Hamburg. Viele Händler geben hohe Rabatte. Selbst bei Autos und Reisen locken Nachlässe. Aber es sollte genau hingeschaut werden.

Beim Bummel durch Hamburgs Einkaufsstraßen stechen sie sofort ins Auge: die großen Plakate mit Rabatten zum Black Friday. Fast jedes Geschäft wirbt derzeit mit Nachlässen, oft für die gesamte Woche, die sogenannte Black Week. Wegen der hohen Nachfrage ist aus dem Black Friday, gefolgt vom „Cyber Monday“ drei Tage später, schon seit einigen Jahren eine komplette Aktionswoche geworden.

Niedrige Preise gleich für mehrere Tage bieten in Hamburg etwa Vodafone für spezielle iPhones, Esprit mit bis zu 30 Prozent Rabatt oder Fielmann mit einem Nachlass von 20 Prozent auf Fassungen. Auch Budnikowsky setzt auf den Werbeeffekt, mit bis zu 30 Prozent günstigeren Waschmitteln oder Kosmetikartikeln in der laufenden Woche.

Black Friday Hamburg: Hoher Umsatzplus wird erwartet

„Viele Händler aus den unterschiedlichen Branchen nehmen am Black Friday und Cyber Monday teil“, bestätigt Brigitte Nolte den Eindruck der Passanten. Die Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord ergänzt mit Blick auf die aus den USA stammenden Rabattaktionen, dass die Nachlässe inzwischen immer mehr Sortimente umfassen, Elektronik ebenso wie Textilien oder Parfümerie-Artikel.

„Die Verbraucher haben diese Aktionen in den vergangenen Jahren immer stärker für Schnäppchen und Geschenkekäufe genutzt“, beschreibt Brigitte Nolte den Shoppingtrend, der sich mehr und mehr auch in Europa ausbreitet und den pandemiegebeutelten Geschäften neuen Schwung bringen soll. „Wir erwarten ein Umsatzplus an diesen beiden Tagen von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“

Durch die Rabatte sollen Kunden wiedergewonnen werden

Gerade wegen der hohen Inflation und der insgesamt schlechten Verbraucherstimmung würden Sonderaktionen an Bedeutung gewinnen. Das bestätigt auch der Kaffeehändler Tchibo, der derzeit etwa 15 Prozent Nachlass bei einem Einkaufswert ab 25 Euro für seine wöchentlich wechselnden Produkte gewährt.

„Wir nutzen die Rabattaktionen in den Filialen dazu, die Kundenfrequenz wieder zu erhöhen“, sagt eine Sprecherin des Hamburger Konzerns, denn diese habe in den Innenstädten das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht. „In der City greift beinahe jeder Händler das Thema auf. In der Regel geben die Unternehmen zwischen 20 und 30 Prozent“, bestätigt Brigitte Engler vom City Management der Hansestadt die Entwicklung in den bekannten Einkaufsstraßen.

Der Ursprung der Black Fridays

Im internationalen Onlinehandel, etwa bei Amazon mit Sitz in Seattle, gehört der spezielle Freitag mit seinen Schnäppchen schon lange zum verkaufsfördernden Programm. Schließlich ist der Black Friday eine amerikanische Shopping-Tradition. Der Ursprung: Der Freitag nach Thanksgiving ist ein Brückentag, an dem in den Vereinigten Staaten das Weihnachtsgeschäft beginnt. Um direkt zum Startschuss die Umsätze in die Höhe zu katapultieren, versuchen die Händler die Kauflust mit niedrigen Aktionspreisen anzuregen.

Aber auch deutsche Wettbewerber wie der Handelskonzern Otto kurbeln die Verkäufe inzwischen in dieser Zeit an. „Wir haben das Angebot gegenüber den Vorjahren massiv ausgeweitet, sowohl in der Menge als auch in der Dauer, jetzt für eine Woche“, sagt ein Otto-Sprecher zur Black Week. Die Reduzierungen umfassten alle denkbaren Kategorien wie Mode, Technik, Haushalt oder Baumarktartikel.

