Hamburg. Vergleichsstudie: Nutzer des HVV können mit dem Deutschlandticket bis zu 2000 Euro im Jahr sparen. Ende des Tarifdschungels in Sicht.
Wenn das 49-Euro-Ticket im neuen Jahr eingeführt wird, profitieren die Nutzer des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) besonders stark davon. Das ergibt sich aus einer Auswertung des Verbraucherportal Testberichte.de, das die Preise für Monatskarten im Abo und im Einzelverkauf aller Landeshauptstädte und aller Städte mit über 200.000 Einwohnern mit dem deutschlandweit gültigen Deutschlandticket verglichen und auch Preise für Einzelfahrten dazu ins Verhältnis gesetzt hat.
Demnach werden in neun von zehn Städten regelmäßige Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auf jeden Fall von dem neuen Angebot profitieren. Hauptprofiteure sind laut Testberichte.de die Fahrgäste in Hamburg, Köln, Bonn, Kassel und Frankfurt. Die durchschnittliche Ersparnis bei Abo-Monatskarten liegt bei 24 Prozent.
49-Euro-Ticket: Welche Städte Verlierer sind
Auch für Nutzer, die ihr Stadtgebiet selten verlassen, lohnt sich demnach das 49-Euro-Ticket fast immer. Nur in drei Landeshauptstädten der östlichen Bundesländer, Potsdam (36,17 Euro), Magdeburg (38,50 Euro) und Schwerin (43,08 Euro), fahren Berufspendler mit dem örtlichen Monatsticket in der Abo-Version günstiger.
In Münster beispielsweise koste das bisherige örtliche Abo 49 Euro, allerdings gibt es das Deutschlandticket bald nicht nur zum selben Preis, sondern es sei bundesweit nutzbar und habe den zusätzlichen Vorteil, dass es monatlich kündbar ist. Die meisten herkömmlichen Monatsticket-Abos haben eine Mindestlaufzeit von einem Jahr.
49-Euro-Ticket: Hamburg profitiert maximal
Die Ersparnisse sind unterschiedlich hoch – in Hamburg demnach am höchsten. Für Hamburg wurde die Monatskarte für den Bereich Hamburg AB zugrunde gelegt, die pro Monat 93,70 Euro kostet. Dabei ergibt sich eine Ersparnis von 44,70 Euro im Monat – dazu bekommen die HVV-Nutzer mit dem Deutschlandticket die bundesweite Gültigkeit.
Je mehr Tarifzonen man wählt, umso teurer ist derzeit die Abokarte. Die günstigste Vollzeitkarte mit zwei Tarifzonen kostet im HVV derzeit 58,50 Euro. Wer das Gesamtnetz nutzt, bezahlt dafür 214,80 Euro. Künftig sparen diese HVV-Nutzer sogar 1989,60 Euro im Jahr.
Münchner sparen mit 25 Cent am wenigsten. Bemerkenswert ist, dass das Deutschlandticket sogar günstiger ist als die Schüler-Monatskarte für die Stadtgebiete in Lübeck und Bremen.
Deutschlandticket ist monatlich kündbar
Die monatliche Kündbarkeit macht das Deutschlandticket laut dem Verbraucherportal fast so flexibel wie Monatskarten im Einzelkauf. Deren Preise sind gegenüber den örtlichen Abos durchgehend teurer, folglich ist der Preisvorteil des 49-Euro-Ticket hier noch größer: Wer beispielsweise Hamburg bisher für ein Monatsticket im Einzelkauf 114,30 Euro bezahlen muss, spart ab kommendem Jahr satte 57 Prozent (65,30 Euro).
Auch in Köln, Bonn und Frankfurt am Main ist das Deutschlandticket mindestens 50 Prozent günstiger als ein Einzel-Monatsticket; im Durchschnitt aller betrachteten Städte sind es 35 Prozent (28,74 Euro). Käufer der Abo-Versionen sparen durchschnittlich rund 24 Prozent (16,44 Euro).
Auch Gelegenheitsfahrer profitieren
Auch Gelegenheitsfahrer können laut Testberichte.de profitieren. Da die Preise für Einzelfahrscheine teuer bleiben, könne sich das 49-Euro-Ticket zukünftig auch für jene lohnen, die nicht jeden Tag pendeln.
Lohnt sich eine Abo-Monatskarte bisher nach durchschnittlich 23 Fahrten (also nach zwölf Tagen mit Hin- und Rückfahrt), so ist dies ab kommendem Jahr bereits nach durchschnittlich 18 Fahrten der Fall, also nach nach neun Arbeitstagen. Das bedeutet: Selbst für Menschen, die ihre Arbeitszeit zur Hälfte im Homeoffice verbringen, kann das neue Angebot attraktiv sein.
Deutschlandticket: Berlin als Sonderfall
Bewohner aus dem Umland von Großstädten profitieren noch viel mehr, wie das Beispiel der Metropolregion Hamburg zeigt. Je mehr Waben, Tarifzonen oder gar Verkehrsverbünde Fahrgäste regelmäßig durchqueren, desto mehr werden auch sie vom Deutschlandticket profitieren.
Einen Sonderfall stellt Berlin dar. Hier wird noch die alte Monatskarte im Einzelkauf zum Preis von 84 Euro angeboten, der offizielle Abopreis von 63,42 Euro monatlich wurde jedoch nach dem 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer vorübergehend durch ein 29-Euro-Ticket ersetzt, das bis zur Einführung des Deutschlandtickets angeboten werden soll.
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Legt man nur das letzte halbe Jahr zugrunde, könne das Deutschlandticket bei Pendlern innerhalb Berlins zu dem subjektiven Eindruck einer erheblichen Preissteigerung führen.
Daher werde in Berlin und auch anderswo bereits darüber nachgedacht, zukünftig Abo-Monatskarten für weniger als 49 Euro anzubieten, die dann nur vor Ort Gültigkeit hätten, entschieden sei aber noch nichts.
49-Euro-Ticket: So wurden Städte verglichen
Testberichte.de hat die ÖPNV-Angebote von 43 Städten (alle Städte über 200.000 Einwohner inklusive aller Landeshauptstädte, also auch Saarbrücken, Potsdam und Schwerin mit je unter 200.000 Einwohnern) ausgewertet. Dabei wurden die Tarife für das jeweilige gesamte Stadtgebiet verglichen (z.B. 5000 in Frankfurt, AB in Hamburg, Preisstufe 3 in Lübeck).
Betrachtet wurden die Erwachsenen-Preise für Einzelfahrscheine, die werktags um 8 Uhr gelten, sowie für Monatskarten im Einzelverkauf und in der jeweils günstigsten allgemein erhältlichen Abo-Version mit monatlicher Zahlweise (bei einer Laufzeit von höchstens 12 Monaten).
Sofern der Abo-Rabatt durch Freimonate gewährt wird oder anderweitig gestaffelt ist, wurde der Vergleichbarkeit halber als monatlicher Preis ein Zwölftel der Gesamtkosten für das erste Vertragsjahr angenommen. Für Berlin wurde der reguläre Abo-Preis i.H.v. 63,42 Euro als Vergleichsgrundlage genommen, da es sich bei dem derzeit angebotenen 29 Euro-Ticket in Berlin um ein befristetes Angebot handelt.