Salomon & Andrew einen Sauvignon Blanc herstellen, der Michael Kutej ins Schwärmen geraten lässt. Der Vorjahresjahrgang ist bereits ausverkauft, der neue aus 2022 ist extrem fruchtig, aber trotzdem trocken: „Oft wird Fruchtigkeit mit Süße verwechselt“, sagt Salomon. Das kann bei diesem Wein nicht passieren. Die Flasche kostet etwa acht Euro weniger als der Cloudy Bay, nämlich rund 20 Euro, spielt von der Qualität aber in derselben Liga. Einziger Nachteil: Es gibt gerade einmal 2000 Stück davon.
Wie das Klima den Geschmack des Weines beeinflusst
Von Neuseeland nach Österreich, und damit zu der Rebsorte, die die wichtigste für unser Nachbarland ist, dem Grünen Veltiner. Getestet wird der Grüne Veltiner Hochterrassen aus 2021, was, so der Winzer, ein guter Jahrgang gewesen sei, „mit einem kühleren Sommer und einem fantastischen, weil trockenen Herbst“, beides merke man dem Wein an. Er schmeckt nach Birne, Apfel, hat zudem etwas leicht Zitrisches – was fehlt, ist der sonst für Grünen Veltliner typische Geschmack nach Weißem Pfeffer. „Ein Grüner Veltliner ist eben nicht gleich ein Grüner Veltliner, die Unterschiede im Geschmack können sehr groß sein“, sagt Kutej. Dass das so ist, hat einen einfachen Grund, ergänzt Salomon: „Die eine Hälfte des Weines macht die Rebsorte aus, die anderen Hälfte seine Herkunft, die Beschaffenheit der Böden und das Können des Winzers.“
Das zeigt sich in Flasche Nummer drei, einem weiteren Grünen Veltliner. Der Alte Reben Reserve 2019 schmeckt völlig anders als der Wein in Flasche Nummer drei, er ist viel dickflüssiger, fast fest, fühlt sich im Mund an wie Honig, bevor es nach hinten raus noch etwas scharf wird, „das erinnert an Ingwer“, sagt Haider. Salomon glaubt, dass man diesen Grünen Veltliner bei einer Blindverkostung auch für einen Rotwein halten könnte, und dass er ideal zu einem Steak passen würde. Grundsätzlich erfreue sich der Grüne Veltliner auch außerhalb Österreichs so großer Beliebtheit, weil er ein idealer Essensbegleiter sei: „Er überlagert das Essen nicht, aber das Essen verdrängt umgekehrt auch ihn nicht.“
Für guten Wein braucht man gute Trauben – und Erfahrung
Flasche Nummer vier kommt von dem Weingut aus Australien, es ist der einzige Rotwein in diesem Test. Während Bertold Salomon den Betrieb in Österreich an seine Kinder, die Zwillinge Bert und Fanny, abgegeben hat, und selbst nur noch Minderheitsgesellschafter ist, gehört ihm das Salomon Estate am anderen Ende der Welt zusammen mit seiner Frau Gertrud noch allein: „Wir profitieren von den großen Temperaturunterschieden, die es dort gibt“, sagt er.
Angebaut wird vor allem Shiraz, aber auch der Cabernet Sauvignon Finniss River Braeside Vineyard aus dem Jahr 2018, den er mitgebracht hat. Typisch für einen Cabernet Sauvignon sei ein Geschmack von Johannisbeere und Eukalyptus, „wenn der fehlt, ist es nur ein guter Rotwein“, so der Winzer. Die gute Nachricht: Er fehlt nicht, die Runde schmeckt vor allem den Cassis-Charakter heraus, „der Wein ist irrsinnig charmant am Gaumen“, sagt Michael Kutej.
Bleibt die Frage an den Mann, der an drei unterschiedlichen Orten Weine anbaut, was eigentlich wichtiger ist: die Qualität des Weinbergs oder die Arbeit hinterher im Keller. Salomons Antwort ist eindeutig, er sagt: „Man kann im Keller aus mittelmäßigen Trauben keinen guten Wein machen…“ Umgekehrt sind gute Trauben allerdings keine Garantie für einen guten Wein – wenn man vom weiteren Prozedere keine Ahnung hat, kommt auch nichts Besonderes heraus.
Die „Vier Flaschen“ können Sie auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem Youtube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen. Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter zehn Euro kosten muss, und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn bewertet wird.