Hamburg. Initiative „Hamburg werbefrei“ übergibt mehr als 15.000 Unterschriften an den Senat. Die Hintergründe – und wie es nun weitergeht.
Ob beim Schlendern durch die Stadt, beim Autofahren oder auf dem Fahrrad: Wer sich in Hamburg im öffentlichen Raum bewegt, kommt unweigerlich an ihnen vorbei. Sie leuchten, sie blinken und das oftmals in schrillen Farben – die digitalen Werbetafeln.
Der Initiative „Hamburg werbefrei“ geht das zu weit. Sie fordert einen sofortigen Stopp des Ausbaus der Werbung im öffentlichen Raum – insbesondere die Umwandlung bestehender Anlagen zu digitalen Monitoren, weshalb sie sich nun mit einer Volksinitiative an den Senat gewandt hat. Acht Aktenordner mit insgesamt 15.303 Unterschriften übergab sie dazu am Freitagvormittag im Foyer des Rathauses an einen Mitarbeiter des Senats.
Werbung klimatechnisch „vollkommen inakzeptabel“
„Wir sind stolz, dass wir die Mindestmenge von 10.000 Unterschriften deutlich überschritten haben“, sagt Martin Weise, Gründer und Sprecher der Initiative. Ganz ohne Budget habe sich die Initiative im April gegründet und auf Demos, Flohmärkten oder mit Ständen in Fußgängerzonen auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht.
„Uns ist klar, dass unsere Forderung bei der Bürgerschaft vielleicht nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht und die Dringlichkeit auf den ersten Blick nicht direkt einleuchtet.“ Doch die Aufmerksamkeit, die Verkehrsteilnehmern durch die Werbebanner entzogen würde und der unterbewusste Stress, der sich auf alle Bürgerinnen und Bürger auswirke, dürfe nicht unterschätzt werden, mahnt Weise. Darüber hinaus sei es klimatechnisch „vollkommen inakzeptabel“.
Initiative entwirft „Werberegulierungsgesetz“
Ebenso sieht es Domenica De Grazia, die auf einer Klimademonstration im September von der Initiative erfuhr, und sich direkt stark gemacht habe. „Es ist mittlerweile unerträglich, wie viele Werbetafeln es in Hamburg gibt. Wenn man dann bedenkt, dass jede durchschnittlich fast drei Sekunden Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist das eine unfassbare Menge an Zeit, die einem einfach genommen wird.“ Die Hamburgerinnen und Hamburger würden „ja schließlich nicht gefragt, ob sie es überhaupt wollen“.
Mit ihrem Entwurf über ein „Werberegulierungsgesetz“ fordert die Initiative nun ein Umdenken vom Senat, der mit den Werbetafeln auch Einnahmen generiert. „Der Senat kann nicht einfach so weitermachen wie bisher. Der Erfolg unserer Initiative ist ein klarer Auftrag an die Politik, den Kurs zu ändern“, sagt Nils Erik Flick.
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Laut Gesetz hat der Senat nun einen Monat Zeit festzustellen, ob die Volksinitiative von mindestens 10.000 zur Bürgerschaft Wahlberechtigten unterstützt worden und damit zustande gekommen ist. Ist dies der Fall, befasst sich die Bürgerschaft in einem nächsten Schritt in einer öffentlichen Sitzung mit der Initiative. mhs