Hamburg. Sie kontrollieren Passanten, sorgen in Parks für Ordnung und trennen verfeindete Fanblöcke – und haben schwergewichtige Partner.

„Achtung, die Pferde!“, ruft Dörte Thies energisch durch die Halle und schon rücken die sieben Polizeipferde in Reih' und Glied vor und schieben die Demonstranten wie von Geisterhand zurück – obwohl diese einen ohrenbetäubenden Lärm machen und Fahnen schwenken. „Wir sind einfach respekteinflößend und so ein 650 Kilogramm schweres Tier drängt man nicht einfach beiseite“, erklärt die Chefin der Hamburger Reiterstaffel das Erfolgsrezept ihrer tierischen Eingreiftruppe, die als Sympathie-Träger gilt.

Seit 2010 gibt es in der Hansestadt wieder eine Reiterstaffel – nachdem andere Bundesländer vorgemacht haben, wie wertvoll sie für die Polizeiarbeit sein kann. Ein Mal pro Woche trainieren die zehn Reiterinnen und ein Reiter an ihrem Ausbildungstag in der Reitanlage in Hamburg-Osdorf.

Polizei Hamburg: Reiterstaffel ist der Sympathie-Träger

Nach einem Aufwärmtraining steht heute die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen bei Demonstrationen auf dem Programm. Hoch zu Ross begrüßen die Reiterinnen 23 Studierende der Polizeiakademie, die an diesem Tag die Reiterstaffel kennenlernen möchten. „Wir wollen den angehenden Polizisten zeigen, wie sie mit uns zusammenarbeiten können und dass sie keine Angst vor den Pferden haben brauchen“, erklärt Thies, die heute Polizeipferd Leo reitet.

Polizei Hamburg: Dörte Thies, Chefin der Hamburger Reiterstaffel, steht neben ihrem Polizeipferd Leo während des Trainings mit ihren Kolleginnen in einer Reithalle. Seit 2010 gibt es in der Hansestadt wieder eine Reiterstaffel.
Polizei Hamburg: Dörte Thies, Chefin der Hamburger Reiterstaffel, steht neben ihrem Polizeipferd Leo während des Trainings mit ihren Kolleginnen in einer Reithalle. Seit 2010 gibt es in der Hansestadt wieder eine Reiterstaffel. © Marcus Brandt/dpa

Zu Beginn des Trainings reiten die Beamten mit ihren Pferden im Schritt an den Studierenden vorbei, damit sie sich an die Tiere gewöhnen können. Später werden die Szenarien anspruchsvoller: Die angehenden Polizisten spielen verfeindete Fußballfans, die sich prügeln, und die Reiterstaffel schreitet ein, um die Gegner zu trennen. „Das kann kein Polizist zu Fuß so wie wir“, sagt Thies. „Unsere Pferde sind so cool. Gehen einfach ran und bleiben stehen.“ Das kann auch Polizeitrainerin Andrea Riebau bestätigen. „Wir fühlen uns einfach sicherer, wenn die Pferde dabei sind.“

Polizei Hamburg: Ausbildung der Pferde dauert ein bis zwei Jahre

Damit die Arbeit so reibungslos klappt, müssen Reiter und Pferde sorgfältig ausgewählt werden. „Unsere Reiter haben alle eine polizeiliche Ausbildung und müssen sehr gut reiten können“, sagt Thies. Schließlich müssen die Pferde auf Streife und auf Demonstrationen auf Asphalt laufen, manchmal neben einem 40-Tonnen-Lastwagen.

Und das wichtigste Kriterium für ein Polizeipferd? „Es muss von seinem Charakter her ruhig und gelassen sein, aber auch neugierig“, sagt Thies, die die Pferde wochenlang testet, ob sie für den Polizeidienst geeignet sind. Ausgewählt werden nur Wallache – männliche, kastrierte Pferde, die mindestens 1,70 Stockmaß haben. Die Ausbildung der Pferde dauert dann ein bis zwei Jahre.

Willa Bohnet vom Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) hält den Einsatz der Polizeipferde für tierschutzkonform. „Die Ausbildungskriterien hören sich angemessen an. Es ist gut, dass die Pferde umfassend auf ihren Einsatz vorbereitet werden“, sagte Bohnet. Dörte Thies kann sich die Polizeiarbeit ohne die Reiterstaffel nicht mehr vorstellen. „Wir sind ja auch ein enormer Sympathie-Träger für die Polizei. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie uns sehen und machen ein Foto mit ihrem Handy“, freut sich die 56-Jährige.