Sie waren erkrankt und verkrüppelt: Fünf Katzen erlitten in Hamburg ein grausames Schicksal. Für ein Tier kam jede Hilfe zu spät.

  • Fünf Katzen wurden in Hamburg achtlos zurückgelassen
  • Sie waren todkrank und brauchten ärztliche Behandlung
  • Der Tierschutzverein sucht die herzlosen Täter

Wie herzlos können Katzenbesitzer sein? In Hamburg erschüttern den Tierschutzverein aktuell gleich fünf grausame Fälle. In Alsterdorf wurde eine einäugige Katze in einer alten, nikotinverseuchten Tasche neben Müllcontainern abgestellt. In Jenfeld entdeckten Passanten zwei kranke Katzenbabys ausgesetzt in einer schwarzen Tasche.

In Eißendorf wurde ein Maine-Coon-Kätzchen mit verkrüppelten Hinterbeinen gefunden und in Bergedorf wurde eine etwa zwölf Jahre alte Perser-Mischlingskatze in sehr schlechtem Zustand in einer Sporttasche vor einer Wohnungstür im fünften Stock eines Wohnhauses abgestellt.

All dieser kranken Katzen wollten sich ihre Halterinnen und Halter offensichtlich entledigen. Und all diese leidenden Fundtiere hat der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) in den vergangenen Wochen aufgenommen. Nun lobt der HTV für Hinweise, die zur Ergreifung der verantwortlichen Personen führen, pro Tier eine Belohnung von 1000 Euro aus.

Katzen zum Sterben ausgesetzt: Diese Fälle erschüttern die Tierschützer

Die weiße Perser-Mischlingskatze Diana wurde am Abend des 11. September 2022 vor einer Wohnungstür in der fünften Etage eines Hauses in der Walter-Freitag-Straße in Hamburg-Bergedorf entdeckt. Das etwa zwölf Jahre alte Tier war leicht verdreckt, sehr schwach und in einem gesundheitlich sehr schlechten Zustand.

Wegen der Schwere der Befunde und des desaströsen Gesundheitszustands konnte man Diana, wie die Katze genannt wurde, nicht mehr helfen – sie musste eingeschläfert werden werden.

Die weiße Perser-Mischlingskatze Diana wurde am Abend des 11. September 2022 vor einer Wohnungstür in der fünften Etage eines Hauses an der Walter-Freitag-Straße in Hamburg-Bergedorf entdeckt.
Die weiße Perser-Mischlingskatze Diana wurde am Abend des 11. September 2022 vor einer Wohnungstür in der fünften Etage eines Hauses an der Walter-Freitag-Straße in Hamburg-Bergedorf entdeckt. © Hamburger Tierschutzverein

Maine-Coon-Katze als Inzucht-Opfer?

Erst dreieinhalb Monate jung ist die grau-getigerte Maine-Coon-Katze. Die Verstoßene wurde Pauline getauft und war am 30. September 2022 im Hainholzweg in Hamburg-Eißendorf gefunden und in einer Tierarztpraxis abgegeben worden.

Die Hinterbeine des weiblichen Kätzchens sind verkrüppelt, die Augen waren entzündet. Es handelt sich bei dem Tier vermutlich um das Opfer einer Inzucht. Pauline wird jetzt vom Praxis-Team des HTV behandelt.

Die dreieinhalb Monate alte grau-getigerte Maine-Coon-Katze erhielt im Tierheim den Namen Pauline. Sie wurde  am 30. September 2022 im Hainholzweg in Hamburg-Eißendorf gefunden.
Die dreieinhalb Monate alte grau-getigerte Maine-Coon-Katze erhielt im Tierheim den Namen Pauline. Sie wurde am 30. September 2022 im Hainholzweg in Hamburg-Eißendorf gefunden. © Tierschutzverein Hamburg

Einäugiges Kätzchen neben Müllcontainer entdeckt

Amanda hat nur ein Auge. Sie ist schwarz und hat einen weißen Brustfleck. Das Tier wurde am 26. September 2022 neben einem Müllcontainer an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg-Alsterdorf gefunden.

Die einäugige Amanda,  ausgesetzt in einer alten, schwarzen, nikotinverseuchten Tasche neben Müllcontainern an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg-Alsterdorf.
Die einäugige Amanda, ausgesetzt in einer alten, schwarzen, nikotinverseuchten Tasche neben Müllcontainern an der Fuhlsbütteler Straße in Hamburg-Alsterdorf. © Hamburger Tierschutzverein

Leo & Lucas sind zwei männliche Langhaarkatzen-Mischlinge. Sie wurden am 16. Oktober 2022 in einer schwarzen Tasche am 16. Oktober 2022 in der Straße Elfsaal in Hamburg-Jenfeld gefunden.

Die beiden etwa Anfang August geborenen Kater waren viel zu mager und leiden zudem unter Hautpilz. Die beiden werden mehrere Wochen im Tierheim bleiben und behandelt werden müssen. Nach Abklingen der Hauterkrankung können sie an liebevolle Halter vermittelt werden.

Leo & Lucas sind zwei männliche Langhaarkatzen-Mischling. Sie wurden  in einer schwarzen Tasche in der Straße Elfsaal in Hamburg-Jenfeld gefunden.
Leo & Lucas sind zwei männliche Langhaarkatzen-Mischling. Sie wurden in einer schwarzen Tasche in der Straße Elfsaal in Hamburg-Jenfeld gefunden. © Hamburger Tierschutzverein

Kätzchen ausgesetzt: 1000 Euro Belohnung pro Tier

„Wir müssen leider immer wieder an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen appellieren: Bitte zollen Sie Ihrem Tier zumindest so viel Respekt, es im Notfall tiermedizinisch versorgen zu lassen und nicht einfach auszusetzen", sagt Dr. Urte Inkmann, tierärztliche Leitung und Tierheimleiterin des HTV.

Dass auch ein Tier krank werden kann und dann höhere Kosten verursacht, müsse man schon bei der Anschaffung unbedingt bedenken. "Wer sich ein Tier alleine nicht leisten kann, findet vielleicht in der Nachbarschaft Leute, die dankbar sind für gelegentliches Tiersitten“, so Dr. Inkmann.

Wer kann Hinweise geben?

Das HTV-Team will das Leid der ausgesetzten Katzen zur Verantwortung ziehen und fragt: Wer kann Hinweise geben? Der Tod dieser Tiere sei billigend in Kauf genommen worden.

Der HTV ermittele gegen Unbekannt und behalte sich vor, in diesen Fällen noch Anzeige zu erstatten. Darum sucht das Team nach Hinweisen – und hat für Angaben, die zur Ergreifung der verantwortlichen Tierhalterinnen und Tierhalter führen, pro Tier eine auf jeweils 1000 Euro erhöht wurde.

Ausgesetzte kranke Katzen: Tierschützer suchen Zeugen

Hinweise nimmt die HTV-Tierschutzberatung telefonisch unter Telefon 040 211106-25 (montags und mittwochs von 10 bis 14 Uhr) sowie per E-Mail an: tierschutzberatung@hamburger-tierschutzverein.de entgegen.

Ordnungswidrigkeit und Straftat

Das Aussetzen eines Tieres stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann gemäß § 18, Absatz 1, Nr. 4 des Tierschutzgesetzes mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro bestraft werden. Im Einzelfall, wenn der Tod oder schwere Verletzungen des Tieres durch die Umstände der Aussetzung billigend in Kauf genommen werden oder das Tier durch die Aussetzung und deren Folgen sogar zu Tode kommt, handelt es sich um eine Straftat gemäß § 17 des Tierschutzgesetzes. Diese kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.