Hamburg. Drei ungelöste und besonders grausame Delikte halten die Hamburger Polizei in Atem. Doch es gibt Hinweise aus den Ermittlungen.
Eine erstickte Rentnerin, die Kopfschusstat auf der Veddel, die „Hinrichtung“ in einer Shisha-Bar in Hohenfelde: Drei Fälle aus diesem Jahr beschäftigen die Hamburger Mordkommission besonders. In zwei Fällen setzten die Täter Schusswaffen gegen ihre Opfer ein. In beiden Fällen waren es offensichtlich ganz gezielte Anschläge, bei denen die Ermittler Streitigkeiten im kriminellen Milieu als Motiv nicht ausschließen. Doch: Sogenannte heiße Spuren gibt es nicht.
Es war ein Mittwochabend auf der Veddel, als Hülisi B. vom Fußballtraining kam. Der 37-Jährige ist Torwart des von dem Rapper Milonair gegründeten und nach ihm benannten Fußballclubs, dessen Mitglieder regelmäßig auf dem Sportplatz Slomanstraße trainieren.
Polizei Hamburg: Killer schoss auf Hülisi B.
An diesem Abend wartete zwischen Immanuelpark und dem dortigen Sportplatz ein bewaffneter Killer auf den 37-Jährigen. Der Täter schoss einmal, traf sein Opfer in den Kopf und flüchtete. Hülisi B. stürzte zu Boden und kam unter Reanimationsbedingungen ins Krankenhaus. Zunächst sah es sehr schlecht für den Mann aus. Mittlerweile soll er außer Lebensgefahr sein. Ob er bleibende Schäden hat oder im Koma liegt, wurde bislang nicht bekannt.
Ähnlich gezielt war die Tat, die sich Ende Juli in der Shisha-Bar an der Lübecker Straße ereignete. Zwei mit Corona-Masken vermummte Täter waren ganz gezielt auf Terry S. zugegangen. Dann zog einer der Männer eine Waffe und drückte immer wieder ab. Mehrfach getroffen sackte der 27-Jährige zu Boden. Die Täter flüchteten. Terry S. kam ins Krankenhaus, wo sein Tod festgestellt wurde. Die Tat konnte nicht aufgeklärt werden, obwohl es zahlreiche Augenzeugen aus der zum Tatzeitpunkt gut besuchten Shisha-Bar gab und die Täter auch von einer Überwachungskamera gefilmt wurden. Dennoch gab es keine brauchbaren Hinweise auf das zweiköpfige „Killerkommando“.
Niedergeschossene haben eine Drogenvergangenheit
Was beide Niedergeschossenen gemeinsam haben: Sie haben eine Drogenvergangenheit. Der 37-Jährige, der aus dem Bereich Bergedorf stammt, war allerdings bereits längere Zeit nicht mehr bei der Polizei aufgefallen. Anders ist das bei dem 27 Jahre alten Billstedter. Gegen ihn waren immer wieder Strafverfahren im Zusammenhang mit Drogen eingeleitet worden. Das Problem der Polizei: Das Umfeld der Opfer ist nicht besonders gesprächig.
Ganz anders stellt sich der Fall der erstickten Rentnerin dar. Sie war am 24. September mittags von dem Mitarbeiter eines Pflegedienstes tot in ihrer Wohnung in einer Seniorenwohnanlage am Luisenweg aufgefunden worden. Die Mordkommission übernahm den Fall. Rechtsmediziner stellten durch eine Obduktion fest, dass die 74 Jahre alte Frau erstickt wurde. Allerdings war unklar, ob etwas aus der Wohnung fehlte, ob es ein Raubmord war oder ein andres Motiv vorliegt.
Meisten Delikte konnten geklärt werden
Die meisten der in diesem Jahr verübten Taten, die zunächst als versuchte oder vollendete Tötungsdelikte eingestuft wurden, konnten hingegen geklärt werden. Bei 42 Taten, die öffentlich gemacht wurden, war etwa ein Viertel Beziehungstaten. In den meisten Fällen waren Täter und Opfer persönlich miteinander bekannt. 13 Opfer waren Frauen, darunter auch eine 22-Jährige, die Anfang April in Ottensen erschossen wurde. Der Täter, ein abgewiesener gleichaltrige Möchtegernliebhaber, war extra mit der Waffe aus der Schweiz angereist, um die Frau zu töten. Anschließend hatte sich der offenbar psychisch gestörte Mann selbst getötet.
Schusswaffen wurden in diesem Jahr in vier Fällen bei Tötungsdelikten eingesetzt. Dazu gehören die drei geschilderten Fälle und ein Fall aus Lurup. Dort war Anfang August ein 19-Jähriger mit einem Bauchschuss in einer Wohnung aufgefunden worden, in der seine Mutter und sein kleiner Bruder waren. Die Umstände waren dubios. Der kleine Bruder hatte noch versucht, eine zweite Waffe und Drogen aus der Wohnung zu schmuggeln, damit die Polizei sie nicht findet. Am Ende dürfte der Bauchschuss Ergebnis eines Unfalls durch unsachgemäßen Umgang mit einer Schusswaffe gewesen sein.
Polizei Hamburg: Messer häufig die Tatwaffe
In 30 Fällen wurde ein Messer als Tatwaffe eingesetzt. Hintergrund: Meist ist diese Waffe aus einer Küchenschublade schnell zur Hand. Die Täter sind meistens Männer. In zwei Fällen wurden Frauen im Zusammenhang mit Ermittlungen der Mordkommission festgenommen.
- Frau stirbt qualvoll in Imbiss – zuvor gab es Eheprobleme
- Zahl der Einbrüche in Hamburg um 30 Prozent gestiegen
- 22-Jähriger macht mit 2,84 Promille eine Radtour auf der A7
In beiden Fällen sollen sie ihre Partner oder Ex-Partner niedergestochen haben. Hoch ist auch der Anteil der Täter, bei denen es sich um Zugewanderte handelt. In 19 Fällen, mehr als die Hälfte der ermittelten Tatverdächtigen, hatten die Festgenommenen keinen deutschen Pass.