Auch Steakhaus-Gruppe Block bietet Angebote

Außerdem testet der Hamburger Anbieter dazu Liveshopping. Das heißt, dass Kunden beim Anschauen eines moderierten Films aus dem Otto-Studio in Bramfeld direkt Artikel anklicken und bestellen können, etwa ein um mehrere 100 Euro reduziertes Sofa oder einen Luftbefeuchter, der um ein Drittel günstiger sein soll.

Neben dem klassischen Einzelhandel setzen auch andere Branchen auf die Lockaktionen. „Die Variation eines Buchstabens macht aus der Black Friday Week nun die Block Friday Week, was natürlich tiptop zum Unternehmen passt“, sagt ein Sprecher der Block Gruppe. Im Onlineshop der Steakhauskette finden Kundinnen und Kunden aktuell spezielle Rabatte auf Geschenksets, Hüft- und Rib-Eye-Steaks.

Wer in dieser Woche bucht, könnte bei Reisen ein Schnäppchen machen

Besonders viel sparen können Verbraucher naturgemäß bei teureren Anschaffungen. Wie bei Reisen. So gibt es eine Black Week auch bei Aida Cruises, bei Nicko­, bei MSC, Costa oder Tui Cruises. Hier können Kreuzfahrtfans in dieser Woche zu Sonderpreisen buchen. Beim Veranstalter FTI stehen günstige Reisen etwa nach Ägypten, Dubai oder auf die Malediven auf der Angebotsliste der Black FTI Week. Auch Jahn, Tui und Dertour locken mit Aktionen wie Preisermäßigungen auf den ausgeschriebenen Katalogpreis.

Selbst der Autohandel hat die Sogwirkung des Schwarzen Freitags für sich entdeckt. Bei Hugo Pfohe etwa steht der Ford Kuga auf der Black-Friday-Rabattliste, bei dem im Leasing eine Ersparnis von mehreren 100 Euro locken soll.

Verbraucherschützer warnen indes, dass Kunden vor allem bei größeren Ausgaben vorsichtig sein sollten. Denn ob ein Angebot wirklich gut ist, gelte es von Fall zu Fall immer wieder neu zu prüfen. Bei vielen vermeintlichen Superschnäppchen spare man deutlich weniger als gedacht. Eine größere Anzahl von Nachlässen beruhten auf einem Vergleich mit den unverbindlichen Preisempfehlungen (UVP) der Hersteller, die aber normalerweise kaum ein Händler aufrufe.

Outdoorhändler Globetrotterngeht einen anderen Weg

Um die Angebote richtig einordnen zu können, sollte man Suchmaschinen im Internet nutzen, die oft auch eine Preis-historie bieten. Erst wenn sich ein Sonderangebot nach dem Vergleich in Preissuchmaschinen nicht unterbieten lässt, sollte man anfangen, über einen Kauf nachzudenken, empfehlen Verbraucherschützer. Der Rat lautet, dabei mindestens zwei verschiedene Preisvergleichsseiten zu nutzen, beispielsweise Idealo.de, Billiger.de, oder Guenstiger.de.

Nicht nur über den Preis, sondern auch über die Frage, ob der meist klimaschäd­liche Konsum in diesen Zeiten angebracht ist, macht man sich derweil bei Globetrotter Gedanken. Der Hamburger Outdoor­ausrüster verzichtet deshalb schon seit Jahren auf Angebote im Rahmen der Black Week. „Denn diese passen nicht zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie“ argumentiert Geschäftsführer Andreas Bartmann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Statt für neue Wanderschuhe oder Zelte werbe Globetrotter lieber im Rahmen der „Grüneren Woche“ verstärkt für Services, die zum nachhaltigen Umgang mit Bekleidung und Ausrüstung aufrufen, also etwa für die Wieder- und Weiterverwendung gebrauchter Produkte – der etwas andere Ansatz der Black Week.