Hamburg. Die Ökologische Siedlung Braamwisch ist ein besonders grünes Fleckchen Hamburg – und steht für gelebten Umweltschutz. Einige Einblicke.
Bereits der Weg zu der kleinen Siedlung in Bramfeld, vorbei an den Wiesen des Umweltzentrums Gut Karlshöhe, ist äußerst idyllisch. Am Ende der Einbahnstraße angelangt, bleibt Grün die dominierende Farbe, denn vor, an und hinter den dreigeschossigen Reihenhäusern mit den farbigen Fensterrahmen wurde kräftig gepflanzt.
Doch nicht nur die Gärten und der Innenhof zeugen von einer ausgeprägten Naturverbundenheit: Die Ökologische Siedlung Braamwisch ist eines der ersten Projekte dieser Art in Hamburg. 1997 zogen die ersten Bewohner ein – so auch Gitta Aßmann und ihr Mann Michael Stölken.
Wohnen in Hamburg: Projektzeit dauert sieben Jahre
Die ausgebildete Biologie- und Sportlehrerin, die in der Umweltbildung gearbeitet hat, wurde von einem Kollegen auf das geplante Bauprojekt aufmerksam gemacht. Dadurch sei sie auf diese „grüne Ecke Hamburgs“ gestoßen. „Der Nordosten Hamburgs war für uns als alte Eimsbütteler halb Dänemark“, sagt sie und lacht. Doch die Idee des „miteinander ökologischen Bauens“ habe sie überzeugt. Auch die Nähe zum Umweltzentrum, das sie von ihrer Arbeit her kannte, spielte eine Rolle.
„Mein Mann und ich sind schon sehr auf Natur bezogen, und das findet man hier.“ Doch zu Beginn brauchte es einen langen Atem. Die Projektzeit habe sieben Jahre betragen. „Es hat sehr lange gedauert, die politische Machbarkeit der Siedlung hinzubekommen“, sagt Britta Aßmann. Viele Freunde seien aufgrund der langen Zeit abgesprungen. „Aber im Endeffekt hat das alles sehr gut geklappt“, resümiert die 64-Jährige.
Warmwasserversorgung aus Solarthermie-Anlage scheiterte
Die Ökologische Siedlung Braamwisch, die 42 Wohneinheiten umfasst, wurde in den 1990er-Jahren als Teil der Solarsiedlung Karlshöhe gebaut – mit einem für den damaligen Stand der Technik ökologisch hohem Standard. Entstanden sind Niedrigenergiehäuser aus baugesunden Materialien in verdichteter Bauweise. Lehmwände, Holzständerbauweise, kein Beton. Dazu eine kontrollierte Be- und Entlüftung, teilweise mit Wärmerückgewinnung. Zudem hätten alle Parteien eine Pflanzenkläranlage, mehrere haben zudem eine Regenwassertoilette. „Das war damals ja auch noch nicht unbedingt Standard“, sagt Aßmann. „Und viele hatten Komposttoiletten.“ Davon hätten sich jedoch einige im Laufe der Zeit verabschiedet.
Auch wenn manches nicht mehr zeitgemäß ist, sei die Dämmung des Hauses „nach wie vor fantastisch. Wir haben die Heizung jetzt schon ganz lange ausgestellt.“ Doch die Warmwasserversorgung aus der Solarthermie-Anlage, ein europäisches Pilotprojekt, scheiterte. Weil die unterirdischen Leitungen marode waren, wurde die Solarsiedlung schließlich stillgelegt. Nachdem die Solarkollektoren abgebaut waren und die Dachflächen somit wieder frei wurden, entschieden sich die Bewohner dafür, Fotovoltaikanlagen zu installieren. Doch auch damit gibt es aktuell Probleme.
„Das ist ein großes Problem, das wir aktiv anpacken“
„Plötzlich wurde festgestellt, dass die Stromleitung, die in die Sackgasse führt, viel zu knapp bemessen ist“, sagt Aßmann. Dadurch könnten nicht alle Anlagen integriert werden. Zwar könne der Strom für den Eigenbedarf genutzt werden, doch „im Schnitt haben wir in den vergangenen Monaten Energie erzeugt, von der 30 bis 40 Prozent verpufft sind“.
Das Problem sei, dass in der verdichteten Siedlung noch kein Platz für einen benötigten Trafo gefunden wurde und die Verwaltung kein öffentliches Grundstück dafür hergeben wolle. „Das ist ein großes Problem, das wir aktiv anpacken“, betont Aßmann. Schließlich zähle jede Kilowattstunde. „Wir sind zwar eine betagte, aber immer noch aktive Siedlung.“
Gemeinsame Vision verbindet die Bewohner
Die gemeinsame Vision ist auch einer der Punkte, die die Bewohner zusammenschweißen. So seien alle unter dem Aspekt des Umweltschutzes in die Siedlung gezogen – die Spanne sei jedoch sehr breit. „Es gibt die Vorzeige-Ökos, und dazwischen gibt es alles Mögliche.“ Leihen statt kaufen, leben und leben lassen seien jedoch quasi Leitsätze des Zusammenlebens. „Wo hat man das schon, dass man zwischen knapp 90 Leuten so eine breite gegenseitige Sympathie hat?“
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Davon zeugt auch, dass es zwischen den einzelnen Gärten keine Abgrenzungen gibt. Vor allem für die Kinder, die dort aufgewachsen sind, sei das schön gewesen, erinnert sich Aßmann. Ihre beiden erwachsenen Söhne sind bereits ausgezogen – nach Eimsbüttel und Altona, „weil wir ihrer Meinung nach in der Pampa wohnen; sie merken aber auch, welche Vorteile diese Pampa hat“, sagt sie und lacht. So ließen sie sich gerne mal zur Arbeit im Homeoffice bei ihren Eltern nieder. Die Natur, die Ruhe, „ich glaube, das ist sehr verankert bei den Kindern“.
Wohnen in Hamburg: Bewohner mit ihrem Wohnort noch zufrieden
Nicht nur bei ihnen. „Wenn wir von Reisen ausgeruht zurückkommen und einen Stadtschock erleiden, wenn wir nach Hamburg reinfahren, aber dann hier in unserem Dorf landen, fühlen wir uns immer noch bejaht in unserer Entscheidung von vor 25 Jahren.“