Hamburg. Bereits für 2021 muss deutlich mehr bezahlt werden. Nun droht weiterer Anstieg, wie der Heizspiegel zeigt. Was auf Mieter zukommt.
Die Zeit der vergleichsweise günstigen Nebenkosten ist auch für die Mieter von Saga-Wohnungen vorbei. Denn aufgrund der angespannten Lage auf dem Energiemarkt steigen auch die Kosten für die 55.000 Wohnungen, die mit Gas versorgt werden, seit 2020 deutlich. Das sind nach Aussagen von Saga-Sprecher Gunnar Gläser 40 Prozent der insgesamt 137.000 Wohnungen. 60 Prozent beziehen Fernwärme, bei der die Saga keinen direkten Einfluss auf die Preisgestaltung durch den Energieeinkauf hat.
Anders sieht es beim Gas aus. Dafür hat die Saga mehrjährige Verträge mit den Flensburger Stadtwerken abgeschlossen. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Tagen an Hamburger Kunden, die bisher ihr Gas von den Stadtwerken Flensburg beziehen, Briefe verschickt, in denen es die Einstellung des bundesweiten Erdgasvertriebs bekannt gab und den betroffenen Kunden deshalb den Vertrag kündige. Laut Gläser ist die Saga allerdings kein Privatkunde und wird weiter beliefert.
Energiekrise Hamburg: Heizkosten für Saga-Mieter steigen
Allerdings hat das Wohnungsunternehmen einen eher ungewöhnlichen Vertrag gewählt – ohne längerfristige Preisbindung, so wie viele Privatkunden dies in der Vergangenheit gemacht haben. Die Saga habe sich seit 2013 im Rahmen ihrer Einkaufsstrategie, beraten durch externe Spezialisten, dafür entschieden, das Gas zu den monatlichen Börsenwerten am Spot-Markt einzukaufen, „um die bestmöglichen Konditionen für Mieterinnen und Mieter zu sichern.“
Rückblickend sei es auf diesem Weg gelungen, der Saga im Branchenvergleich sehr günstige Einkaufskonditionen zu sichern. „So lagen die warmen Nebenkosten 2020 im Durchschnitt pro Quadratmeter Wohnfläche im Bereich der Gasversorgung bei 0,48 Euro pro Monat.“ Für eine Wohnung mit 100 Quadratmetern wurden demnach für Heizung und Warmwasser im Schnitt 48 Euro fällig. Für 2021 lagen die sogenannten warmen Nebenkosten für Gaskunden indes schon bei 1,02 Euro je Quadratmeter. Für das laufende Jahr dürften die Kosten nun wegen der Schwankungen am Spot-Markt weiter deutlich steigen.
Mieterverein zu Hamburg verweist auf bundesweiten Heizspiegel
Laut Rolf Bosse, Geschäftsführer vom Mieterverein zu Hamburg, zeige der am Dienstag veröffentlichte bundesweite Heizspiegel 2022, dass die Heizkosten 2021 durch die hohen Energiepreise kräftig gestiegen seien. Für das laufende Jahr werden nun weitere drastische Anpassungen nach oben erwartet. Bosse spricht für 2022 von einer möglichen Steigerung von 60 Prozent. „Basierend auf den Ergebnissen des Heizspiegels für Deutschland 2022 und des in Hamburg erfahrungsgemäß fünf Prozent höheren Energieverbrauchs wurde ein Hamburger Haushalt im Jahr 2021 für eine im Schnitt 70 Quadratmeter große Wohnung gegenüber 2020 mit Mehrkosten von elf bis 51 Prozent belastet“, heißt es im Heizspiegel.
„Dabei mussten für ölbeheizte Wohnungen 992 Euro (plus 51 Prozent) aufgebracht werden. Mieter, die mit Erdgas heizen, zahlten 861 Euro (plus 20 Prozent), Fernwärmekunden 1013 Euro (plus 11 Prozent) im Jahr.“ Für das laufende Jahr 2022 sieht die Prognose noch düsterer aus: Vor allem mit Erdgas beheizte Wohnungen werden deutlich teurer – die Kosten steigen voraussichtlich um 67 Prozent. Beim Heizöl könnten es voraussichtlich 53 Prozent mehr sein, bei der Fernwärme acht Prozent.
Krisen damals nicht absehbar
Bosse sagte gegenüber dem Abendblatt, die Saga-Mieter hätten in der Vergangenheit von den Verträgen profitiert, er wolle deshalb das Vorgehen des Unternehmens im Nachhinein nicht verurteilen. Aber jedes Wohnungsunternehmen müsse zum Wohle der Mieter möglichst günstige Verträge aushandeln.
- Öl, Gas, Pellets – der große Kostenvergleich für Hamburger
- Energiepreise: Wie Hochbahn, Uni und UKE sich vorbereiten
- Stadtwerke Flensburg kündigen allen Hamburger Kunden
Die Saga hatte sich 2020 mit Blick auf den historischen Tiefstand der damaligen Gaspreise entschieden, für den Zeitraum 2021 bis 2024 die „bis dahin bewährte Gaseinkaufsstrategie mit den Flensburger Stadtwerken fortzusetzen. Die Laufzeitlänge resultiert dabei aus der Optimierung der Grundkosten im Interesse der Mieterinnen und Mieter“, so Gläser. Zu diesem Zeitpunkt seien der Ausbruch des Ukraine-Krieges mit der Folge einer historischen Energie- und Gaskrise nicht absehbar gewesen.
Energiekrise Hamburg: Saga-Mieter profitierten lange von niedrigen Preisen
Laut Gläser zeichneten sich aktuell sinkende Gaspreise am Spot Markt ab. Bedingt durch den monatlichen Einkauf der Saga-Kontingente würden die Mieterinnen und Mieter aktuell von den sinkenden Preisen profitieren, die nach Expertenmeinung auf eine leichte Beruhigung des Marktes auch in Folge der vergleichsweisen hohen Füllstände der Gasspeicher zurückgeführt werden können.
Derzeit liegt der aktuelle Spotmarktpreis (Stand Montag) laut Gläser bei 17,38 Cent netto je kWh plus Steuern, Gebühren und Umlagen.